Bislang kamen viele nicht-amerikanische Pokerspieler bei der WSOP und anderen Turnieren in den USA deutlich besser weg, als einheimische Spieler. Während bei Amerikanern gleich eine substantielle Steuer vom Pokergewinn einbehalten wurde, erhielten viele Europäer die volle Summe ausgezahlt. Ein neues Gesetz könnte ab diesem Jahr jedoch dazu führen, dass 30 Prozent der Gewinne vorerst einbehalten werden.
In den USA sind Poker-Gewinne prinzipiell steuerpflichtig. In vielen europäischen Ländern gilt dies jedoch nicht. Für Spieler, die aus Ländern kommen, in denen Poker-Gewinne nicht besteuert werden und die ein Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA haben, galt bislang, dass sie keine Steuern auf die Gewinne abführen mussten. Unter anderem betraf dies Spieler aus Deutschland und Österreich.
Casinos dürfen keine Steuernummern mehr ausstellen
Die Casinos kümmerten sich bislang um die bürokratischen Hürden. Sie stellten den Spielern schnell und unkompliziert eine Steuernummer, eine sogenannte Individual Taxpayer Identification Numbers (ITIN), aus und mit dieser wurde die Steuerfrage direkt mit dem Finanzamt geregelt, so dass die Spieler nur in ihrem Heimatland Steuern abführen mussten.
Dem hat die amerikanische Steuerbehörde jetzt einen Riegel vorgeschoben. Ende 2015 wurde in den USA der so genannte PATH Act (Protecting Americans from Tax Hikes) verabschiedet. Dieser umfasst zahlreiche Steuerregelungen, unter anderem einen Passus, der von den Behörden so ausgelegt wird, dass ab 2017 nur noch das Finanzamt Steuernummern ausstellen darf.
Russ Fox von TaxableTalk.com berichtete nun, dass das erste Casino in Las Vegas ein Schreiben von der Steuerbehörde erhalten habe, welches explizit darauf hinweist, dass keine Steuernummern mehr vom Casino ausgestellt werden dürfen.
Was bedeutet dies für die Spieler?
Im schlimmsten Fall müssen sich die Spieler nun komplett selbstständig mit dem amerikanischen Finanzamt auseinandersetzen. Das bedeutet, sie müssen mit ihren Unterlagen zu einem amerikanischen Finanzamt und können dort eine Steuernummer beantragen.
Die Frist, bis eine solche Nummer ausgestellt ist, beziffert Russ Fox auf 8-16 Wochen. Erst mit dieser Steuernummer kann man seine Gewinne beim Casino steuerfrei abholen.
Alternativ erhebt das Casino eine Blankoabgabe in Höhe von 30 Prozent. Diese kann sich der Spieler, ebenfalls nachdem er sich selbst eine Steuernummer besorgt hat, im Folgejahr zurückholen, in dem er in den USA eine Steuererklärung abgibt.
WSOP entwarnt, Taxable Talk zweifelt
Auf den Bericht von TaxableTalk.com erwiderte die WSOP mit einem Tweet, der erklärte: „Dies betrifft nicht die WSOP. Wir werden internationalen Spielern bei unseren Veranstaltungen im Rio Casino ITINs ausstellen können."
Russ Fox bezweifelt jedoch, dass die amerikanischen Finanzbehörden zwischen den verschiedenen Casinos unterscheiden, sondern dass der PATH Act so auslegt wird, dass Casinos prinzipiell keine Steuernummern mehr ausstellen dürfen.
Damit die WSOP für internationale Spieler steuertechnisch reibungsfrei abläuft, müsste die amerikanische Finanzbehörde eine Ausnahmeregelung schaffen, oder die generelle Regelung neu überdenken. Sollte dies nicht passieren, droht den Spielern ein bürokratische Hürdenlauf in den USA.
» Bericht von TaxableTalk.com (englisch)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 16.02.2017.