Staraufgebot, Massenandrang, Volksfest – Hamburg erlebte gestern mit der Full Tilt Million Euro Challenge ein Pokerevent der Rekorde. Tausende von Menschen kamen in die Messehallen der Hansestadt, um die Weltstars der Pokerszene hautnah zu erleben und ihr Glück beim größten Amateur-Freeroll Deutschlands zu versuchen.
Doch der Reihe nach. Als ich zur offiziellen Einlasszeit (10.00 Uhr) die Messe erreiche, stehen Tausende von Menschen in Schlangen an, um die heiligen Hallen zu betreten. Im Gegensatz zum vorjährigen Chaos im Mainz fließen die Massen zügig ab und an den vollbesetzten Schaltern für die Registrierung ist Hochbetrieb. Es herrscht eine Stimmung, die man von Pop-Konzerten kennt und alles geht bestens organisiert vonstatten.
Hinter dem Einlass betritt man eine riesige Halle, die komplett als Full-Tilt-Tempel ausgestattet wurde. An den 50 Sit-and-Go-Tischen sitzen die Dealer bereit, auf dem Übertragungswürfel, den man vom Boxen kennt, interviewt TV-Moderatorin Kerstin Linnartz Mitglieder des deutschsprachigen Full-Tilt-Teams. Durchquert man die prall mit Menschen gefüllte Halle, gelangt man in den riesigen Turniersaal, in dem ab 13.00 Uhr an 130 Tischen insgesamt 1.300 Spieler Platz nehmen werden.
Wer es bis dahin noch nicht wusste, weiß es jetzt. Poker ist zum Volkssport geworden, dessen Helden Patrik Antonius, Gus Hansen und Phil Ivey auf riesigen Transparenten prangen. Man trifft diesen und jenen, und auch manchen, den man hier nicht erwartet hätte und dann geht es auch schon los mit der großen Eröffnungsshow. Nacheinander betreten sämtliche Mitglieder des Full-Tilt-Teams einzeln die zentrale Bühne und werden von den Moderatoren in Empfang genommen. Das Defilee von Mike Matusow, Chris Ferguson, Jennifer Harman und Co. erleidet jedoch einen Dämpfer, als sich das Gerücht bestätigt, dass Phil Ivey nicht vor Ort sei, statt seines Auftritts gibt es einen kurzen Film über den vermutlich weltbesten Spieler.
Lockerer Talk mit den StarsEine dreiviertel Stunde werden auf der Bühne muntere Gespräche geführt, Gus Hansen, der seine Badeschlappen mittlerweile gegen Lederschuhe eingetauscht hat, begrüßt das Publikum sichtlich nervös, aber extrem charmant auf deutsch und auch seine Kollegen zeigen sich von ihrer besten Seite. In den Sit-and-Go-Bereichen stehen Hunderte Anwärter auf die Millionenprämie Schlange, um sich noch für die drei Heats zu qualifizieren, bei denen man sich einen Platz im Finale sichern kann.
Einer kommt durchSchließlich erfolgt der Startschuss und die zig Tische können beginnen. Nicht immer wird die Regelkunde an den Sit-and-Go-Tischen beherrscht und auch das Spielniveau lässt doch arg zu wünschen übrig. Dafür gibt es reichlich Sonnenbrillen und sogar einige recht passable Chiptricks zu sehen. Nach weniger als zwei Minuten springt der erste Spieler jubelnd auf, der seinen Gegner gerivert hat und die neugierigsten Spieler müssen ihren Stuhl räumen und sich wieder anstellen.
Während der Turniere laufen zahlreiche Workshops, die das deutschsprachige Full-Tilt-Team mit Bravour absolviert. Im Vip-Bereich werden die ersten Interviews absolviert und Udo Gartenbach nimmt Mike Matusow in Beschlag. Das Team von Avantgarde hat diesen etwas exklusiveren Bereich der Veranstaltung perfekt organisiert, alle meine Termine (außer der mit Phil Ivey – leider…) klappen einwandfrei. Punkt 16.15 etwa sitze ich mit Jennifer Harman in einem der Interview-Räume und sie navigiert voller Charme und Offenheit durch meinen Fragenkatalog.
Charming JenniferAls ich zurückkomme, sehe ich, wie sich Mike Matusow an seine eigentliche Profession erinnert und im VIP-Bereich mit Ferguson, Lederer und Lindgren eine Partie Chinese Poker beginnt, bei der es mehr als locker zugeht. Viel ernster geht es da im Turniersaal zu, wo weiterhin etliche Sit-and-Gos und die Heats 2 und 3 laufen. Insgesamt 975 Mitarbeiter kümmern sich in allen Bereichen um das Wohl der Gäste, verteilen Karten, Tüten und Mützen als Give-Aways, Gummibärchen und Dextro-Energen als Nervennahrung und an den Tischen leider auch einige Bad Beats. Hansi Conraths, der die Bilder dieses Beitrags geschossen hat, qualifiziert sich in Heat 3 für das Finale, scheidet aber später dort leider als 75. aus.
Als ich um 19.00 Uhr die Messehallen verlasse und wenig später gemeinsam mit Oskar Lafontaine (war der etwa auch da??) das Flugzeug besteige, wird bei der Full Tilt Million Euro Challenge immer noch munter gecheckt und gefoldet, in wenigen Minuten beginnt die Abschlussshow und dann das Finale, bei dem sich schließlich Sandra Genings aus Krefeld, Dr. Dietmar Bartsch und Markus Germer, jeweils aus Hamburg, die drei Tickets sichern werden. In einigen Stunden wird eine perfekt organisierte und hoch aufwändige Mega-Show zu Ende gehen, die in einer Woche in Salzburg eine Neuauflage erlebt.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 06.09.2009.