Poker ist ein sehr komplexes Spiel und es gibt bezüglich der optimalen Spielweise nur wenige in Stein gemeißelte Gesetze. Einige der bekanntesten dieser Gesetzmäßigkeiten beim Poker wollen wir hier kurz und übersichtlich vorstellen.
Diese Theoreme der Poker-Strategie sind vergleichsweise universal gültig, wobei nur das erste hier aufgeführte tatsächlich ein Theorem im Sinne der Bedeutung des Wortes ist. Die anderen sind eher Richtlinien.
Fundamentales Theorem
Das wohl älteste Poker-Theorem stammt von David Sklansky aus dem Buch Theory of Poker und hat unabhängig vom Spiel, von der Situation und den Gegnern bestand:
Im groben besagt dieses Theorem, dass es für uns immer vorteilhaft, wenn unsere Gegner unsere Karten nicht kennen und anders spielen als hätten sie Kenntnis von unserer Hand.
Ein Beispiel: Wir halten 5 5 beim Texas Hold’em und erhöhen damit preflop aus mittlerer Position. Der Spieler im Big Blind callt mit 9 9 . Flop: A Q T♥ . Der Big Blind checkt, wir setzen und der Big Blind foldet. In diesem Moment wirft unser Gegner eine Hand weg, die fast 90 Prozent Gewinnwahrscheinlichkeit hat, aber da unser Gegner dies nicht weiß, ist ein Weiterspielen für ihn keine gute Option.
Ein Lemma des fundamentalen Theorems ist, dass man beim Poker genau dann langfristig Gewinn macht, wenn die Gegner Fehler machen. Und “Fehler machen” heißt beim Poker in fast allen Fällen: Eine Hand anders spielen, als man es unter Kenntnis der Karten des Gegners machen würde.
Baluga Theorem
» Das sogenannte Baluga Theorem
Das Baluga Thereom stammt aus dem Jahr 2006 und hat bis heute vor allem gegen schwächere Gegner Bestand:
Eine etwas einfachere, drastischere Formulierung des Theorems lautet: Gegner, die eine Bet auf dem Flop callen und auf dem Turn raisen, haben fast immer ein Set.
Das Baluga Thereom beruht vor allem Erfahrungswerten, die sich über die Jahre immer wieder bestätigt haben. Wenn schwache Spieler eine starke Hand auf dem Flop treffen, machen sie fast immer erst auf dem Turn Alarm. Den Flop spielen sie praktisch immer langsam.
Ein Beispiel: Wir raisen mit A K und der Small Blind callt.
Flop: A 8 2 . Nach einem Check setzen wir und der Small Blind callt.
Turn: 5 . Nach einem weiteren Check setzen wir abermals und der Small Blind bringt einen Min-Raise.
Ist der Small Blind ein schwächerer Spieler, hat er hier mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ein Set oder Two-Pair (Aces-Up) und wir sollten unser Top-Pair ohne weiteres Nachdenken entsorgen.
Wichtig ist der Zusatz, dass es sich um schwächere Spieler handeln muss, also Spieler auf den niedrigeren Limits. Fast immer korrekt ist das Theorem bei passiven und etwas zu loosen Spielern. Gute und aggressive Spieler bringen auf dem Turn auch gerne mal Raises als Bluff oder Semi-Bluff. Gegen diese Spieler sollte man als nicht automatisch passen. Wobei auch hier gilt: Nach einem Raise ist eine Ein-Paar-Hand nur noch ein Bluffcatcher.
Zeebo Theorem
» Das Captain Zeebo Theorem
Das Zeebo-Theorem stammt noch aus der Frühzeit des Online-Pokerns und hat inzwischen ein gutes Stück Genauigkeit eingebüßt. Aber grade auf den niedrigen Limits und an Live-Tischen trifft es immer noch zu.
Der Hintergrund ist ein sehr einfacher: Full Houses sind normalerweise sehr starke Hände und Spieler treffen nur selten eine so starke Hand. Wenn sie denn einmal so eine Hand halten, wird weder Donner noch Blitz sie von ihrer Hand abbringen.
Ein Beispiel: Wir halten 6 5 und callen damit in Position einen Raise.
Flop: 5 5 5 . Direkt Quads getroffen! Unser Gegner checkt, wir auch.
Turn: 9 . Der Gegner spielt an, wir callen.
River: J . Der Gegner spielt wieder an. Es ist jetzt völlig egal, was unser Gegner hat – wenn er eine Hand hat, die einen Raise auf dem River callt, hat er ein Full House (und wahrscheinlich ein recht gutes). Wir sollten hier all-in gehen, auch wenn dies bedeutete das fünffache des Pottes zu setzen. Hat unser Gegner etwa mit Pocket-Aces oder Ass-Bube oder gar Neunen ein Full House, wird er unser All-In mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit callen.
Lemmata des Zeebo Theorems:
– Können wir ein Full House schlagen und es scheint wahrscheinlich, dass unser Gegner eines hat, sollten wir soviel setzen, wie möglich ist.
– Wir sollten niemals versuchen, einen Gegner von einem Full House wegzubluffen.
– Umkehrschluss: Haben wir ein (schwaches) Full House und unser Gegner setzt viel, sollten wir einen Fold in Betracht ziehen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.04.2016.