Das Buch „Erfolgreich Bluffen beim Texas Hold´em Poker“ bekommt von mir die maximale Kaufempfehlung. Wer das neueste Werk von Alex Lauzon nicht liest, ist selber schuld und wer es liest, ohne es zu verstehen, versäumt originäre Ideen und nützliche Tricks für ein profitableres Spiel. Das ist die Essenz meiner vielleicht ein wenig verwirrenden Rezension: Betrachten Sie diese Einleitung für den zur Eile und Hast neigenden Pokerspieler also als kleines Service der Redaktion. Dem geneigten Leser mit erhöhter Tagesfreizeit und der entsprechenden Neugier erläutere ich im folgenden Text meine Gedanken etwas ausführlicher.
Fangen wir den so wichtigen Äußerlichkeiten an. Edel verarbeitet in der gebundenen Ausgabe. Ein angenehmes Format, das Buch liegt gut in der Hand. Der Schutzumschlag ist für die grellen Verhältnisse der farbenfrohen Pokerwelt halbwegs dezent gestaltet und lässt sich leicht entfernen. Spätestens dann können Sie sich auch an öffentlichen Plätzen der Lektüre von „Erfolgreich Bluffen beim Texas Hold´em Poker“ widmen, ohne lästige Fragen zu Ihrem selbstgewählten Hobby befürchten zu müssen. Und sollte sich ein besonders neugieriger Zeitgenosse nicht abschütteln lassen, gibt es nichts, wofür sich schämen müssten. Alex Lauzon hat ein gutes, gescheites Buch geschrieben. Wahres Pokerwissen wird erzählerisch und wohl dosiert vermittelt. Da lebt jemand Poker und nimmt sich die Zeit über seine Passion zu schreiben.
Didaktisch agiert der Autor nach folgendem Prinzip. Erst wird die Weisheit präsentiert, manchmal ein wenig grob und mitunter durchaus von gehobenem theoretischen Ansatz, aber genau in dem Moment, wo man sich als Leser damit abfindet für den Wissenszuwachs anstrengen zu müssen, kommt ein gemütliches: „Lassen Sie mich dazu eine kurze Geschichte erzählen“. Dann fügt sich alles charmant und verständlich zusammen und man freut sich auf die nächste Gelegenheit, in denen man sich mit den frisch gewonnenen Erkenntnissen am Pokertisch versuchen kann.
Auf knapp zweihundert Seiten wird auf all die Situationen, die wir Spieler allzu gut kennen, eingegangen. Man hat halt so öfters Nichts und viel zu selten Viel. Deswegen kann man sich so gut mit dem Untertitel des Buches identifizieren. „Gewinnen mit dem schwächsten Blatt“. – Wobei, ich wäre ja schon zufrieden, hie und da mit dem zweitstärksten Blatt zu gewinnen. Trotzdem gefällt mir der programmatische Untertitel wesentlich besser. Bei allem Respekt vor dem sicher tüchtigen und kompetenten Lektorat des Riva-Verlages, aber „Erfolgreich Bluffen beim Texas Hold´em Poker“ mag grammatikalisch geprüft und für richtig befunden worden sein, trotzdem schmerzt das „beim“ ein wenig und unwillkürlich ist man versucht dem „Poker“ noch ein unschuldiges (und ebenso schmerzhaftes) „n“ hintan zu hängen – Keine runde Sache jedenfalls und titeltechnisch kein casinomäßiger Selbstläufer.
„Gewinnen mit dem schwächsten Blatt“ ist da ungleich griffiger. In Spielerkreisen wird man wohl schlicht vom „neuen Lauzon“ sprechen. Durchaus praktikabel bis zum nächsten Lauzon, auf den ich zumindest freudig hoffe.
Themen gäbe es genug, das aktuelle Buch weist mit seinem Ansatz den richtigen Weg und ist deshalb so empfehlenswert. Die große Blase im deutschsprachigen Raum ist längst geplatzt.. Zwei Bücher lesen und mehr Glück mit AK reicht einfach noch nicht, um das Main Event der WSOP mit einiger Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Poker ist Spaß und macht Spaß. Aber für eine erfolgreiche Karriere am Spieltisch ist neben Talent auch die Bereitschaft notwendig sich mit all den zwingenden Feinheiten auseinanderzusetzen.
„Erfolgreich Bluffen beim Texas Hold´em Poker“ ist genau deshalb so ein gelungenes Fachbuch. Statt Alles – und somit letztendlich Nichts – auf wenigen Seiten zusammenzufassen, nimmt sich der Autor Zeit, detailliert auf spezielle Situationen einzugehen. Dabei spielt jetzt keine große Rolle, ob Lauzon in jedem der geschilderten Beispiele immer den optimalen Schluss zieht und den optimalen Spielzug empfiehlt. Diesen Anspruch erfüllen zu wollen, wäre auch anmaßend. Die Stärke des Buches liegt in dem Ansatz, sich entsprechend angeleitete Gedanken zu machen.
Wäre mein Latein nicht ähnlich schwach wie mein Omahaspiel, würde ich spontan den alten Descartes „Cogito ergo sum“ für Lauzon in ein „Ich denke, also gewinne ich“ abwandeln. Weil es beim Pokerspielen einfach darum geht, in jeder Hand und folglich in jeder Situation ein Konzept zu haben, statt sich willenlos treiben zu lassen und genau das wird dem Leser klar und verständlich vermittelt. Deswegen beende ich diese Rezension zwingend und leichten Herzens mit einer dringenden Kaufempfehlung.
Götz Schrage
PS: Spieler neigen schnell zu paranoiden Querschlüssen und angeblich hacken sich die schreibenden Pokerkrähen höchst ungern ein Auge aus. Alex Lauzon gehört zugegeben zu den geschätzten PokerOlymp-Autoren, ist mir persönlich allerdings noch nie begegnet. Weder korrespondieren wir, noch haben wir jemals telefoniert und Geld ausgeliehen habe ich mir bisher auch noch keines. – Könnte sich allerdings nach dieser Hymne selbstverständlich ändern, besonders weil ich mich nach der Lektüre entsprechend motiviert ins Spielgeschehen stürzen werde. Andererseits verdanke ich Alex Lauzon schon jetzt eine Menge. Mit dem Kapitel: „Misslungener Bluff und indirekter Profit“ schafft er es, Teile meins Leben in fünf Worte zu meißeln und wenn der „indirekte Profit“ jetzt noch zum direkten mutiert, blicke ich vertrauensvoll in die Zukunft.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.07.2008.