“Revolution” – diesen Namen nimmt das nunmehr ehemalige Netzwerk um Lock-Poker inzwischen wörtlich, wobei “anarchischer Größenwahn” gespickt mit “brachialer Inkompetenz” mindestens ebenso treffend wäre.
Lock verlässt Revolution, entwickelt V2
Was ist überhaupt passiert? Am 29. Oktober erklärte der Online-Poker-Anbieter Lock-Poker, dass er mit sofortiger Wirkung aus dem Revolution-Netzwerk aussteigen werde und unter dem Namen “Lock Poker V2” ganz neu anfangen werde.
Schon der Name “V2” legt nahe, worum es sich hier handeln könnte. Womöglich einfach nur um “Version 2”, aber vielleicht auch um eine Wunderwaffe und eine letzte Option der Verzweiflung, um irgendwie das Ruder im Kampf gegen die chronisch leeren Kassen von Lock-Poker rumzureißen.
Lock-Poker: Nichts geht und das schon immer
Lock-Poker gilt seit über einem Jahr als einer der katastrophalsten Online-Poker-Anbieter überhaupt. Auszahlungen an Spieler brauchen mehr als 4 Monate, die Kommunikation mit den Spielern ist nichtexistent und die Spieler wurden praktisch ohne Ankündigung nach ihren Fähigkeiten getrennt.
Michael Mizrachi, einerder Ex-Lock-Pros
Vor gut anderthalb Jahren verließ der Lock-Poker-Skin das Merge-Netzwerk, kaufte das Cake-Netzwerk und benannte es in “Revolution” um. Es wurden umgehend zahlreiche Lock-Poker-Pros engagiert – unter anderem Annette Obrestad, Chris Moorman, Paul Volpe und die wandelnde Litfaßsäule Michael Mizrachi.
Die gesponserten Pros liefen der Seite im Laufe dieses Jahres allerdings der Reihe nach weg als sich die Probleme Locks immer krasser offenbarten und wie sich jetzt herausstellte, wurde der vormalige Kauf des Cake-Netzwerkes nie vollständig finalisiert.
Nun könnte man meinen, die Posse um Lock-Poker auf den Rücken der Spieler würde mit der “V2” zumindest ein Ende finden: Der Skin verlässt das Netzwerk, kann dann auf seiner ganz eigenen Plattform die Spieler nach Herzenslust nicht auszahlen und hinhalten, verliert in den nächsten Monaten auch die allerletzten Verrückten, die dort noch spielen, hat am Ende mehrere paar tausend Spieler um mehrere Millionen Dollar geprellt und darf dann endlich in der Versenkung verschwinden, die diesem Unternehmen gebührt.
Konter-Revolution: Das Netzwerk schlägt zurück
Revolution GamingAber natürlich ist dem nicht so, denn das Revolution-Netzwerk bläst mit sofortiger Wirkung zum Gegenangriff. In dem Netzwerk sind tatsächlich noch angesehene Anbieter zu finden, allen voran Intertops und diese wollen die Lock-Spieler am liebsten selbst aufnehmen, um möglichst keine Spieler zu verlieren.
So nutzt das Netzwerk seine technischen Möglichkeiten und leitet Spieler, die sich bei Lock-Poker einloggen wollen direkt zu einem anderen Skin um und erklärt den Spielern dort:
Na das ist doch mal was! Ganz großherzig spielt das Revolution-Netzwerk den Full-Tilt-Gedächtnis-Zug und zahlt alle von Lock geprellten Spieler über einen dritten Skin sofort aus!
Aber Moment, da ist ja noch kleingedrucktes für die Spieler, die diese Option wahrnehmen wollen. Denn natürlich gibt es keineswegs sofort Geld. Zwar wurden den ersten Spielern jeweils 50 Dollar transferiert, doch größere Beträge werden sofort problematisch. Dies ist eine Mitteilung, die Pure Poker seinen neuen Spielern zukommen ließ:
Aha! Es sieht also so aus, als wolle man vor allem die kleinen Fische ruhig stellen und die größeren Beträge irgendwie aushandeln. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass man diesen Spielern einen abspielbaren Bonus in Höhe des Lock-Guthabens geben wird. Auf jeden Fall wird das Netzwerk die Spieler nicht sofort auszahlen.
Lock-LogoLock-Poker erklärt sich für unschuldig und das Netzwerk für unrechtmäßig
Lock-Poker will es nun aber nicht dabei belassen, dass die Spieler im Revolution-Netzwerk bleiben und nicht die Lock-Poker-Wunderwaffe ausprobieren. Entsprechend schießt Lock-Poker sogleich mit scharfer Munition gegen sein ehemaliges Netzwerk.
In einer offiziellen Pressemitteilung von Lock heißt es, die Zusammenarbeit sei keineswegs vom Netzwerk beendet worden, sondern von Lock selbst. Lock-Poker habe sich vom Netzwerk trennen müssen, da dieses unzählige Male vereinbarte Verträge verletzt habe. Der Versuch, die Lock-Spieler weiter an das Netzwerk zu binden, sei unrechtmäßig und man werde sämtlichen rechtlichen Mittel bei der Regulierungsbehörde (Curaçao eGaming) ausschöpfen, um den Versuchen des Netzwerks ein Ende zu bereiten.
Ein bitteres Ende für die Spieler
Die Spieler mit signifikanten Einlagen bei Lock-Poker haben damit zur Zeit die Wahl zwischen erhängen und erschießen. Entweder sie setzen auf Locks letzten Versuch, mit “V2” einen funktionierenden Poker-Raum zu betreiben oder sie lassen sich darauf ein, dass ihr Guthaben in einen Bonus umgewandelt wird, den die meisten wohl nie freispielen können.
Es dürfte praktisch kein Zweifel daran bestehen, dass das neue Lock-Angebot nicht funktionieren wird, dafür haben die Verantwortlichen von Lock in den letzten Jahren viel zu viel Inkompetenz bewiesen. Aber das restliche Revolution-Netzwerk schwimmt auch nicht grade im Geld und hat beileibe nicht die Möglichkeiten, die finanziellen Verfehlungen Locks auszugleichen. Das Angebot von Pure Poker scheint zwar das realistischere für die Spieler zu sein, aber de facto heißt dies, dass sich die Spieler ab sofort mental von sämtlichen Lock-Guthaben trennen sollten.
Aber so schwer dürfte die Trennung nicht mehr fallen – schon seit Anfang des Jahres hat kaum jemand mehr einen Pfifferling auf Gelder bei Lock gesetzt. Was jetzt man jetzt beobachten kann, ist nurmehr das letzte Aufbäumen des Anbieters und eine Verzweiflungstat das Netzwerks vor dem endgültigen Aus des wohl unsäglichsten Poker-Anbieters dieses Jahres. Ein weiterer Meilenstein in der Beschmutzung des Rufs von Online-Poker dürfte damit in die Geschichtsbücher eingehen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.11.2013.