Die Europäische Kommission stellte am Mittwoch einen ersten Plan zur europaweiten Regulierung des Online-Glücksspiels vor. Insbesondere wurde angeraten, attraktive legale Möglichkeiten zum Glücksspiel zu schaffen.
Michel Barnier, Mitglied der Europäischen Kommission für Glücksspiel stellte am 27. Juni erste Maßnahmen vor, die das Online-Glücksspiel Europaweit regulieren sollen. Im Herbst will die Kommission einen detaillierten Plan vorlegen, der möglichst alle relevanten Punkte dieses Themas angeht und auf dessen Grundlage in Folge Richtlinien beziehungsweise konkrete Gesetze erlassen werden können.
Barnier schlägt dabei ein ein zweigleisiges Vorgehen vor: Zum einen soll auf breiter Front gegen illegale Seiten vorgegangen werden, zum anderen müssen klare legale Alternativen geschaffen werden.
In Bezug auf die legalen Alternativen sagte Barnier: “Wir müssen die Entwicklung attraktiver legaler Online-Glücksspiel-Anbieter unterstützen. Dies ist wahrscheinlich der einzige Weg, die Kunden davon abzubringen, auf illegale Seiten auszuweichen. Und machen wir uns nichts vor – es wird immer schwer sein, diese ganz auszuräumen. (…) Es ist wichtig, dass legale Anbieter ein hinreichend attraktives Produkt anbieten können, um eine zuverlässige Alternative zu den rechtswidrigen Anbietern zu sein. Andernfalls werden sich die Kunden weiterhin an die illegalen und nicht regulierten Anbieter wenden.”
Auf Online-Poker im speziellen ging Barnier in seinen Vorschlägen nicht ein, dieses wird schlicht unter “Online-Glücksspiel” subsummiert.
Hier einige frei übersetze Auszüge aus des gestrigen Presseschreibens. Auf englisch ist das Schreiben vollständig auf europa.eu zu finden.
Kann Europa etwas zum Schutz der Bürger in Bezug auf Online-Glücksspiel beitragen ohne das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit der Mitgliedsstaaten zu verletzen? Ja, denn kein Mitgliedsstaat kann alleine mit den Risiken dieses Unterfangens umgehen.
Dieser Beitrag Europas kann unterschiedliche Formen annehmen:
– Rigoroses Vorgehen gehen die vielen illegalen Seiten, welche zumeist offshore betrieben werden
– Entwicklung einer legalen Alternative, welche attraktiv genug ist, gegen die nicht regulierten Angebote zu bestehen – diese kann und muss einen Schutz vor den Risiken von unkontrolliertem Online-Glücksspiel bieten.
Wir müssen diese beiden Herausforderungen zusammen anpacken. Deswegen werde ich der Kommission im Herbst einen Plan vorlegen, wie Online-Glücksspiel und -Wetten effektiv zu regulieren und zu beaufsichtigen sind.
Dieser Plan soll detaillierte Antworten auf die Herausforderungen und Handlungsoptionen geben.
1. Schutz der Kunden und Bürger
Fast 7 Millionen Europäer spielen online. Unser Ziel muss es sein, diese Bürger zu schützen (…) unabhängig aus welchem Mitgliedslandland sie kommen.
a) Für ganz Europa muss eine Reihe Sicherheitsgarantien entwickelt werden. Alle Mitgliedsstaaten haben eigene Maßnahmen zum Schutz der Kunden, doch sind diese sehr unterschiedlich. Ich bin zuversichtlich, dass wir (…) auf europäischer Ebene Prinzipien und Maßnahmen zum Schutz finden können.
b) Schutz von Minderjährigen – Kinder nutzen das Internet tagtäglich und wir müssen Möglichkeiten finden, sie daran zu hindern Glücksspiel- und Wett-Seiten zu nutzen.
c) Wir benötigen klare Regeln, wie verantwortungsvolle Werbung gestaltet sein muss. Diese müsste darauf hinweisen, dass die Seiten Minderjährige nicht zulassen und auf die finanziellen, sozialen und gesundheitlichen Risiken von übermäßigem Glücksspiel hinweisen.
d) Vorbeugung und Behandlung von Abhängigkeit – Es gibt derzeit nicht genügend Studien, um verbindliche Schlüsse über das Ausmaß und Schwere des Problems zu ziehen. Die Kommission konsultiert derzeit Experten im Rahmen des “Alive Rap”-Projekts, um bessere Definitionen und Einschätzungen zur Art und Weise und dem Ausmaß des Risikos zu erlangen.
2. Verhindern von Betrug
Bezüglich der Geldwäsche-Richtlinie benötigen wir mehr Klarheit in Hinblick auf Wetten und Glücksspiel und wir müssen für alle in der EU regulierten Anbieter die gleichen Bedingungen schaffen. Auch müssen wir für andere Formen des Betrugs gewappnet sein. Zum Beispiel muss Identitätsdiebstahl angegangen werden und die Betrugssicherheit des Equipments von Online-Glücksspiel muss garantiert werden.
3. Integrität des Sports
Der Schutz der Integrität von sportlichen Wettkämpfen benötigt spezielle Aufmerksamkeit. Die gesellschaftlichen Werte die Sport über alles ausmacht sind in Gefahr. Bei keiner anderen Betrugsform ist es so offensichtlich, dass kein Mitgliedsstaat allein effektive Maßnahmen dagegen ergreifen kann. Wir müssen deswegen garantieren, dass nationale Regulatoren, Online-Wettanbieter und Sportverbände zusammenarbeiten, um Spielmanipulationen zu verhindern.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 28.06.2012.