Der Bankrott der Dachgesellschaft der EPIC Poker-League hinterlässt einen weiteren Scherbenhaufen in der Poker-Welt und kostet die Branche abermals ein gutes Stück Respekt und Anerkennung.
Genug ungewaschene schmutzige Wäsche
Es ist nicht so, dass die Poker-Welt diesen Zusammenbruch zum Amüsement der schreibenden, twitternden und entrüstenden Zunft benötigt hätte. Es gab genug ungewaschene schmutzige Wäsche in den letzten zwölf Monaten. Neben der FBI-Sperre der großen Pokerseiten in den USA, dem beispiellosen Zusammenbruch von Full Tilt und dem Betrug in dreistelliger Millionenhöhe seitens der Inhaber, diversen Schiebereien auf den High-Stakes (Jose Macedo zum Beispiel), Trojanern und Bots war es eigentlich unnötig eine aufgeblasene Live-Turnier-Serie ins Leben zu rufen, nur um sie publikumswirksam wieder platzen zu lassen. Der Skandale hatten wir genug.
Nun könnte man einwenden, dass die EPIC Poker-League einfach nur ein sehr ambitionierter Versuch war und dass die meisten ambitionierten Versuche schon im Ansatz scheitern, so wie aus nur fünf Prozent aller Start-Ups am Ende ein funktionierendes Unternehmen wird.
Epic FailAber nach Offenlegung der Insolvenz-Erklärung der Federated Sports & Gaming Inc., welche die EPL betrieb, scheint es so, als wären die Ambitionen der Betreiber in erste Linie persönlicher Natur gewesen. Das an sich ist zwar noch nicht verkehrt, aber wenn eine Auszahlung der Betreiber vor dem Wohl und Wehe des Unternehmens steht, verdrehen sich die Verhältnisse.
Forderungen seitens der Betreiber trotz Insolvenz
Noch nach der Insolvenz-Erklärung beantragten die Betreiber eine Summe in Höhe von über $450.000 zurückzuhalten, um Auszahlungen für die Betreiber der Federated Sports & Gaming Inc. vorzunehmen – ein Antrag der reichlich unangebracht scheint in Anbetracht der finanziellen Lage, die über 5 Millionen Dollar Schulden gegenüber einer Finanzreserve von unter $20.000 sieht. Genommen werden sollte das Geld aus den Reserven der Heartland-Poker-Tour. Diese hat die EPL zwar formal im letzten Jahr erworben, aber die Kaufsumme in Höhe von knapp 2 Millionen Dollar noch nicht mal bezahlt.Dabei ist die Heartland-Poker-Tour das einzige Unterfangen der EPL, welches profitabel wirtschaftet – beziehungsweise wirtschaften konnte, bis die Betreiber der EPL Geld aus der Tour pumpten um es anderweitig auszugeben.
Annie DukeEs ist fast zu einfach, darauf hinzuweisen, dass einer der federführenden Betreiber der EPL Annie Duke ist und dass diese die Schwester von Howard Lederer ist, der mit Betrug bei Full-Tilt schon reichhaltige Erfahrungen gemacht hat. Bei der EPL kommen einfach viele Absonderlichkeiten zusammen, die schon im Ansatz das Selbstverständnis der Betreiber in ein absurdes Licht rücken.
Absurde Konzepte und alberne Regeln
Was sollte zum Beispiel das Konzept, eine Turnierserie mit einem Buy-In von $25.000 bei der zusätzlich pro Turnier auch noch mehrere hunderttausend Dollar auf den Preispool obendrauf gepackt wurden? Dazu kam der Plan, den besten Spielern der Serie $1.000.000 in Form eines Freerolls zu schenken. Klar freuen sich alle über große Preisgelder, aber irgendwer muss die auch bezahlen und so lange für Poker-Übertragungen keine überteuerten Fernseh-Rechte verkauft werden, wird dieses Geld auch nicht einfach vom Himmel fallen.Um bei der EPL mitzuspielen, reichte es aber keineswegs, einfach nur das Startgeld zu entrichten. Die Betreiber nahmen sich raus mittels einer Art Ethik-Kommission zu entscheiden, wer startberechtigt ist und wer nicht. Um die Ernsthaftigkeit der Kommission zu unterstreichen wurden auch gleich die Full-Tilt-Betrüger Bitar und Co. ausgeschlossen – als würden diese es überhaupt vom Flughafen bis an den Pokertisch schaffen ohne entweder gelyncht oder festgenommen zu werden.
Passenderweise wurde das erste große EPL dann trotzdem von einem bekannten Betrüger, Chino Rheem gewonnen. Dieser durfte trotz seiner enormen Schulden in der Poker-Welt an dem Turnier teilnehmen.Quasi zum Ausgleich wurde wenig später der vorbestrafte Michael Divita nachträglich von einem Turnier ausgeschlossen. Warum bereits verbüßte Straftaten einen hinreichenden Grund zum Ausschluss darstellen, konnte von der EPL bis heute keiner erklären und warum Divita, der während des laufenden Turniers ausgeschlossen wurde, nicht mal sein Startgeld zurückerhielt, ist ebenso rätselhaft.
Am Ende bleibt von der hochtrabenden Serie nicht mehr als ein Bild des Jammers über das sich nun von allen Seiten Spott und Häme ergießt. Außenstehende haben nun einen weiteren Grund mit dem nackten Finger auf Pokerspieler zu zeigen und darauf hinzuweisen, dass es eben doch einer Wild-West-Tradition entspringt in der Falschspielen, Betrug und Fieber-Fantasien vom schnellen Reichtum an der Tagesordnung sind. Vielen Dank für die Dienst, EPL!
Zumindest ist bei uns in einem Monat in Berlin die EPT. Und wenn wir nicht wieder überfallen werden, könnte das Turnier ja mal wieder eine positive Erfahrung sein.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 16.03.2012.