Anfang des Jahres schlug der Pokerbot Libratus in einer Challenge vier menschliche Gegenspieler auf höchstem Niveau und schrieb damit Geschichte. Erstmals war Poker in der No-Limit-Heads-Up-Variante quasi 'gelöst'. Jetzt gibt es schon wieder einen neuen Bot namens DeepStack und der soll noch besser sein.
"Spieler hätten auch in jeder Hand folden können"
Laut einem Bericht der Wissenschaftszeitung Science soll der an der Universität von Alberta entwickelte Bot namens "DeepStack" in der Lage sein, 49 Big-Blinds pro 100 zu gewinnen. Bei der oben erwähnten Challenge, in der die Menschen eine deutliche Niederlage kassiert haben, waren es 14,7 Big-Blinds pro 100.
Der Entwickler Michael Bowling sagte gegenüber Inverse.com:
"Wir gewinnen 49 pro 100. Das bedeutet im Klartext, dass die menschlichen Spieler eigentlich jede Hand hätten folden können und das Ergebnis wäre kaum besser gewesen."
"Um es ins Verhältnis zu setzen: Ein professioneller Pokerspieler versucht, in 100 Händen ca. 5 Big-Blinds zu gewinnen. Hat er das geschafft, ist er gut genug, um Profit zu erzielen und möglicherweise davon zu leben. Wir schlagen das mittlerweile um das Zehnfache."
Gradmesser für künstliche Intelligenz
Den Forschern geht es hauptsächlich gar nicht so sehr um das Spiel Poker. Vielmehr stellt die Qualität der Pokerbots eine Art Gradmesser für den Stand der Entwicklung der künstlichen Intelligenz im Allgemeinen dar.
Die in den Programmen benutzten Mechanismen können dann auch in anderen Bereichen zur Anwendung kommen. Bowling hierzu:
"Wenn man Systeme entwickelt, die die Regeln vorab gar nicht kennen, die dazu mit vielen Gegnern und mit unvollständiger Information klarkommen, ist man dem Heiligen Gral in Sachen künstlicher Intelligenz schon sehr nahe.
"Die Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen sind ja meist nicht "ja" oder "nein". Man hat fast nie alle nötigen Informationen und das Ganze beeinhaltet viel Schätzen und Herumraten. Eine K.I., die damit klarkommt, wäre esssentiell.""
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.03.2017.