Kaum etwas ist in der modernen Pokerwelt so unverzichtbar wie eine Hilfssoftware, die bestimmte Werte über die Gegner anzeigt. Doch es reicht nicht nur, ein Programm wie PokerTracker oder Hold’em Manager mitlaufen und anzeigen zu lassen, man muss die Statistiken auch zu interpretieren wissen. In der folgenden Artikelserie wollen wir anhand des PokerTracker aufzeigen, welche Statistiken überhaupt sinnvoll sind, was sie bedeuten und wie man das eigene Spiel daran ausrichtet.
Dies kann allerdings nur in einem begrenzten Rahmen erfolgen und bietet lediglich eine Anleitung für den ungeübten Spieler. Wer schon viel Erfahrungen mit einer Hilfssoftware gemacht hat, wird hier wenig bis nichts Neues finden und muss nicht unbedingt weiterlesen. Vielleicht findet sich aber auch für den geübten PokerTracker-Benutzer der ein oder andere hilfreiche Hinweis.
Beginnen wollen wir mit den vier grundlegenden Werten, doch zuvor eine kleine Einführung darin geben, was solch ein Programm überhaupt ist und leistet.
Das Basiswissen:
PokerTracker (oder alternativ der Hold’em Manager) ist eine Software, die aktuell für Hold’em 89,95 $ und für Omaha und Hold’em 144,95 $ kostet. Man lädt diese herunter und kauft anschließend den Zugangscode. Durch Konfiguration beim Anbieter (bitte darauf achten, ob das jeweilige Internetcasino PokerTracker (in der Folge kurz: PT3) auch unterstützt) und des PT3 zeichnet das Programm alle selbst gespielten Hände auf und speichert diese in einer Datenbank.
Gleichzeitig gibt es eine Bildschirmanzeige, das sogenannte HUD, das alle wissenswerten Informationen aus früheren Händen gegen Gegner, die aktuell mit einem am Tisch sitzen, anzeigt. Die gespeicherten Hände werden also in Informationen umgewandelt, die Auskünfte über jeden Gegner geben, mit dem man schon einmal am Tisch saß.
Wichtig ist, dass diese Infos erst ab einer gewissen Datenmenge aussagekräftig sind. Wie viele Hände man braucht, darüber scheiden sich die Geister, aber mehr als 100 sollten es schon sein, bevor die Auskünfte einigermaßen stichhaltig sind.
Recht verbreitet ist das Tauschen von Daten, doch ist dies bei vielen Anbietern verboten und generell unfair. Bitte also nur Daten verwenden, die man selbst generiert hat.
Die Grundinformationen:
Startet man den PokerTracker nach erfolgreicher Konfiguration zeigt er automatisch vier gegnerische Werte an. Diese sind:
1. VPIP
2. PFR
3. AF
4. Hände
Gehen wir diese der Reihe nach durch und erklären anschließend, wie man aus diesen vier Werten verwertbare Schlussfolgerungen zieht.
1. VPIP
Diese Statistik sagt aus, wie oft sich ein Gegner freiwillig am Pot beteiligt, im englischen Original ist es die Abkürzung für „voluntarily put $ in the pot“ oder kurz VPIP. Gezählt werden also nur Hände, in denen der Spieler nicht im Big Blind sitzt und zu ihm gecheckt wird.
Das Spektrum reicht dabei von unter 10 (sehr tight) bis zu über 80 (extrem loose). Während beim Shorthanded gute Spieler in der Regel Werte zwischen 15 und 30 (je nach Ansatz) haben, sind diese beim Fullring niedriger und liegen etwa zwischen 12 und 20.
2. PFR
Diese Statistik sagt aus, wie oft ein Spieler vor dem Flop raist, im englischen Original die Abkürzung für „preflop raise“. Hier ist insbesondere interessant, wie das Verhältnis von VPIP und PFR aussieht. Je größer die Differenz, desto passiver der Spieler. Bei sehr aggressiven Spieler kann dieser Wert über 20 liegen, es gibt aber auch sehr passive Zeitgenossen, die eine nackte Null vorweisen.
3. AF
Diese Statistik sagt aus, in welchem Verhältnis ein Spieler nach dem Flop aggressiv bzw. passiv ist, im englischen Original die Abkürzung für „aggression factor“. Der Wert wird so ermittelt:
AF = (Bets in % + Raises in %) : (Calls in %)
Wer nach dem Flop genauso oft setzt oder raist wie er callt, hat demnach einen AF von 1. Bei Spielern, die nach dem Flop sehr aggressiv sind, kann der Wert bis auf 3, 4 oder noch höher steigen. Es gilt zu beachten, dass Checks und Folds in dieser Statistik nicht enthalten sind, sondern nur Hände, in denen der Gegner setzt oder raist.
Wichtig: Der angezeigte Wert bezieht sich auf alle drei Setzrunden nach dem Flop, bzw. deren Mittelwert.
4. Hände
Diese Statistik ist reichlich simpel, sie gibt schlicht an, auf wie viele Hände sich die angegebenen Werte beziehen. Wie erwähnt gilt hier je mehr, umso besser, und erst ab 100 Händen können halbwegs verlässliche Schlüsse gezogen werden.
Beschreibt man einen Gegner, gibt man zunächst VPIP und PFR als Stammwerte an. Hat ein Spieler 14/9, bedeutet dies also, dass er einen VPIP von 14 und einen PFR von 9 hat. Analog wird mit anderen Werten verfahren.
Fortsetzung morgen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 28.01.2011.