Unsere Artikelserie zum Spiel mit Hilfssoftware neigt sich langsam dem Ende entgegen, doch fehlen noch zwei wesentliche Punkte. Zunächst sollen zwei Beispiele die bislang gelieferten Informationen in ihrer praktischen Anwendung illustrieren und zum Abschluss gibt es dann noch eine kurze Einführung in die Analyse des eigenen Spiels.
Zwei Beispiele
Wie in den bisherigen Ausführungen schon anklang, ist die Vielfalt schier unbegrenzt. Insofern könnte man unzählige Beispiele anführen, wie Werte des PT3 in konkreten Situationen umzusetzen sind, doch dies würde den Rahmen sprengen.
Aus diesem Grund hier zwei Standard-Beispiele, die zeigen, wie man mithilfe der gegnerischen Werte zu einer langfristig profitablen Entscheidung kommt.
Beispiel 1a: Eine Fullring-Partie mit Blinds von 1 $/2 $. Unser Spieler hält in UTG Ax Kx und raist auf 6 $. Der Hijack callt und der Button reraist auf 22 $. Das HUD zeigt für ihn 24/18 und einen AF von 2,7 in 756 Händen an. Nach einem kurzen Blick in das HUD sieht unser Spieler, dass der Button eine 3-Bet-Quote vor dem Flop von 9 Prozent hat. Unser Spieler reraist auf 60 $ und beide Spieler folden.
Erklärung: Die hohe 3-Bet-Quote vor dem Flop des Button zeigt, dass unser Spieler mit seiner Hand gegen dessen Spektrum deutlich vorne liegt. Die Hand des Hijack ist vermutlich nicht sonderlich stark, da dieser nur callte. Mit dem Reraise demonstriert unser Spieler große Stärke und hat gute Chancen, den Pot direkt einzustreichen. Ein Call wäre nicht einmal halb so gut, da er die Hand ohne Position spielen müsste und den Hijack zu einem Call einladen würde.
Beispiel 1b: Eine Fullring-Partie mit Blinds von 1 $/2 $. Unser Spieler hält in UTG Ax Kx und raist auf 6 $. Der Hijack callt und der Button reraist auf 22 $. Das HUD zeigt für ihn 8/6 und einen AF von 3,1 in 627 Händen an. Nach einem kurzen Blick in das HUD sieht unser Spieler, dass der Button eine 3-Bet-Quote vor dem Flop von 2 Prozent hat. Unser Spieler foldet.
Erklärung: Es gibt zwar keine absolute Sicherheit, dass unser Spieler hinten liegt, aber das gegnerische Spektrum ist in diesem Fall zu stark, da es auf Asse, Könige, Damen, Buben und AK eingegrenzt werden kann. Dagegen schneidet unser Spieler schlecht ab, zudem hat er keine Position.
Beispiel 2a: Eine Fullring-Partie mit Blinds von 1 $/2 $. Unser Spieler sitzt auf dem Button und hält 9x 9x . Der Spieler in UTG raist auf 6 $ und alle anderen folden, nur unser Spieler callt. Auf dem Flop kommen Q 6 5 . Der Spieler in UTG setzt 10 $. Er hat 19/17 und einen AF von 2,9. Bei einem Blick ins HUD stellt unser Spieler fest, dass er in 86 Prozent der Fälle eine Continuation Bet bringt. Unser Spieler callt.
Erklärung: Das Board ist recht günstig für unseren Spieler und gegen das Spektrum von UTG liegt er gut im Rennen. Die CB von UTG sagt quasi nichts aus, da er diese praktisch immer bringt (wenn man davon ausgeht, dass er bisweilen mit mehreren Gegnern konfrontiert ist, kann man sogar annehmen, dass er im Heads-Up immer eine C-Bet bringt.) Ein Call ist damit fast selbstverständlich.
Beispiel 2b: Eine Fullring-Partie mit Blinds von 1 $/2 $. Unser Spieler sitzt auf dem Button und hält 7x 7x . Der Spieler in UTG raist auf 6 $ und alle anderen folden, nur unser Spieler callt. Auf dem Flop kommen Q 6 5 . Der Spieler in UTG setzt 10 $. Er hat 12/11 und einen AF von 1,9 nach 1.467 Händen. Bei einem Blick ins HUD stellt unser Spieler fest, dass er in 59 Prozent der Fälle eine Continuation Bet bringt. Unser Spieler foldet.
Erklärung: Gegen diesen Kontrahenten ist ein Paar Siebenen in dieser Situation nicht mehr viel wert. Das gegnerische Spektrum ist per se schon sehr stark und die niedrige Continuation-Bet-Quote spricht dafür, dass er nur mit soliden Händen auf dem Flop erneut setzt. Gegen einige Hände liegt unser Spieler vielleicht noch vorne, doch gegen die überwiegende Zahl der Hände sieht es mau aus.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 31.01.2011.