7.221 Spieler zahlten Anfang des Monats 10.000 Dollar Startgebühr, um das drittgrößte WSOP-Main-Event aller Zeiten mitzuspielen. Nach sieben Spieltagen sind nur noch 9 Spieler übrig und diese werden ab Donnerstagnacht den Weltmeister des Jahres 2017 bestimmen.
Hier wollen wir die 9 Finalisten kurz vorstellen.
1. Scott Blumstein – USA (97.250.000 Chips)
Der 25-jährige Amerikaner kommt von der Ostküste und zählt dort unter dem Nick „Sblum2711“ zu den aktivsten Spielern im Online-Pool von New Jersey. Längere Zeit war er auf Twitch aktiv und begann im Mai des Jahres eine Challenge, bei der er 30.000 Dollar gewinnen und 30 Pfund (rund 14 Kilogramm) abnehmen wollte. Teil 1 der Challenge hat er nun auf jeden Fall schon erreicht, denn eine Million hat er beim Main-Event sicher.
Blumstein bringt eine gewisse Erfahrung in Live-Turnieren mit. 2016 gewann er das $1m-Deepstack-Event der Borgata Open für rund 200.000 Dollar. Jetzt geht er als Chipleader ins Finale und gilt schon allein wegen seines immensen Stacks als Favorit auf den Titel. Außerdem hat er direkte Position auf John Hesp, den Amateur am Final-Table dieses Jahres.
2. John Hesp – UK (85.700.000 Chips)
Der Brite John Hesp ist nicht nur wegen seines bunten Jackets der verrückteste Spieler an diesem Finaltisch. Mit 64 Jahren ist er einer der ältesten Main-Event-Finalisten aller Zeiten und gleichzeitig ist er einer der unerfahrensten Spieler, die jemals im Finale der Pokerweltmeisterschaft saßen. Seine Poker-Erfahrung beschränkt sich größtenteils auf monatliche £10-Turniere in seinem lokalen Casino in Hull. Zur Vorbereitung auf die WSOP spielte er nach eigener Aussage dreimal, statt einmal pro Monat.
Das Main-Event war für ein ein langer Traum und zum Ruhestand holte er sich von seiner Frau das Okay und kaufte sich in das Turnier ein. Seinen Spielstil bezeichne Hesp als „unorthodox“ und er vermutete, dass seine Gegner sein Spiel vielleicht nicht verstehen würden und deswegen Fehler gegen ihn machten. Trotzdem weiß Hesp, dass er der vermutlich schwächste Spieler am Tisch ist. Im Interview meinte er, dass er sich jeden Spieltag gewundert hatte, dass er es in den nächsten geschafft hat. Nun hat ihn sein Lauf bis ins Finale des größten Turniers des Jahres getragen.
3. Benjamin Pollak – Frankreich (35.175.000 Chips)
Mit Turniergewinnen von fast 3 Millionen Dollar zählt der 33-jährige Franzose Benjamin Pollak zu den erfahrensten Spielern im Finale. Außerdem ist der im GPI-Ranking mit Platz 116 der am besten platzierte Finalist in der Rangliste des Global Poker Index.
In den letzten Jahren erreichte er bei mehreren großen Turnieren bereits den Finaltisch. 2015 wurde er Fünfter bei der EPT Deauville, 2014 ebenfalls Fünfter beim $10k-Highroller der EPT Barcelona. Main-Event-Erfahrungen hat Pollak auch schon gesammelt: 2013 kam er in den siebten Tag und wurde schließlich 27.
4. Bryan Piccioli – USA (33.800.000 Chips)
Der Name Bryan Piccioli sagt vermutlich nur eher hartgesottenen Pokerfans etwas, doch der 28-jährige Amerikaner ist einer der erfolgreichsten Online-Spieler aller Zeiten. Unter dem Nick theczar19 hat er auf PokerStars und Co. bereits über 6 Millionen Dollar erspielt. Bereits vor dem Schwarzen Freitag zählte er zu den größten Gewinnern auf Full Tilt und später zog er nach Mexiko, um weiter Online-Turniere spielen zu können.
Auch Live hatte Piccioli bereits einige Erfolge. 2013 gewann er bei der WSOP in Australien ein Bracelet und letztes Jahr wurde er bei der WPT Shooting Star in San Jose Dritter. Mit fast 34 Millionen Chips liegt er im Mittelfeld des Counts und ein heißer Geheimtipp auf den Titel.
5. Dan Ott – USA (26.475.000 Chips)
Dan Ott spielte während der Tage bis zum Finale des Main-Events eher unauffällig. Der 26-jährige Spieler aus Pennsylvania zählt ebenfalls zu der Generation, die bereits vor dem Schwarzen Freitag online aktiv war.
Unter dem Nick ShipItTY spielte er unter anderem auf Full Tilt und gewann über 100.000 Dollar. In der Live-Szene ist er noch recht frisch, obwohl er schon seit über 7 Jahren Poker spielt. Das Main-Event ist eines der ersten Live-Turniere, in dem er überhaupt casht. Zur Vorbereitung hatte Ott ein wenig Pokertheorie gelernt und Online gespielt. Während des siebten Tages erklärte er im Interview, dass er dieses Jahr sein Glück im Main-Event versuchen wollte, da das Turnier so soft sei. Nun ist er vor Steuern schon mal Millionär. Das kann man wohl Glück nennen.
6. Damian Salas – Argentinien (22.175.000 Chips)
Der Argentinier Damian Salas ist mit 42 Jahren der zweitälteste Spieler im Finale und er bringt eine Menge Erfahrung mit. Live hat er bereits fast eine Million Dollar gewonnen, doch vor allem Online hat sich Salas bislang seine Meriten verdient.
Unter dem Nick pampa27 ist Salas auf PokerStars unterwegs und hat dort bereits mehr als 3 Millionen Dollar in Turnieren gewonnen. Unter anderem gewann er 2012 einmal den Super-Tuesday und einmal die Sunday-500 – zwei der am stärksten besetzten Turniere auf PokerStars überhaupt.
Jetzt geht der Argentinier, der neben seiner Pokerkarriere als Anwalt tätig ist, von Position 6 mit einem knapp unterdurchschnittlichen Stack in das Finale und ist nach Bruno Politano im Jahr 2014 der zweite Südamerikaner am Final-Table des Main-Events.
7. Antoine Saout – Frankreich (21.750.000 Chips)
Es war 2009, da schafft es Antoine Saout bereits in das Finale des Main-Events. Damals wurde seine Leistung ein wenig durch die Teilnahme Phil Iveys und den Lauf des Amateurs Darwin Moon in den Schatten gestellt, doch spielte sich Saout auf den dritten Rang und kassierte rund 3,5 Millionen Dollar.
Seitdem zählt Saout zu den erfolgreichsten französischen Pokerspielern. Unter anderem wurde er in diesem Jahr Dritter beim $25k-Highroller der Aussie Millions und letztes Jahr wurde er Siebter bei der EPT in Monte Carlo. Bereits im letzten Jahr stand Saout kurz vor dem Final-Table des Main-Events. Damals schied er erst auf Platz 25 aus. Jetzt hat der 33-jährige Franzose zumindest den neunten Rang sicher und er ist einer von zwei ehemaligen November-Ninern im Finale dieses Jahres.
8. Jack Sinclair – UK (20.200.000 Chips)
Der 26-jährige Brite Jack Sinclair ist seit zwei Jahren professioneller Spieler, doch hat er bislang fast nur Online gespielt. Unter dem Nick Swaggersorus hat er bereits mehr als 100.000 Dollar gewonnen. Zwei deutsche Freunde nahmen ihn unter ihre Fittiche und brachten ihn dieses Jahr nach Las Vegas zur WSOP. Anton Morgenstern und Philipp Gruissem trainieren Sinclair während des Main-Events und ihre Arbeit trägt nun Früchte.
Sinclair zeigte während der letzten Tage des Main-Events sehr starkes Poker am TV-Tisch und scheute sich nicht vor großen Bluffs, obwohl es um enorme Preisgeldsprünge ging. Einer dieser Bluffs ging kurz vor Ende des siebten Tages daneben und er verlor einen Großteil seines Stacks an Scott Blumstein. Deswegen geht Sinclair nur mit Außenseiterchancen in das Finale. Doch mit nur einer Verdopplung seines 25-BB-Stacks wäre er voll und ganz im Rennen um den Titel.
9. Ben Lamb – (18.050.000 Chips)
Wenn es einen Star in diesem Finale gibt, dann Ben Lamb. Der 32-jährige Poker-Pro hat von allen Spielern die beeindruckendsten Ergebnisse in seiner Karriere produziert, hat eine lange Liste von Erfolgen und ist einer der erfahrensten Spieler im Feld.
2011 gewann Lamb erst das $10k-PLO-Championship und schaffte es dann in das Finale des Main-Events. Dort musste er am Ende Pius Heinz und Martin Staszko den vortritt lassen, doch für seinen dritten Platz erhielt Lamb 4 Millionen Dollar. Insgesamt kassierte Lamb in Live-Turnieren bereits mehr als 7 Millionen Dollar.
Neben Saout ist Lamb der zweite ehemalige November-Niner im Finale, doch er hat eine harte Schlacht zu schlagen, liegt er doch mit nur etwas über 20 Big Blinds am Ende des Leaderboards.
Alle Spieler auf einen Blick
Spieler | Land | Chips | Alter | Gewinne | GPI-Rang | Live-Ergebnisse |
Scott Blumstein | USA | 97.250.000 | 25 | $312.142 | 1682 | 2016: Borgata Deepstack (1.) |
John Hesp | UK | 85.700.000 | 64 | $2.208 | 21184 | |
Benjamin Pollak | Frankreich | 35.175.000 | 33 | $2.967.781 | 116 | 2014: EPT Barcelona $10k Highroller (5.), 2013: WSOP ME (27.), 2015: EPT Deauville (5.) |
Bryan Piccioli | USA | 33.800.000 | 28 | $1.909.374 | 471 | 2016: WPT Shooting Star (3.), 2013: WSOP APAC $1,1k (1.) |
Dan Ott | USA | 26.475.000 | 26 | $3.656 | 6446 | |
Damian Salas | Argentinien | 22.175.000 | 42 | $919.525 | 494 | 2013: LAPT Uruguay $5k Highroller (1.) |
Antoine Saout | Frankreich | 21.750.000 | 33 | $5.551.412 | 341 | 2009: WSOP ME (3.), 2017: Aussie Millions $25k Highroller (3.), 2016: WSOP ME (25.) |
Jack Sinclair | UK | 20.200.000 | 26 | $13.500 | 14761 | |
Ben Lamb | USA | 18.050.000 | 32 | $7.207.830 | 16828 | 2011: WSOP ME (3.), 2011: WSOP $10k PLO (1.), 2009: WSOP ME (14.) |
Chipcounts im Diagramm
Blumstein und Hesp sind die einzigen Spieler mit einem überdurchschnittlichen Stack. Die beiden halten zusammen mehr als die Hälfte aller Chips. So stellte sich diese Dominanz grafisch dar:
Was sagen die Buchmacher?
PokerShares.com hat für die Finalisten des Main-Events Wett-Quoten veröffentlicht. Klarer Favorit ist natürlich Chipleader Scott Blumstein. Dem Amateur John Hesp werden deutlich geringere Chancen eingeräumt.
Wir haben hier die Chipstände der Spieler mit den Quoten und den damit implizit beigemessenen Gewinnwahrscheinlichkeiten der Spieler verglichen. PokerShares.com rechnet 6 Spielern eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit als den jeweils relativen Chipstack bei. Bei drei Spielern geht der Buchmacher von einer niedrigeren (oder gleich hohen) Gewinnwahrscheinlichkeit aus.
Bei den Prozentangaben hinter den Odds wurde die Rake von PokerShares.com bereits herausgerechnet.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.07.2017.