Der Entwickler von PokerTracker, Steve McLoughlin, erklärt, warum Heads-Up-Displays (HUDs) beim Online-Poker in den Regel überschätzt werden und was der wahre Wert von Tracking-Software ist.
Dies ist eine Übersetzung des am 2. Dezember auf PokerListings.com erschienenen Artikels.
“Ich habe mit einigen bekannten Spielern gesprochen, die darauf bestehen, dass ihr Spielvorteil in der Benutzung von HUDs liegt. Am Ende der Unterhaltung haben haben sie allerdings verstanden, dass ihr Vorteil nicht von den HUDs kommt”, so Steve McLoughlin.
“Es liegt daran, dass sie bessere Spieler sind.”
Es ist klar, dass ein HUD gepaart mit einer Hand-Datenbank einem mehr Informationen gibt, aber nach McLoughlin macht einen das nicht sofort zu einem profitablen Spieler.
Die tatsächliche Stärke der Tracking-Software, sagt er, kommt aus der Überprüfung des eigenen Spiels, dass man seine Stärken und Schwächen finden kann und dass man dies mit den Informationen, die einem ein HUD über die Gegner gibt, zusammenbringen kann.
“Das HUD ist von den Pokerspielern stark überbewertet. Im Grunde ist die Überprüfung des eigenen Spiels nach einer Session viel wichtiger.”
Tatsächlich kann es zu Fehlern im eigenen Spiel führen, wenn man sich nur auf ein HUD verlässt.
Spektren sind nur ein Beispiel, wie HUDs irreführen können
McLoughlin ging einige Szenarien durch bei denen die Daten, die einem das Heads-Up-Display anzeigt, irreführend sein können und veranschaulichte, wie man mit einem HUD einen Gegner auf ein Spektrum setzt.
“Letzten Abend hatte ich ein Gespräch mit Mason Malmuth, dem Besitzer von 2+2. Wir haben darüber gescherzt, dass Spektren von den meisten Leuten missverstanden werden.”
“Ich hab die Hold’em-Spektrum-Anzeige geöffnet und habe den Filter auf 3-Bets gesetzt. Dafür lag die Prozentzahl bei 9,6. Also wir wissen, dass der Gegner in 9,6 Prozent der Fälle 3-bettet. Also, was ist sein Spektrum?”
“Malmuth sah mich an und meinte: ‘Nun, die meisten werden meinen, es seien eben die Top-9,6-Prozent. Aber dieses Spektrum ist falsch gewichtet und deswegen falsch. Tatsächlich ist das Spektrum wesentlich weiter.’”
“Er hat vollkommen recht und tatsächlich sind es 43 Prozent aller Hände, die in diesem Spektrum vertreten sind.”
Hold’em-Spektrum-Anzeige im PokerTracker 4Im jüngsten PokerTracker-Update kann man die Spektren der Gegner anpassen, je nachdem, was man über ihr Spiel weiß.
Womöglich ist der Gegner betrunkenEin anderes Problem ist, wenn Spieler von ihrer üblichen Spielweise abweichen. “Vielleicht ist der Gegner grade betrunken, aber man selbst weiß davon nichts”, so McLoughlin.
“Vielleicht weicht der Gegner von seinem normalen Stil ab, um einen Vorteil gegen einen besonders loosen oder passiven Spieler zu erlangen. Die Statistiken erzählen nicht die gesamte Geschichte.”
Die besten Pokerspieler arbeiten am härtesten
McLoughlin glaubt nicht daran, dass HUDs eine schnelle Abkürzung auf dem Pfad, ein profitabler Spieler zu werden, sind. Er verweist auf die besten Pokerspieler der Welt, um zu zeigen, was es braucht um wirklich gut zu werden.
“Man kann es so sehen, wie den Besitz einer Enzyklopädie: Nur weil man sie hat, wird man auch nicht klüger.”
“Genauso ist es mit PokerTracker: Um ein guter Spieler zu werden, muss man sich nach jeder Session hinsetzen und sein eigenes Spiel analysieren. So machen es die besten Spieler.”
“Nach dem Spiel nutzen sie die Berichte und Filter und lernen etwas über ihr Spiel und das ihrer Gegner. Sie machen ihre Hausaufgaben.”
“Es ist so, wie zur Uni zu gehen. Nur weil man hingeht, wird man nicht schlau. Es kostet Zeit und Aufwand. Das gleiche gilt beim Poker.”
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.12.2013.