Weiter geht es mit den einführenden Artikeln von Carl Sampson zu Pot-Limit Omaha, die sich vor allem an Spieler richten, deren Stammvariante No-Limit Hold’em ist und die sich gerne ein zweites Standbein aufbauen wollen. Und los geht’s.
Die beste Hand bei Omaha zu halten ist nicht das selbe wie bei Hold’em. Beim Hold’em haben Sie mit Assen vor dem Flop nicht nur die Nuts, sondern Ihre Hand besitzt vor allem dann eine deutlich bessere Chance, bis zum Ende vorne zu bleiben, wenn Sie mit einem Raise oder Reraise ins Heads-Up gelangt sind. Bei Omaha kommt dies selten vor, sofern Sie nicht aus später Position raisen und der Button oder einer Blinds foldet.
Omaha ist eine Variante, bei der man mit den Nuts auf dem Flop oder Turn dennoch in einer prekären Situation sein kann und in vielen Fällen ist man sogar Außenseiter. Schauen Sie sich das folgende Szenario an, bei dem Sie 10 9 8 7 halten und auf dem Flop kommen 6 5 4 . Nun haben Sie die Nut Straight mit Redraws zu einer höheren Straight, aber in einem Pot mit mehreren Spielern kann Ihre Hand dennoch gefährdet sein. Stellen Sie sich vor, Sie setzen und anschließend wird gecallt, geraist und gereraist, ehe Sie wieder am Zug sind.
Höchstwahrscheinlich hält jemand ein Set und ein anderer einen Flush Draw. Oder jemand hat eine Kombination aus Set und Flush Draw, während ein anderer Spieler mit Two Pair auf das Full House drawt. Es gilt jedoch noch einen weiteren unheilvollen Faktor zu berücksichtigen, nämlich dass einer Ihrer drei Gegner ebenfalls 8x 7x hat und sich momentan den Pot mit Ihnen teilt. In diesem Fall ist Ihre Gesamt-Equity sehr niedrig und ein Fold wäre angebracht. Bei Hold’em ist es niemals korrekt, die Nut Straight auf dem Flop zu folden, aber bei Omaha ist dies möglich.
Dies ist nur ein kleiner Hinweis, mit wie vielen Handkombinationen Sie bei Omaha konfrontiert sein können. Schauen wir uns eine weitere Situation an, in der Sie auf dem Flop nicht nur die Nut Straight, sondern auch einen Flush Draw halten. Auf dem Flop liegen 7 6 5 und Sie halten 9 9 8 4 , nachdem vor dem Flop mehrmals gelimpt wurde und Sie im Big Blind billig den Flop sahen. Sie haben in einem Pot mit fünf Spielern die Nut Straight plus einen niedrigen Flush Draw gefloppt.
Zwar besitzt Ihr Flush Draw einen gewissen Wert, die Wahrscheinlichkeit ist aber recht hoch, dass Sie von einem höheren Flush Draw dominiert werden. Setzen Sie auf diesem Board und stoßen auf nennenswerten Widerstand, ist es daher durchaus möglich, dass Ihre Hand gegen das restliche Feld recht deutlicher Außenseiter ist. Wenn bei Omaha also die Nut Straight sogar ein Alptraum sein kann, wie sieht es dann erst mit Händen wie Two Pair aus?
Es ist mit Sicherheit eine gute Idee, jede Hand bei Omaha zu diskontieren, wenn Sie ein erfahrener Hold’em-Spieler sind. Two Pair ist selbst bei Hold’em eine Hand, der Sie nicht bedingungslos vertrauen können, aber wie sieht es dann erst bei Omaha aus? Unterm Strich ist Texas Hold’em nichts anderes als eine Variante von Seven-Card Stud, und dort ist die durchschnittliche Gewinnerhand beim Showdown in der Regel Two Pair. Bei Hold’em muss Two Pair in Pots, die eskaliert sind, vorsichtig gespielt werden und bei Omaha kann diese Hand extrem aufs Glatteis führen.
Two Pair bei Omaha kann man fast mit der Stärke eines Paars oder eines Top Pair bei Hold’em vergleichen. Mit einer Hand wie Ax Tx werden Sie bei Hold’em auf einem Board mit 10 8 7 bei großen Stacks kaum in große Begeisterung verfallen und wenn Ihre Bet auf dem Flop gecallt wird, sollten Sie auf dem Turn ohne Verbesserung durchaus nervös werden. Eine Hand wie Two Pair kann bei Omaha definitiv zu Problemen führen. Stellen Sie sich vor, mehrere Spieler limpen und Sie checken im Big Blind mit 9 8 4 2 . Auf dem Flop kommen 9 7 2 und Sie haben Top und Bottom Pair. Der Small Blind checkt und Sie sind am Zug. Ihre Hand könnte momentan durchaus die beste sein, aber sie können sich auf keinen Fall sicher fühlen. Es kann Straight Draws geben, ein höheres Two Pair und mögliche Sets, die schon vorne liegen.
Selbst auf dem Button sollten Sie nach lauter Checks mit dieser Hand vorsichtig sein. In dieser Situation würde ich mit dieser Hand zwei Drittel des Pots setzen, aber vor mehreren Spielern eine Bet zu bringen, könnte zu massiven Problemen führen. Setzen Sie und werden von mehreren Gegnern gecallt, stehen Ihnen auf dem Turn schwere Zeiten bevor.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.05.2010.