Seit dem 11. Januar 2017 läuft ein Kampf, bei dem es um nicht mehr und nicht weniger als die Vorherrschaft der künstlichen Intelligenz geht. Poker gilt immer noch als eine der letzten Bastionen, in denen die Menschen den Maschinen überlegen sind. Das könnte sich nun ändern, die Profis sind am Wochenende weiter hinter das Poker-Programm "Libratus" zurückgefallen.
Brains vs. Artificial Intelligence
Jason Les, Dong Kim, Daniel McAuley und Jimmy Chou sollen insgesamt 120.000 Hände gegen das Programm spielen. Im Rivers Casino in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania geht es um 200.000 Dollar Siegprämie und das Ganze soll 20 Tage lang gehen.
Gespielt wird die Variante $50/$100 Heads-Up Texas No Limit Hold'em. Die vier Pros treten jeweils einzeln gegen das Programm an und die Hände werden gespiegelt. Das bedeutet, dass es duplizierte Decks gibt und parallel werden in zwei Matches jeweils die Holecards vertauscht, um den Glücksfaktor einzudämmen.
Jetzt ist mit 71.512 Händen über die Hälfte der Challenge absolviert und das Programm hat einen klaren Vorsprung von knapp über 700.000 Dollar erspielt. Das ist nur noch schwer einzuholen und die Pros sind mehr oder weniger verbittert.
Jimmy Chou, der schon über 180.000 Dollar hinten liegt, sagte am Wochenende: "Es ist wie eine härtere Version von uns, das Programm wird dazu von Tag zu Tag besser." Am schlechtesten schnitt bislang Jason Les ab, er liegt allein schon fast 336.000 Dollar hinten.
Steht die Herrschaft der Maschinen bevor?
2015 sah die Welt noch anders aus, die Poker-Pros Jason Les, Doug Polk, Dong Kim und Bjorn Li traten gegen das Vorgängerprogramm Claudico an und die Menschen lagen nach 80.000 gespielten Händen 732.713 Dollar vorne und hatten den Kampf klar gewonnen.
Jetzt wird es eng, der Fortschritt der Poker-A.I. ist nach Ansicht vieler Wissenschaftler ein Indikator für die Entwicklung der künstlichen Intelligenz im Allgemeinen.
Ein Programm, das ähnlich wie ein Mensch denken soll, muss – ähnlich wie beim Pokerspiel – mit fehlender Information, zufälligen Ereignissen und 'wild agierenden' Gegnern zurechtkommen.
Schach, Mühle und Go mittlerweile gelöst
Spiele mit vollständiger Information wie Schach, Mühle oder zuletzt Go sind mittlerweile gegen Maschinen nicht mehr zu gewinnen, da der Rechner hier 'einfach nur' die verschiedenen Auswirkungen eines jeden möglichen Zuges durchrechnen muss.
Mal sehen, ob die Menschen das Ruder noch herumreißen können. Ansonsten müssen wir uns demnächst wohl der Diktatur der Maschinen unterordnen.
Das ist natürlich übertrieben, zumindest könnte man aber konstatieren, dass Heads-Up NLHE 'gelöst' ist. Bis ein Pokerprogramm einen vollen Tisch mit menschlichen Spielern sicher schlagen kann, dauert es hoffentlich noch ein paar Jahre.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.01.2017.