Gestern lief im Dusk-Till-Dawn-Kasino im britischen Nottingham ein £25-Turnier mit einem ganz neuen Konzept: unterschiedlichen Preispools für die Spieler.
Im Grunde berichten wir eher selten über Turniere mit einem so niedrigen Buy-In, auch dass bei dem Turnier in Nottingham mit Roberto Romanello und Sam Trickett zwei bekannte Spieler teilnahmen, ändert eigentlich nichts daran. Aber das Turnier im Dusk-Till-Dawn-Kasino hatte ganz besondere Spezialität zu bieten: Anstatt mit einem Buy-In um einen Preispool zu spielen, spielten die Teilnehmer mit bis zu drei Buy-Ins um drei verschiedene Preispools.
Ausgedacht hat sich das Konzept Roberto Romanello und es funktioniert wie folgt: Die Spieler entscheiden vor Beginn des Turnieres, welches Buy-In sie entrichten möchten, £25, £50 oder £100. Jeder Spieler erhält gleich viele Chips, das Turnier wird wie ein normales £25-Turnier ausgespielt und alle Spieler erhalten entsprechend ihrer Platzierung ihr Preisgeld in dem £25-Turnier. Alle Spieler, die mindestens £50 entrichtet haben, spielen gleichzeitig um einen weiteren Preispool, der entsprechend ihrer Platzierung im eigentlichen Turnier gezahlt wird. Ebenso spielen alle Spieler, die £100 entrichtet haben um einen dritten Preispool, der ebenfalls entsprechend ihrer Platzierung im eigentlichen Turnier ausgezahlt wird.
Ein Beispiel: Insgesamt nehmen 175 Spieler teil, davon zahlen 100 ein Buy-In von £25, 60 ein Buy-In von £50 und 15 ein Buy-In von £100. Alle Teilnehmer spielen dann um einen Preispool von £25 * 175 = £4.375. Die 75 Spieler, die £50 oder £100 entrichtet haben, spielen zusätzlich um einen Preispool von £25 * 75 = £1.875 und alle Spieler, die £100 entrichtet haben, spielen zusätzlich um einen Preispool von £50 * 15 = £750. Die Auszahlungen in den letzten beiden Preispools richten sich nach der Platzierung im Leaderboard des gesamten Turniers bereinigt um die Spieler, die nicht für die höheren Preispools berechtigt sind.
Die Idee hinter dem Konzept ist, dass man in einem Abwasch ein sehr günstiges und gleichzeitig ein teureres Turnier anbieten kann. Der Spieler selbst kann entscheiden, ob er die volle Gebühr entrichten möchte und um alles Geld spielen will oder ob er sich mit weniger begnügen möchte.
Eine kleine Infografik mag das Konzept visuell erklären:
Ob dies ein tragfähiges Konzept ist, wird sich noch zeigen müssen. Doch zeichnen sich jetzt schon Probleme ab:
Chips haben für verschiedene Spieler einen krass unterschiedlichen Wert. Die Chips eines Spielers, der sich für £100 eingekauft hat, sind potentiell viermal so viel wert wie die Chips eines Spielers, der sich nur für £25 eingekauft hat. Collusion wird so zu einem ernsthaften Problem, egal ob explizit oder implizit.
Die Turnierdirektion muss die Spieler aller Preispools separat führen und die Spieler über ihre aktuelle Platzierung informieren können. Die Information, dass dass nur noch 50 von 100 Spielern im Turnier sind, ist für einen Spieler, der das höchste Buy-In entrichtet hat, eventuell uninteressant, wenn sein eigener Preispool schon vor der Bubble steht.
In diesen Turnieren muss prinzipiell drei Mal Hand für Hand gespielt werden – jeweils wenn die Bubble eines Preispools ansteht. Dies könnte für die Spieler zermürbend sein.
Insbesondere um die jeweiligen Bubbles herum spielt die eigene Tisch-Konstellation eine überproportionale Rolle, da die Bubble bei den teureren Preispools nur für einige Spieler relevant ist.
Nichtsdestominder wurde das Konzept des Multi-Preispool-Turniers (MPP) beim gestrigen Auftakt-Versuch in Nottingham gut angenommen. Gleich 177 Spieler nahmen an dem Turnier teil. Der Erfinder des Konzepts, Roberto Romanello spielte sich auch gleich auf Platz 2. Das Dusk-Till-Dawn-Kasino ließ sich das gesamte MPP-Konzept gleich patentieren und man darf gespannt sein, ob daraus in Zukunft ein Trend wird.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.01.2013.