Wie bringt man Poker und Buddhismus, diese sich scheinbar ausschließenden Disziplinen, zusammen? Mit anderen Worten: Wie kann jemand auf dem Pfad der Harmlosigkeit wandern, wenn sich auf diesem Pokertische befinden?
Der Pfad der Pokererleuchtung
Ich hatte vorhergesehen, dass mir diese Frage gestellt werden würde, als ich den „Achtfachen Pfad der Pokererleuchtung“ schrieb.
Schon der Titel verlangt nach dieser Frage. Gestern wurde ich gleich zweimal gefragt und in den Wochen davor weitere fünf Mal. In den letzten sechs Jahren habe ich mir dieselbe Frage auch einige Male gestellt.
Ein Leben ohne Poker?
Gehen wir von einem Typen aus, der Poker spielt, jeden Morgen mit einer Meditation beginnt und den ganzen Tag an seiner Achtsamkeit arbeitet, indem er Bücher liest und sich mit anderen darüber austauscht.
Er geht mit der Praxis und seinen Übungen All-In. Er beschäftigt sich intellektuell mit Friedfertigkeit und stellt fest, dass diese sinnvoll ist. Er beschäftigt sich auf der Erfahrungsebene mit Harmlosigkeit und beobachtet, wie er und die Welt sich verändern.
Ihm gefällt, wohin dies führt. Schließlich kommt der Tag, an dem sich keine Pokertische mehr auf seinem Pfad befinden. Dazu mag es ganz plötzlich gekommen sein: „Poker schadet mir und anderen! Daher sollte ich damit aufhören!“
Oder es kam schrittweise, ohne Voraussicht, nur als natürliche Entwöhnung. In beiden Fällen führte die Haltung der Harmlosigkeit teilweise zu diesem Schritt, ein Leben ohne Poker zu führen, ein Spiel, das per definitionem Schaden verursacht.
Der bewusste Pokerspieler
Schauen wir noch einen zweiten Typen an. Er ist Pokerspieler und hat vergangene Woche etwas von Meditation gehört. Es hieß, diese würde seine Konzentration fördern und ihn dazu bringen, weniger emotional zu reagieren.
Er glaubt, dass sich das gut auf sein Pokerspiel auswirken würde. Aus diesem Grund beschäftigt er sich mit Meditation und wendet Übungen an, von denen er glaubt, sie würden seine Konzentration stärken und zu besseren Resultaten führen.
Während der nächsten zehn Jahre baut er sich ein Repertoire aus bewusster Atmung und Konzentrationsübungen auf, die er am Pokertisch und in anderen Stresssituationen anwendet.
Er und sein Leben verbessern sich (weniger Ausraster) durch die Übungen, wodurch er zu Recht annimmt, dies hätte mit seinem Leben als Pokerspieler zu tun. Genau wie ein Geschäftsmann Poker vielleicht für ein Spiel hält, bei dem man seine Fähigkeit, andere Leute einzuschätzen, verfeinern kann.
Der Pfad der Friedfertigkeit
Das Konzept der Friedfertigkeit kommt in diesem Ansatz nicht vor. Doch beim Pokerspielen fügt er sich weniger Schaden als früher zu. Das Gleiche gilt für seine Gegner.
Was er sagt. Was er tut. Was er denkt. Die Stimmung, die er verbreitet. Die Verbitterung ist weg. Die Gemeinheit ist weg. Die Notwendigkeit, andere klein zu machen, ist weg.
Der erste Typ hörte mit Poker auf. Der andere denkt gar nicht daran. Beide wandern auf dem Pfad der Friedfertigkeit.
Dieser Artikel erschien bereits im Jahr 2009 und stammt aus der Feder von Tommy Angelo.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.05.2017.