Muss man alle Menschen mögen, bloß weil Weihnachten bald vor der Tür steht? Eigentlich schon! Nur für Horst Koch machen wir auch diesen Advent eine kleine Ausnahme.Unser Autor Götz Schrage hat niemanden geschont. Kein Text war ihm zu flach, kein Fernsehauftritt zu schräg. Nach guter alter PokerOlymp Tradition wurde recherchiert; dort wo es wirklich weh tut. – Ob Horst Koch den folgenden Text als verfrühtes Weihnachtsgeschenk begreifen wird? Eher unwahrscheinlich. —- Aber lesen Sie selbst.
Man sieht einen Menschen, vielmehr erspürt ihn mit allen verfügbaren Sinnen und weiß sofort: Von dem Mann werden wir noch einiges hören! Horst Koch ist so eine Erscheinung und als ich ihn vor über zehn Jahren kennen lernen durfte, war mein erster Gedanke. Gebt diesem Talent seine Bühne, gebt ihm ein Mikrophon, eine Fernsehshow oder vielleicht gleich einen ganzen Sender. – Allerdings um mich da wegen meinen medialen Ahnungen auch nicht unverhältnismäßig wichtig zu machen. Nach meinen internen Prognosen sah ich Horst Koch eher als Talk-Gast in den einschlägigen Nachmittags-Shows. So aus der Abteilung âIch heirate meine Sonnenbank und wir wünschen uns ein Babyâ. Oder vielleicht als trauriger Gaststar in der Doku-Soap âIch tausche Krawatteâ. Dann findet sich, übrigens aus gutem Grund, kein Tauschpartner für den blonden Schwaben und ich sitze wieder einmal flennend vor der Glotze.
Aber das Leben ist halt so wunderbar überraschend. Und dass sich die Dinge wirklich niemals im Rahmen meines Erwartungsspektrums entwickeln, bin ich mittlerweile gewohnt. Horst Koch hat die mediale und verdiente Omni-Präsenz zwar erreicht. Allerdings führt er jetzt den Titel âPoker-Experteâ und darauf, so ehrlich möchte ich hier sein, wäre ich nie gekommen. Sollte dieses Jahr noch Tomislav Piplica zum âWelttorhüter des Jahresâ gewählt werden, meine Überraschung könnte nicht größer sein.
Noch dazu wurde Horst Koch trotz seiner legendären Sakkos der Titel âPoker-Experteâ nicht vom Verband der Achromaten verliehen. Nein, der allseits kompetente SPIEGEL hat ihm zum Sachverständigen erkoren. Horst Koch überall. Ob in der klassischen Printausgabe, oder in dem sonst nicht minder respektablen Magazin SPIEGEL-TV. Poker ist das Thema und Horst ist dabei. Zuletzt zu sehen und zu hören im Beitrag âVolkssport Zockenâ (RTL 3.12.2006). Da darf dann Koch Sätze sagen, an denen selbst hoch bezahlte Drehbuch-Autoren scheitern würden. Zitat aus der oben genannten Sendung: âWenn man überlegt, dass dieses Pokerspiel mehr Anhänger hat wie überhaupt ein Fußballspiel, kann man sich das in Gedanken gar nicht vorstellenâ.Da fehlt mir der Mut. Mir jetzt was zu überlegen, was ich mir dann in Gedanken gar nicht vorstellen kann. Da scheitere ich schon rein intellektuell und dann noch gedanklich auch. Selbstverständlich ohne mir das dann vorzustellen. Wie bekomme ich diesen Satz wieder aus dem Kopf, ohne meinen Therapeuten anzurufen? Und warum macht RTL aus solchen Knüllern nicht gleich ein wöchentliches Erfolgsformat? âDie lustigsten sprachlichen Hoppalasâ Einfach Kamera draufhalten, Ton ab und fertig. Den Grimme-Preis gibt es garantiert dann als Zugabe. Was immer Dittsche kann, Koch kann es besser. Der Unterschied ist nur Kochs Sätze ergeben mehr Sinn. – Wobei festlegen möchte ich mich da auch nicht. Formulieren wir es anders, Horst Koch kommt garantiert nicht im Bademantel ans Set wie dieser Olli Dietrich.
Aber verlassen wir einmal kurz den âBranchen-Guru Horst Kochâ(Zitat: Spiegel 48/06 S 50) und kümmern uns ein wenig um den SPIEGEL. Vier Beiträge in gerade mal zwei Wochen. Zweimal Printversion, zweimal SPIEGEL-TV. Ist das Zufall? Kann man das bestellen und wenn ja bitte wo? Die journalistische Sorgfalt wurde jedenfalls großzügig bei der Garderobe abgegeben. Alles wird nach einem Schema abgehandelt. Es gibt einmal den unbestrittenen Poker-Boom, dann muss es immer einen tragischen Helden geben, der in einer Suchtklinik oder sonst wo sitzt. In der Version RTL vom 3.12. ein âGas-Installateurâ, der angeblich 4 Millionen Euro verzockt hat und nach insgesamt 6 ½ Jahren Gefängnis jetzt beim therapeutischen Korbflechten Auskunft geben darf über Spielen als Suchtproblem.Keine Zusatzfrage und kein erklärendes Wort der SPIEGEL-Reporterin, wie man denn als âGas-Installateurâ zu soviel Geld kommt. Oder Details, weswegen der junge Mann schlussendlich verurteilt wurde. Nichts Genaues weiß man, oder erfährt man. Es bleibt nur dieses dumpfe Gefühl der Gefahr. Und das ist wahrscheinlich auch so gewollt.
Vielleicht sind Zahlen auch nicht die wirklich Stärke von SPIEGEL-TV. Einen Tag später dürfen wir die immer reizende und kompetente Katja Thater bei einem Turnier beobachten. Die Kamera hält drauf und Katja hält wiederum ein Paar Könige in der Hand. Ihr Gegner stolzer Besitzer von Dame, Bube. Die Stimme aus dem Off taxiert Katjas Hand mit âangeblich 70% Favoritâ (Die PokerOlymp User wissen es sind annährend 85%) Wahrscheinlich hat sich der SPIEGEL als âOdds-Expertinâ Tatjana Gsell geholt und die hat das im Kopf ausgerechnet. Jedenfalls Katja verliert die Hand und der Reporter hat seinen âBeweisâ. Pokern ist doch kein Strategiespiel oder was?Wie auch immer, ich habe jetzt vorerst mal genug von Horst Koch und der sonderbaren SPIEGEL-Berichterstattung. Wobei, ich lebe ja in Wien. Da liest man seine Magazine selbstverständlich im Cafehaus. Auch die Kellnerinnen tun das, wenn das Lokal mitunter ein wenig schwach besucht ist. Meist bedient mich Frau Brigitte. Eine Perle, noch dazu eine gebildete Perle und eine aufmerksame Leserin. Mit ihr habe ich jetzt einen Deal. Wenn mir die Frau Brigitte den aktuellen SPIEGEL zum Cafe kredenzt, dann erst nachdem sie das Magazin gründlich studiert hat. Um Missverständnisse tunlichst zu vermeiden, markiert sie die unbedenklichen Ausgaben mit âHKFâ. Der gewitzte Leser ahnt es längst. HKF steht für Horst-Koch-Frei. Mit meinem schmalen Gehalt als Chefredakteur dieses wunderbaren Magazins kann ich mir eine zweite wöchentliche Therapiestunde nicht leisten. Unmöglich. Da investiere ich lieber in zwei Euro Extra-Trinkgeld. Das beruhigt mich und die Frau Brigitte freut es auch.
Falls Sie auch unter ähnlich phobischen Reaktionen leiden, sprechen Sie am besten mit der Servierkraft Ihres Vertrauens. Es zahlt sich aus.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.12.2006.