Als das III. Reich niedergeschmettert wurde und die Siegermächte sich auf die Suche nach „Nazis“ machten, staunten sie nicht schlecht. Es waren kaum welche zu finden. Natürlich wanderten große Teile der Wehrmacht in Kriegsgefangenschaft, aber der harte Kern, die Verwaltung dieses Schreckenregimes, hatte sich in Luft aufgelöst. Ein paar Prominenten, die sich nicht rechtzeitig z.B. nach Südamerika absetzen konnten, wurden in Nürnberg der Prozess gemacht, ansonsten gestaltete sich die Entnazifizierung mangels Masse als Kinderspiel.
Dieser Vorgang ist immer wieder bei der Zerschlagung totalitärer Regimes zu beobachten. Hinterher will’s keiner gewesen sein. Die Schuldigen versickern im Volk wie Wasser in der Wüste.
Die Nazis, wurde mir einmal erklärt, seien nicht alle spurlos verschwunden, sondern hätten in einer anderen Organisation Zuflucht gefunden. Sogar die Nomenklatur sei 1 zu 1 übernommen worden. Ja, damals war der ADAC in Gaue aufgeteilt, und der Gauleiter war, wie zu NS-Zeiten, der Federführende dieser Verwaltungseinheit. Wahr oder nicht, der ADAC hat seine Organisationsteile mittlerweile umbenannt um unliebsame Parallelen gar nicht mehr aufkommen zu lassen.
Die DDR war der „Vorzeigestaat“ im kommunistischen Machtblock. Die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) hatte das Land straff durchorganisiert. Die den Deutschen zu Recht nachgesagte Ordnungswut konnte sich hier unter optimalen Bedingungen zur Hochblüte entwickeln. Ungestörte 41 Jahre DDR-SED Herrschaft, danach war auch dem kleinsten Detail Sorge getragen worden. Dann fiel die Mauer!Alle Bürokraten, Verwaltungsspezialisten, Stasimitarbeiter usw. waren plötzlich arbeitslos.
Einige hatten Dreck am Stecken und wurden von der Gauck-Behörde verfolgt, andere kamen in den neuen Strukturen unter, aber die große Masse war wie vom Erdboden verschwunden. Zumindest bis letzte Woche. DENN ICH HABE SIE GEFUNDEN!
So unglaublich es klingen mag, aber ich weiß, wo die Apparatschiks sind. Zu unübersehbar sind die Hinweise, zu offensichtlich die Übereinstimmungen:
SIE SIND IN DEN DEUTSCHEN STAATLICHEN CASINOS UNTERGEKOMMEN!
Lassen sie uns methodisch vorgehen und analysieren, was ich in Dortmund anlässlich der EPT erlebt habe.
1. Das organisierte Chaos
Wenn 200 Menschen versuchen, sich an 2 geöffneten Schaltern für ein Pokerturnier zu registrieren und eine Registrierung im Durchschnitt 3 Minuten dauert, erhalten wir folgende Gleichung:
200 (Menschen) x 3 (Minuten ) : 2 ( Schalter ) = 300 Min
300 Minuten entsprechen 5 Stunden. Wenn also die Registrierung um 12.30 h öffnet und das Turnier um 15.00 h anfängt, ist es theoretisch unmöglich, den Zeitplan einzuhalten.Das ist simpel auszurechnen und man kann getrost davon ausgehen, dass hier Absicht dahinter steckt.
2. Die Abfütterung
Ich kenne Schweineställe, in denen das angebotene Menü deutlich variantenreicher ist, als das, was uns im Casino Hohensyburg vorgesetzt wurde. Na gut, ein Casino ist kein Mastbetrieb, obwohl das Endziel wohl identisch ist: Die Abschlachtung!
Mein Freund Andreas Fritz, ein langjähriger Pokerspieler, der selbst ein Restaurant besaß, dem beinahe ein Michelin Stern verliehen wurde, meinte, mit einem Mehraufwand von maximal €2 pro Gast hätte man auch verwöhnte Gaumen glücklich machen können. Da offensichtlich €70 pro Tag nur für ein Gastropaket in dieser schäbigen Ausführung ausreichen, wäre ich gerne bereit gewesen, noch €2 draufzulegen, um anständig verpflegt zu werden. Wer jemals in einem Interhotel in der DDR gegessen hat, fühlte sich sicher, so wie ich, in vergangene Zeiten zurückversetzt.
3. Die Gängelung
Beim Eintritt in den Turnierbereich musste man 2 Kontrollen passieren. Um dies für die Veranstalter zu vereinfachen, wurden einem 2 Plastikbändchen am Handgelenk fixiert. Ich kam mir wie ein beringter Vogel vor, dessen Migrationsverhalten studiert werden soll. Ich bin unter anderem Berufsspieler, weil ich meine persönliche Freiheit schätzte und auch kleine Eingriffe auf selbige nur ungern hinnehme. Wenn ich am Tag zehnmal oder mehr kontrolliert werde, bloß weil ich mich erdreiste, ein Pokerturnier zu spielen, sinkt meine Stimmung auf den Nullpunkt. Was kommt als Nächstes? Tätowierung? Mikrochip unter die Haut?
Was, Sie meinen ich wäre über das Ziel hinausgeschossen? Jeder gute Westbeamte könne diese gequirlte Scheiße von Organisation auch zusammenbringen? Moooment! Ich habe Ihnen erst ein paar Indizien aufgezeigt, nur an der Oberfläche gekratzt.
Das deutsche staatliche Glückspielmonopol ist in letzter unter massiven Beschuss geraten. Die EU ist bestrebt, hier europaweite Gesetze durchzusetzen. Ein Hauptargument der deutschen Spielbanken ist die Prävention und Kontrolle der Spielsucht, die nur unter staatlicher Aufsicht gewährleistet sei. Das staatlich lizenzierte Monopolisten kräftig Werbung für ihr Spielangebot machen, lässt einen schalen Beigeschmack zurück, da hier die Doppelmoral unübersehbar ist. Um auf Dauer zu bestehen sind hier neue Konzepte gefragt, um die Spielsucht einzudämmen, nicht zuletzt weil ja leider das neue „Glückspiel“ Poker in Deutschland boomt und immer mehr süchtige Pokerspieler in deutsche Casinos drängen. Hier waren nur noch die Filzokraten aus der Ex-DDR in der Lage zu helfen, die Spielsucht in die Schranken zu weisen. Hier der 5-Punkteplan:
1. Fernhalten
Durch lächerliche Bekleidungsvorschriften sollen die Spieler abgehalten werden, überhaupt ein Casino zu betreten. Impulsaktionen werden so ausgeschlossen, denn wer hat denn Lust noch mal nach Hause zu fahren um sich umzuziehen, wenn ihn der Spieltrieb überkommt?
2. Grabesstimmung
Die gedrückte Stimmung im Spielsaal eines deutschen Casinos findet man allenfalls noch in Aussegnungshallen und Krematorien. So hat es auch in Ämtern der DDR ausgesehen.
3. Schlechter Service
Die Qualität der Dealer war für die Größe des Events inakzeptabel. Wer hier €8000 bezahlt, kommt sich zwangsläufig verarscht vor und bleibt zukünftigen Ereignissen in deutschen Casinos gegenüber zumindest misstrauisch. Dem kapitalistischen Klassenfeind wird hier vor Augen geführt, dass man für Geld doch nicht alles bekommt!
4. Stillstand
Aus den Fehlern des letzten Jahres wurde nichts gelernt. Der Turnierdirektor Thomas Kremser sagte mir, er wäre dem Casino Hohensyburg für eine Dealerschulung zur Verfügung gestanden. Ein Angebot, das leider nicht genutzt wurde. Auch für andere Verbesserungen habe man kein offenes Ohr gehabt, logisch, wenn im aktuellen5-Jahresplan nichts davon steht.
5. Demonaetisierung
Ein genialer Einfall! Wenn man dem Spieler so schnell wie möglich sein Geld entzieht, kann er ja gar nicht süchtig werden. Also werden aus jedem Pot bis zu €30 entnommen, um alle in der kürzest möglichen Zeit pleite zu haben. Respekt! Weitere Regeländerungen sind nur eine Frage der Zeit. Mein Vorschlag: Beim Blackjack gewinnt die Bank bei Gleichstand und beim Roulette sollte man die Doppel-, Triple und Quadrupel Zero einführen. Alternativ dazu könnten Gäste, die wenig Zeit haben, ihr Geld gleich am Eingang abgeben, ohne Zeit mit Spielen verschwenden zu müssen.
Mich würde es nicht überraschen, wenn bald in deutschen Casinos vor Schichtbeginn die Becherhymne abgespielt würde.
Mein Imageberater hat mir nahe gelegt, nicht immer nur so negativ zu schreiben. Deswegen möchte ich hier allen Bedienungen im Casino Hohensyburg ein dickes Lob aussprechen. Ohne Ausnahme wurde meinen Getränkewünschen schnell und freundlich Sorge getragen. Meistens hatte ich Probleme, sie zurückzuhalten, um ihnen ein Trinkgeld zu geben, da sie aufgrund des überhöhten Gastropaketpreises keines erwarteten.
Wer als Pokerspieler rundum perfekten Service sucht, sollte aber deutschen Casinos fernbleiben und sich im umliegenden Ausland nach Alternativen umsehen. Holland und Österreich sind hier legale Alternativen oder besuchen Sie doch mich in Rozvadov an der deutsch-tschechischen Grenze: www.pokerroomkings.com
Phillip Marmorstein
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.02.2008.