Die meisten Hold’em-Spieler sind einigermaßen versiert darin, ein Profil des gegnerischen Spiels vor dem Flop zu erstellen. Sie wissen, wie man andere Spieler auf den Skalen von tight bis loose und von passiv bis aggressiv einordnet. Wenn man die Position eines Spielers und die Action vor ihm berücksichtigt und sich entsprechend anpasst, können diese Klassifikationen sehr hilfreich dabei sein, die Auswahl der möglichen Starthände einzugrenzen und den besten Spielzug vor dem Flop mit den eigenen zwei Karten zu bestimmen.
Insbesondere in Pot Limit- und No Limit-Partien mit großen Stacks ist es aber mindestens genauso wichtig zu wissen, zu was die Gegner nach dem Flop in der Lage sind, um das Maximum aus den eigenen Händen zu holen. Ehrlich gesagt, sind Preflop-Entscheidungen sehr viel einfacher und mit der Masse an publiziertem Material, das genaue und detaillierte Empfehlungen dazu abgibt, welche Hände aus welcher Position zu spielen sind, machen die meisten Spieler ihre größten Fehler nicht vor dem Flop. Das genaue Verständnis davon, was ein Gegner auf dem Flop gut und nicht gut machen wird, kann einen großen Einfluss darauf haben, wie man vor dem Flop spielen sollte.
In diesem Artikel untersuchen wir einige gebräuchliche Strategien für das Spiel auf dem Flop und wie sie ausgebeutet werden können. Mit Strategie meine ich übrigens nicht unbedingt einen ausgeklügelten Plan, den ein Gegner entworfen hat und bewusst anwendet. Ob bewusst oder unbewusst, die meisten Spieler tendieren dazu, bestimmte Hände auf vorhersagbare Weise zu behandeln, wenn sie mit einer üblichen Situation konfrontiert werden. Das ist es, was ich mit Strategie meine.
Da mein Augenmerk darauf liegt, eine bestimmte gegnerische Strategie zu beschreiben und auszubeuten, betrachten wir hier nur Heads-up-Pots. Und wir konzentrieren wir uns auf No Limit Hold’em-Situationen, da diese am häufigsten vorkommen. Ein Spieler machte einen Standardraise vor dem Flop und jemand anderes callte, in oder out of Position. In einigen Situationen wird der Gegner der Raiser, in anderen der Caller sein. Die Action vor dem Flop ist aber immer gleich. Schließlich gehen wir davon aus, dass die Stacks ausreichend groß sind und beide Spieler eine Bet auf dem Flop raisen können, ohne sich zu committen.
Die Continuation Bet
Seit der Veröffentlichung von Harrington on Hold’em haben die meisten NLHE-Spieler gelernt, dass sie nach einem Preflop-Raise bei nur einem oder zwei Caller(n) einige Flops, die sie verpasst haben, profitabel attackieren können. Das heißt aber nicht, dass die meisten Spieler diesen Spielzug besonders gut anwenden. Wenn man davon ausgeht, einer der Gegner bettet entweder auf zu vielen oder zu wenigen Flops, nachdem er preflop raiste, dann sollte das die eigene Preflop-Strategie gegen ihn beeinflussen.
Insbesondere gegen einen Spieler, der auf dem Flop nicht oft genug blufft, kann man preflop in und out of Position häufiger callen. Das liegt daran, dass marginale Hände wie Draws, Middle Pair und Top Pair mit schwachem Kicker weniger unter Druck gesetzt werden. Wenn die Hand vorne liegt, wird der Gegner auf dem Flop oft checken, statt einen vor eine schwierige Entscheidung zu stellen. Wenn er bettet, kann man seine schwachen fertigen Hände besseren Gewissens folden und auf bessere Implied Odds mit seinen Draws zählen, da man eher gegen eine Hand spielt, die einen ausbezahlen wird, wenn man trifft.
Mit den stärksten Händen, insbesondere den großen Paaren, sollte man eher dazu neigen, preflop zu reraisen, statt einen Raise nur zu callen. Nach einem Call ist es weniger wahrscheinlich, dass der passive Gegner auf Flops bluffen wird, die er verpasst hat.
Gegen Spieler, die zu viele Continuation Bets machen, wird es oft richtig sein, tighter zu agieren und weniger Pots gegen deren Preflop-Raises zu spielen, insbesonderse out of Position. Es wird postflop sehr schwierig sein zu wissen, wo man mit marginalen Händen steht. Vertraut man seinen Fähigkeiten, den Gegner auszuspielen, und ist in Position, dann kann man öfter callen als gegen jemanden, der Continuation Bets vernünftiger anwendet. Das liegt daran, dass man durch die gegnerischen Bluffs auf dem Flop Value bekommt und selbst häufiger erfolgreich bluffen kann.
Gegen einen solchen Gegner sollte man darüberhinaus eher dazu neigen, mit starken Preflop-Hände Slowplay zu betreiben, insbesondere wenn die Stacks nicht so groß sind. Es ist praktisch garantiert, dass man mit großen Paaren eine zusätzliche Bet auf dem Flop verdient. Aber selbst mit ungepaarten Händen wie AK und AQ, mit denen man üblicherweise reraisen würde, kann man den Gegner in die Falle locken. Auch wenn man auf dem Flop manchmal von der besten Hand geblufft wird, wird man auf freundlicheren Flops callen können, ohne sich verbessert zu haben. Und wenn man trifft, ist man ein sehr viel größerer Favorit gegen die möglichen Hände als vor dem Flop.
Checken, um den Pot zu kontrollieren
Es mag seltsam klingen, den Check zum „Arsenal“ eines Pokerspielers zu zählen. Jeder checkt, es ist nicht gerade ein extravaganter Spielzug. Die Wahrheit aber ist, nicht jeder ist in der Lage zu checken, wenn er etwas gefloppt hat. Viele Spieler sind voll übertriebener Sorge, überholt zu werden, und betten immer, wenn sie denken, ihre Hand liegt vorne. Sie realisieren dabei nicht, dass sie dabei Hände zum Folden bringen, die später Bets callen würden, und große Pots gegen Hände erzeugen, gegen die sie klar hinten liegen.
Gegen solche Gegner besitzen Hände wie Suited Connectors, die oft Draws floppen, weniger Wert, unabhängig davon, ob man Position hat oder nicht. Man sollte damit preflop seltener Raises callen, da man danach oft mit einer Bet konfrontiert wird, die man mit einem Draw nicht callen kann. Man kann jedoch öfter mit Händen wie Paaren callen, die eine starke Hand floppen können. Es ist wahrscheinlicher, einen großen Pot zu gewinnen, wenn man ein Set trifft. Man kann auch häufiger preflop mit großen Paaren oder großen Assen bloß callen, da man von dominierten Händen wie Top Pair mit schlechterem Kicker mehr gewinnt als gegen jemanden, der diese Hände manchmal checkt.
Falls der Gegner in der Lage ist, den Pot zu kontrollieren, indem er manchmal mit Karten wie QQ auf einem Flop K54 checkt, dann muss man die gegensätzlichen Anpassungen vornehmen. Man kann mehr Suited Connectors spielen, da man oft einen Turn sehen wird, der die Hand zu zwei Paaren oder mehr verbessern könnte. Die Implied Odds mit kleinen Paaren aber werden kleiner sein. Ein kluger Gegner wird oft vermeiden, seinen gesamten Stack zu verlieren, wenn man ein Set floppt.
Checken, um aufzugeben
Dieser Spielzug hängt mit der Fähigkeit zusammen, Continuation Bets auf den richtigen Boards in der richtigen Häufigkeit zu machen. Einige Spieler verstehen nicht, welche Flops den Caller preflop eher als den Raiser getroffen haben, und feuern mit AK munter auf einem Flop 678. Das sind diejenigen, die zu viele Continuation Bets machen.
Gegen Spieler, die in der Lage sind, die Hand aufzugeben, wenn sie auf solchen Boards nichts getroffen haben, sollte man preflop einige Anpassungen vornehmen. Suited Connectors sind weniger wert, da der Gegner oft auf Flops, die man hart getroffen hat, aufgibt. Dagegen gewinnen Hände mit Bildkarten aus jeder Position an Wert. Man kann oft mit einem schlechteren Nichts den Pot stehlen, wenn der Gegner keine Continuation Bet auf einem zusammenhängenden Flop macht.
Floating
Betrachten wir nun ein paar Situationen, in denen Sie einen Preflop-Raise erwägen, statt mit einem konfrontiert zu sein. Sie haben wahrscheinlich zumindest gewisse Vorstellungen darüber, mit welchen Händen Sie aus welchen Positionen profitabel raisen können. Was man realisieren sollte, ist, dass die Profitabilität auch auf dem Value basiert, den man gewinnt, indem man die Continuation Bet erfolgreich anwendet. Mit anderen Worten, einer der Gründe dafür, mit 97s im Cutoff zu eröffnen, besteht darin, dass man, selbst wenn man von besseren Händen gecallt wird, durch den Bluff auf bestimmten Flops etwas Value zurückgewinnt.
Das bedeutet, callt ein Spieler, der nicht leicht aufgibt, preflop gerne Raises, dann muss man preflop tighter werden. Man kann natürlich nicht in die Zukunft schauen, falls dieser Spieler aber auf dem Button sitzt, kann man davon ausgehen, dass er einen Raise wahrscheinlich callen und damit die wertvolle Bluffgelegenheit auf dem Flop zunichte machen wird. Es wird schwieriger für ihn sein, out of Position auf dem Flop dünn zu callen oder zu floaten. Das heißt, solange er in den Blinds ist, braucht man sich keine Sorgen zu machen, muss aber etwas tighter agieren, wenn er auf dem Button ist.
Es gibt eine Ausnahme. Er verteidigt sich nicht gut gegen Bluffs auf mehreren Straßen, und man ist gut darin, diese anzubringen. Eine solche Taktik sprengt aber den Rahmen dieses Artikels.
Als Bluff raisen
Obwohl ein Float out of Position nicht besonders bedrohlich ist, kann ein Checkraise-Bluff den Wert einer Continuation Bet auf dem Flop ähnlich mindern. Das heißt, gegen einen Spieler, der in der Lage ist, eine Bet auf dem Flop zu raisen, unabhängig davon, ob er Position hat oder nicht, muss man tighter agieren.
Die Hände, die man seltener spielen sollte, sind die schwächeren Blätter mit zwei Bildkarten, da man oft aus dem Pot geblufft wird, wenn man nicht trifft, und schwierige Entscheidungen zu treffen hat, wenn man trifft. Im Gegensatz zum Float gibt einem ein Bluff-Raise eine weitere Möglichkeit: den Reraise-Semibluff. Suited Connectors, also Hände, die oft Draws floppen, gewinnen gegen Spieler, die gerne auf dem Flop als Bluff raisen, an Wert, da man dann mit beträchtlicher Fold Equity und 30% Pot Equity oder mehr im Falle eines Calls all-in gehen kann.
Zusammenfassung
In diesen Beispielen geht es um zwei wesentliche Konzepte. Das erste basiert auf dem Gedanken, die Annahme, ob man auf dem Flop Value gewinnt oder verliert, hat Einfluss darauf, welche Hände man preflop raisen kann. Die Berücksichtigung bestimmter Reads auf den Gegner im Zusammenhang mit wahrscheinlichen Flop-Situationen kann dabei helfen, bessere Preflop-Entscheidungen zu treffen.
Zweitens kann man in Position oft looser callen, wenn man weiß, der Preflop-Raiser tendiert dazu, bestimmte Fehler auf dem Flop zu machen. Position verbessert die Möglichkeit, diese Fehler zu erkennen und auszubeuten.
Andrew Brokos
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.03.2008.