Dr. Ali Jalali hat das $5,000 LIDO-Turnier in Amsterdam gewonnen oder wie er es formuliert: Germany-Netherlands 1:0. In einem Exklusiv-Interview spricht Alex über seinen Triumph und seine Pläne. Wie man sich mit € 690,000 und einem WSOP-Ticket in der Tasche fühlt, lesen Sie hier auf PokerOlymp.
PO: Stell Dich ein wenig vor, Beruf, Alter, Hobbys?
Alex: Ich bin Dr. Ali Jalali, 32 (Nickname Alex) und in paar Monaten hoffentlich Facharzt für Dermatologie. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich in Hamburg gelebt und wohne zur Zeit in Bochum. Meine Hobbys sind hauptsächlich Sport : Squash, Schwimmen, Fitness und natürlich Poker.
PO: Du hast € 690.000 ¤ gewonnen, was hast Du vor mit soviel Geld? Was sind Deine Pläne?
Alex: Als erstes kaufe ich mir ein neues Auto, das Geld kommt dafür genau rechtzeitig. Natürlich ist es auch eine große Unterstützung für meine Karriere als Pokerspieler.
Ehrlich gesagt habe ich mich aber über meinen Sieg mehr gefreut als über das Geld.
PO: Was waren Deine größten Erfolge bisher?
Alex: Ich habe die Deutsche Pokermeisterschaft 2005 gewonnen. Danach habe ich an paar kleineren Turnieren bis 2000 Euro Buy-in teilgenommen und dort sehr gute Ergebnisse erzielt (Bei 22 Turnieren 6 mal unter den ersten 5 Plätzen). Unter anderem habe ich die 10. Hohensyburger 7-Card Studmeisterschaft im Casino Hohensyburg gewonnen.
Als nächster Schritt war also ein großes Event angesagt, um sich mit der Weltspitze zu messen. Das Lido Turnier in Amsterdam mit 5000 € Buy-in war mein erstes großes Event.
PO: Warst du auch mit Deinem Spiel zufrieden? War Glück dabei?
Alex: Im nachhinein bin ich mit meinem Spiel sehr zufrieden. Natürlich sehe ich aber noch deutliche Verbesserungsmöglichkeiten.Die meisten Pokerspieler erzählen Geschichten über ihr gutes Spiel und ihre Bad Beats. Ich möchte hier meine Fehler und meinen Good Beat Geschichte erzählen.
Während des gesamten Turnier habe ich insgesamt zwei Fehler in meinem Spiel entdecken können, einen spielerischen Fehler und einen strategischen Fehler.Der spielerischen Fehler war zweimal Call (auf Flop und auf Turn) gegen einen offensichtlich höheres Paar. Ich hatte paar Hände zuvor einen großen Pot mit einem Set gegen einen Straight-draw verloren (Bad Beat-Story (lol)) und habe meine Entscheidungsfähigkeit dadurch deutlich beeinflussen lassen.
Den strategischen Fehler habe ich gegen Rolf Slotboom am Final table gemacht. Wir sind die beiden großen Stakes bei letzten 5 Spielern. Die Hand starte ich mit 1,2 M chips und Rolf hat zu diesem Zeitpunkt 1 M chips.Nach einem heftigem raise (Rolf, Cut off) großem reraise (ich am Small blind) All-in (Rolf) und Call (ich) sind alle Jetons, ca 2 M (von insgesamt 3,5 M im Turnier vorhandenen Jetons) Pre-Flop im Pot!!
Normaleweise ist diese Aktion nur bei AA vs KK zu sehen. Wir drehten beide aber AKo um. Ich glaube in dieser Hand hat Table-Dominanz und Ego unsere Entscheidungen deutlich beeinflusst . Oder war es die Rivalität Holland gegen Deutschland??
Diese Hand war für mich eine good beat story und für Rolf eine Bad beat story. Ich gewinne die Hand mit runner runner Flush.
Am Ende stand es Germany 1: Netherland 0, 3 Punkte im Elfmeterschiessen. So war der letzte Holländer im Heimcasino raus.
Nach dieser hand gab’s für mich kleine Auf und Abs. Aber ich konnte in entscheidenden Momenten die Fehler meiner Gegner zu meinen Gunsten nutzen und das Turnier gewinnen.
Die letzte Hand spielte ich gegen den Engländer JJ Hazen, alle Jetons gehen bei Board von T 6 4 in den Pot.
Showdown: ich QT , Hazan 54 , das war ein “gefühltes“ Germany 3: England 0
Turn 7 wow „gefühltes“ Germany 3: England 2
River J “gefühltes”: We are the Champions, we are………..
Insgesamt blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft. Während des gesamten Turniers konnte ich öfter größere Fehler bei meinen Gegnern finden, als ich sie je machen werde.
PO: Wie war das Casino organisiert, die Qualität des Essens, das Personal?
Alex: Es hat wirklich Spass gemacht, in Amsterdam zu spielen. Es wurde aus jedem Turnier ein riesen Spektakel gemacht. Das war wirklich unterhaltsam, selbst wenn man nicht mehr dabei war. Das Casino war sehr gut organisiert. Das Personal sehr professionell und freundlich. Man hat auf Spielerinteressen geachtet, Turnierstarts waren pünktlich und haben um 14:00 begonnen, deutlich früher als sonst in Europa üblich, was ich sehr gut fand. Und nicht zu vergessen – der große Zuschuss vom Holland Casino zum Preisgeld.
PO: Wie siehst Du das Verhältnis zwischen Wissen, Strategie und Glück beim Pokern?
Alex:Das genaue Verhältnis kenne ich nicht – irgendwo zwischen 30 / 70 und 70 / 30. Das Glück kann man aber nicht beeinflussen, Wissen und Strategie schon.
PO: Worin liegt der Reiz, an einem so großen Turnier mitzuspielen? Warum fährt man durch die Welt für solche Turniere? Lohnt sich das das finanziell?
Alex: Ich denke, es geht immer darum, den nächsten Schritt zu machen und sich mit anderen zu messen, die Namen und Ruf haben. Geld kann man auch im Internet oder im nächsten Casino nebenan gewinnen. Ich glaube, für die meisten Pokerspieler sind Turniere eher ein Verlustgeschäft, man kommt selten ins Geld und hat hohe Ausgaben für Hotel und Fahrt.
Andererseits ist aber ein großer Spassfaktor dabei. Man kommt herum, lernt neue Leute kennen und in allen Turnieren, in denen ich gespielt habe, herrschte eine ausgesprochen gute Atmosphäre. Das steckt einen natürlich an.
PO: Poker-Hype in Deutschland bzw. weltweit – an jeder Ecke wird gepokert – was ist Deine Meinung dazu. Die vielen TV-Übertragungen – warum wirkt Poker so auf das Publikum?
Alex: Poker ist ein Spiel mit höherem Anteil an strategisch- mathematischen Aspekten wie z.B. Schach. Das ist aber bei den TV-Übertragung kaum zu sehen.
Was man sieht, sind immer große Emotionen, hohe Geldsummen, glückliche Menschen, Typen, die sich für einen Duell wie im wilden Westen gegenüber sitzen und um unglaubliche Summen zocken, die der normale Mensch vielleicht in 10 oder 20 Jahren verdient. Das wirkt magisch und mitreißend.
PO: Deine nächsten Turniere, Pläne?
Alex: Ich hatte vor, meinen Titel bei der Deutschen Pokermeisterschaft in Berlin zu verteidigen. Das Turnier war aber angeblich nach 20 Minuten ausverkauft gewesen. Daher muss ich den Titel kampflos aufgeben. Wahrscheinlich werde ich eines der kommenden großen Turniere in Kopenhagen, Paris oder Monaco spielen. Ich habe mich aber noch nicht entschieden.
PO: Deine Meinung zu Online-Poker und der Situation in Amerika?
Alex: Ich halte es für eine eindeutige Einschränkung der persönlichen Freiheit im Land der mittlererweile begrenzten Möglichkeiten.
PO: Spielst Du die WSOP 2007? Welche Chancen rechnest Du Dir bei der WSOP 2007 aus? Warst Du schon mal bei einer WSOP?
Alex: Ja, nach Erreichen des Final Tables habe ich einen Ticket für das Main Event von WSOP 2007 von Holland Casino bekommen. Es wird meine erster WSOP Teilnahme und ich habe dafür bereits ein Ziel – den 14. Platz!!! Warum 14??
Eddy Scharf hat bei der WSOP 2004 als bisher bester Deutscher Spieler den 15. Platz erreicht.
PO: Vielen Dank für Interview. Ich wünsche Dir im Namen der PokerOlymp-Redaktion alles Gute und viele Good Beats weiterhin.
Martin Pollak\'
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.11.2006.