Wo immer Boris Becker auftaucht, richten sich alle Augen auf ihn. Seit drei Jahren ist er Botschafter von PokerStars und sorgt für die weitere Popularisierung des Spiels mit den verflixten 52 Karten.
Für den ganz großen Erfolg hat es für Becker in seiner zweiten Karriere zwar noch nicht gereicht, aber was nicht ist, kann bekanntlich noch werden. Im Gespräch mit Christian Pudzich verrät der ehemalige Tennisstar seine ehrgeizigen Ziele:
Frage: Seit drei Jahren sind Sie nun das Gesicht von PokerStars.de und damit das Aushängeschild des Pokersports in Deutschland. Welches persönliche Fazit ziehen Sie aus diesen drei Jahren?
Boris Becker: Ich habe sehr viele Erfahrungen gesammelt. Ich bin fasziniert von Poker, heute vielleicht noch mehr als vor drei Jahren. Ich habe als Greenhorn angefangen und musste quasi Stunden nehmen. Mittlerweile habe ich mit den Besten der Welt gespielt, und konnte ihnen sogar teilweise ihre Chips streitig machen. Ich bin ein glühender Fan dieses faszinierenden Sportes
Frage: Inwieweit haben die drei Jahre Poker-Erfahrung Sie verändert?
Boris Becker: Ich glaube, dass ich heute viel besseres Poker spiele als noch vor drei Jahren. Das heißt aber nicht, dass ich jede Woche ins Geld komme. Ironischerweise habe ich gleich bei meinem ersten EPT-Turnier in Monte Carlo den Final Table in einem Side-Event geschafft. Das ist mir seitdem nicht mehr geglückt. Trotzdem spiele ich heute viel strategischer, besitze viel mehr Erfahrung und warte nur auf den Finaltisch.
Frage: Ganz allgemein betrachtet: Wenn Sie auf die vergangenen drei Jahre zurückblicken, gab es etwas, von dem Sie überrascht wurden oder etwas, bei dem Sie Ihre Meinung im Nachhinein revidieren mussten?
Boris Becker: Ich wurde generell überrascht von der ganzen Pokermentalität. Ich dachte, das geht etwas lockerer zur Sache und dass die Spieler viel unprofessioneller sind. Für mich hatte Poker mehr mit Glück zu tun und weniger mit Verstand. Ich wurde aber eines Besseren belehrt. Das ist es auch, was ich revidieren musste. Bevor ich angefangen habe, wusste ich nicht, was mich erwartet. Ich habe zahlreiche Pokerspiele und -filme gesehen und wurde überrascht von der Professionalität sowie der ganzen Struktur eines Pokerturniers.
Frage: Sie haben mehr als 15 Turniere der EPT gespielt und dabei auch einige Erfolge errungen. Was war Ihr persönlicher Höhepunkt, was Ihr Tiefpunkt?
Boris Becker: Der Höhepunkt wäre ein Finaltisch gewesen. Das ist mir noch nicht gelungen. Ich bin öfters mal ins Geld gerutscht und habe viele Side-Events gespielt. Der Tiefpunkt ist immer wenn man ausscheidet. Wenn man etwa mit zwei Königen gegen zwei Asse verliert, nagt das einfach an einem. Es dauert einige Tage, bis ich das überwunden habe. Tatsächlich knabbere ich bis zum nächsten Turnier daran und hoffe dann auf ein Besseres.
Frage: Wie nehmen Sie die allgemeine Entwicklung des Pokersports in Deutschland in den vergangenen drei Jahren wahr?
Boris Becker: Ich glaube, dass sich doch sehr viel verändert hat und zwar zum Positiven. Ich habe gehört, dass sich auch einige Gesetze mittlerweile auflockern. Pokern hat sich insgesamt in Deutschland etabliert. Es ist ein Spiel, das alle Schichten gerne spielen – vom Banker, über Beamte bis zum Berufssportler sind alle poker-verrückt.
Frage: Welche Adjektive würden Sie Boris Becker dem Pokerspieler zuordnen?
Boris Becker: Im ersten Jahr doch ziemlich verrückt und sehr aggressiv. Im zweiten Jahr hingegen eher zu defensiv und zu abwartend. Heute würde ich mich als „Tight Aggressive“, also als disziplinierten aber aggressiven Spieler einstufen.
Frage: Wimbledon war im Tennis Ihr Wohnzimmer. Wo ist Ihr Wohnzimmer im Pokersport?
Boris Becker: Da muss ich Las Vegas antworten. Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal an der World Series of Poker (WSOP) teilgenommen und hatte auch letztes Jahr mein bis heute bestes Turnier dort gespielt – daher Las Vegas.
Boris Becker bei derEPT Berlin
Frage: Wenn wir für Sie ein exklusives Pokerturnier veranstalten würden: Gegen welche acht Personen wollten Sie immer schon einmal spielen, haben es aber bisher noch nicht geschafft – gleich ob Profipokerspieler oder nicht?
Boris Becker: Ich würde dann eine Mischung finden zwischen Berufstennispielern oder Berufsfußballern sowie Formel-Eins-Piloten als auch professionellen Pokerspielern. Ich fange mal bei den Tennisspielern an: Sampras, Agassi, McEnroe. Es passen ja nur insgesamt neun Spieler an einen Tisch. Von den Pokerprofis würde ich sagen Daniel Negreanu, Phil Ivey und Doyle Brunson, der ist einer der ältesten und bekanntesten Spieler. Dann habe ich noch einen Platz frei. Ich weiß, dass Michael Schumacher auch sehr gut pokert, deswegen würde ich sagen: Michael Schumacher
Frage: Als Pokerbotschafter haben Sie hunderte von Interviews mit deutscher und internationaler Presse gegeben. Welche Frage hat man Ihnen am häufigsten gestellt?
Boris Becker: In der Tat wiederholen sich die Fragen logischerweise. Aber die häufigste Frage war: Wie ähnlich sind sich Tennis und Pokersport. Das kommt eigentlich bei jedem Interview vor.
Frage: Zu guter letzt: Was sind Ihre persönlichen Ziele, die Sie als PokerStars Pokerbotschafter noch verwirklichen möchten?
Boris Becker: Zunächst einmal hoffe ich, dass ich PokerStars ein guter Botschafter bin und auch in den kommenden Jahren noch sein werde. Darüber hinaus möchte ich endlich einmal ganz groß bei den Turnieren rauskommen. Ich übe sehr viel und habe mir über die Jahre viele Pokerfreunde gemacht. Daher wünsche ich mir, irgendwann einmal ein Turnier der European Poker Tour gewinnen zu können.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.11.2010.