Bei No-Limit stehen dem Spieler eine Vielzahl von Taktiken zur Verfügung, die er zur Anwendung bringen kann. Eine davon ist das sogenannte Re-Squeeze, das vor allem gegen aggressive Spieler eingesetzt werden sollte.
Definition Re-Squeeze
Sie raisen und ein oder zwei Spieler callen. Anschließend bringt der aggressive Spieler im Big Blind, der für regelmäßige Squeeze Plays bekannt ist, einen kräftigen Reraise.
Sie reraisen noch einmal. Dieser Raise wird "Re-Squeeze" genannt.
Beispiel für einen Re-Squeeze
In einer loosen Partie mit Blinds von 5 $/10 $ raisen Sie mit A K auf 50 $. (An diesem Tisch ist Ihr Raise nicht außergewöhnlich hoch.) Sie haben 2.000 $ und Ihre Gegner haben Stacks zwischen 800 $ und 1.000 $. Drei Spieler callen und dann squeezet der Big Blind, ein aggressiver Spieler mit einem 800 $-Stack, mal wieder auf 250 $. Sie gehen All-In.
Grund für diese Spielweise: Die Caller haben den Pot angefüttert und werden fast sicher folden. Mit Ihrer Spielweise repräsentieren Sie nichts anderes als Asse (vielleicht auch Könige) und jeder passable Spieler wird dies begreifen. Selbst mit einer so starken Hand wie Qx Qx oder Ax Kx wird Ihr Gegner im Big Blind deshalb vermutlich folden. Natürlich foldet er auch, wenn er wirklich nur gesqueezet hat. Unterm Strich handelt es sich um einen kraftvollen Semi-Bluff mit hoher Erfolgsaussicht.
Wann funktioniert das Re-Squeeze?
Haben Sie es mit einem Gegner zu tun, der gerne squeezet, besteht in diesen Situationen eine gute Chance, dass er keine richtig gute Hand hat. Während andere Spieler mit einer guten Hand wie 9x 9x oder Ax Qx suited nur callen würden, bedeutet bei einem solchen Spieler ein Reraise nicht unbedingt ein Monster wie Asse oder Könige, sondern unter Umständen auch ein Squeeze Play mit schwächeren Händen. Theoretisch brauchen Sie dann für ein Re-Squeeze überhaupt keine gute Hand, da es vor allem auf Fold Equity basiert. Vielleicht könnten Sie im obigen Beispiel daher sogar mit 5 4 statt A K requeezen.
Allerdings federn Sie mit einer starken Hand die Fälle ab, in denen Ihr Spielzug nicht funktioniert, was manchmal unvermeidlicherweise geschieht. Zum Beispiel foldet der Reraiser oft, doch bisweilen callt einer der Caller mit einer Hand wie A 9 . In diesem Fall ist es natürlich deutlich besser, Ax Kx als 5x 4x zu haben. Zudem durchschauen manche Squeezer Ihren Re-Squeeze und callen auch ohne Asse und Könige. Wichtiger als Ihre Hand sind aber Ihre Analyse und die Stackgrößen. Wurden Sie vermutlich gesqueezet und die Stacks eignen sich für einen Bluff, können Sie mit beliebigen Karten resqueezen.
Wann funktioniert das Re-Squeeze nicht?
Natürlich funktioniert das Re-Squeeze nur gegen Spieler, die tatsächlich gelegentlich squeezen. Tut ein Gegner dies nicht, bedeutet ein hoher Reraise höchstwahrscheinlich ein Monster und ein Re-Squeeze Ihrerseits führt vermutlich zum Verlust des Stacks. Versuchen Sie es außerdem zu oft, werden einige Ihrer Gegner dies durchschauen und mit schwächeren Händen callen (während andere vor dem Flop weiterhin nur mit Assen oder Königen dazu bereit sind).
Beim Re-Squeeze spielen zudem die Stackgrößen eine wichtige Rolle. Ideal sind die Stacks, wenn das All-In teuer genug ist, um den Squeezer aus der Hand zu drücken, aber zu groß dürfen sie auch nicht sein. Natürlich ist ein Re-Squeeze nutzlos, wenn Sie nicht genügend Chips haben, um einen Gegner zum Folden zu bringen – selbst wenn Sie ihn „erwischt“ haben – (mit einer Hand wie AK kann es sich aber auch um ein Value All-In handeln). Und wenn die Stacks deutlich größer sind und Ihr Re-Squeeze kein All-In ist, laufen Sie Gefahr aus der Hand gedrückt zu werden.
Nehmen wir zum Beispiel an, dass Ihr Gegner ebenfalls 2.000 $ hat und Sie Jx Tx statt Ax Kx haben. Nach dem Reraise auf 250 $ erhöhen Sie auf 800 $ (Sie könnten Ihr Risiko vermutlich mit einem Reraise auf 600 $ verringern, doch aus Gründen der Vereinfachung wollen wir bei diesem Betrag bleiben.) Dann geht Ihr Gegner All-In. Mit Ihrem Blatt haben Sie eine Chance von etwa 20 Prozent, die mutmaßlichen Asse noch zu überholen, doch nun müssen Sie folden und Ihren Einsatz komplett in den Wind schreiben.
Varianten des Re-Squeezes
Sie können ein Re-Squeeze auch als einer der Caller versuchen, wenn Sie das Gefühl haben, dass der Big Blind squeezete. Nehmen wir etwa an, ein aggressiver Spieler raist, zwei Spieler callen und Sie callen mit 4x 4x ebenfalls. Der Big Blind, ein Squeezer, reraist kräftig. Alle vor Ihnen folden. Nun ist ein Re-Squeeze denkbar. Die Vorteile sind dieselben, doch es kommt ein weiterer Nachteil hinzu: Ihr Reraise ist weniger glaubwürdig. Mit einem Re-Squeeze repräsentieren Sie ganz konkret Asse oder vielleicht Könige. Die Erfolgsaussicht hängt daher stark davon ab, mit welcher Wahrscheinlichkeit Ihr Gegner Ihnen glaubt.
Waren Sie der ursprüngliche Raiser, ist die Drohung glaubwürdig. Doch callten Sie nach mehreren Callern und erwachten dann mit einem riesigen Reraise zum Leben, glaubt Ihnen der Squeezer vielleicht nicht und durchschaut Sie. Einige Spieler haben dennoch nicht den Mut zum Call, aber einige schon. Wollen Sie diese Variante ausprobieren, sollten Sie daher besonders gut darüber nachdenken, wie Ihr Gegner reagieren wird.
» Re-Squeeze beim Poker: So verteidigen Sie Ihren Raise
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.08.2010.