"Narzisstisch. Unausstehlich. Soziopath." Das sind nur ein paar der Ausdrücke, mit denen William Kassouf in diversen Foren und in den sozialen Medien belegt wurde. Vor allem bei der WSOP 2016, wo er seinen großen Durchbruch feierte, wurde ihm des Öfteren vorgeworfen, komplett "out of line" gewesen zu sein.
Aber es ist heutzutage ja fast schon normal, Menschen im Scheinwerferlicht zu hassen und es gibt mittlerweile viele Leidtragende. William Kassouf gehört aber definitiv nicht dazu.
Unser geschätzter Kollege Dirk Oetzmann hat ihn beim 888Live Festival in Rozvadov getroffen, wo er sein Match gegen Stacy Matuson verlor und hat mit ihm unter anderem darüber gesprochen, wie er die Niederlage verkraftet hat.
"Haters gonna hate"
Kassouf bringt es mit dem Spruch "Haters gonna hate" auf den Punkt. "Viele Leute erkennen mittlerweile, dass ich bei der WSOP unfair behandelt wurde und sogar Extraregeln für mich erfunden wurden. Spieler wie Daniel Negreanu und Michael Niwinski haben das bestätigt."
"Die Kommentare im Internet interessieren mich nicht besonders. Ich mische mich da nicht ein, es bringt einfach nichts. Die Sprücheklopfer haben selber keine Ergebnisse vorzuweisen. Meine Ergebnisse sprechen aber für sich."
Viele Pokerspieler, die beim Main Event der WSOP einen Deep-Run hingelegt haben, müssen sich im Nachhinein für ihr Glück rechtfertigen – als ob jemals ein Spieler in einem Turnier weit gekommen ist, der kein Glück hatte.
Bei Chris Moneymaker hat es Jahre gedauert, bis er von der Poker-Community ernst genommen wurde. Und dabei ist der einer der bekanntesten Spieler der Welt.
Bei Kassouf hat es fünf Monate gedauert, bis er seinen Erfolg vom letzten Sommer nochmals bestätigen konnte. Er hat immerhin den letzten Highroller-Titel einer EPT überhaupt gewonnen und 532.500 Euro kassiert.
"Geld ist einfach nur Geld"
Die Tatsache, dass er den Titel im Wege eines Deals gewonnen hat, ist sekundär. Der Deal war vollkommen legitim.
"Geld ist einfach nur Geld. Den letzten EPT-Titel überhaupt gewonnen zu haben, ist aber ein massiver Erfolg. Das was definitiv wert und es war für beide Seiten ein guter Deal."
Im Endeffekt hat er Recht, Kassouf kam aufgrund einer persönlichen Einladung zum 888Live Festival. Erneut stand er im Scheinwerferlicht wegen seinem "Speech Play", was mittlerweile zu seiner ganz eigenen Marke geworden ist.
"Ich hege keinen Groll gegen niemanden und vor allem nicht gegen Stacy. Ich nehme diese ganzen Sachen nicht allzu ernst. Aber egal was passiert, ich mache es niemandem leicht, meine Chips zu bekommen."
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.02.2017.