Es geschieht unzählige Male. Wir bauen mit Pocket Königen einen schönen Pot auf, der Flop kommt und … BUMM… da ist das Ass. Wie Sie damit umgehen, hängt viel von Ihren Gegnern, den Stackgrößen und weiteren Faktoren ab. Schauen wir uns einen Beitrag eines meiner Leser an:
Könige mit einem Ass auf dem Flop und kleinen Stacks
Final Table eines Live-Turniers in No-Limit Hold’em: Es sind noch neun Spieler dabei, die ersten sechs werden ausbezahlt. Ich habe mit etwa 14 BB einen überdurchschnittlichen Stack und bekomme im Big Blind ein Paar Könige. Vor mir gibt es zwei Limper und ich raise auf 5 BB. Einer der Limper callt. Er ist eine Calling Station und callt offenbar jeden Raise, wenn er zuvor gelimpt ist. Bisher hat er fast immer getroffen. Nach dem Call beträgt mein restlicher Stack etwa Potgröße und der meines Gegners ist etwa 3 BB kleiner. Auf dem Flop kommt A 9 2 und ich habe keine Position. Was nun?
Da mein Gegner zuvor auch mit Händen wie mittleren, ungleichfarbigen Connectors Raises vor dem Flop gecallt hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er ein Ass hat, schwer einzuschätzen. Da er auch schon mit schwachen Draws gesetzt hat, bin ich auch nicht sicher, dass er mich schlägt, wenn er meinem Check eine Bet folgen ließe. Eine niedrige Bet meinerseits würde er jedoch fast sicher callen und ich wäre Pot-Committed.
Schließlich ging ich All-In und er callte mich mit A 3 . Gegen einen anderen Spieler hätte ich auf dem Flop eher den Rückzug erwogen und …
Mein Leser schrieb nicht zu Ende, aber ich meine, wir können uns den Rest denken. Turniere erfordern ein zusätzliches Niveau an Analyse und Psychologie.
Analytisch betrachtet unterscheiden sich Turniere von Cashgames, weil sie nicht Chips gewinnen, sondern einen bestimmten Platz belegen wollen. Die Spielweise in bestimmten Situationen kann je nach Preisgeldstruktur stark differieren. Werden die ersten sechs Spieler ausbezahlt, aber der erste erhält 50 Prozent des Geldes, lohnt es sich oft zu zocken und den ersten Platz anzustreben. Ist die Auszahlungsstruktur jedoch recht homogen, ist es in der Regel besser, vorsichtig zu agieren und sich erst einmal einen der hinteren Plätze im Geld zu sichern. Mein Leser hat die Auszahlungsstruktur nicht spezifiziert, aber es wäre schwer zu rechtfertigen, seine Könige nicht zu spielen.
Psychologisch betrachtet vergrößern Turniere die Aufs und Abs beim Poker um ein Vielfaches. Man verliert nicht einfach ein paar Big Blinds in einer Hand, sondern scheidet aus! Und man gewinnt nicht einfach ein paar Dollar, sondern das Preisgeld für den ersten Platz! Diese psychologische Ebene führt dazu, dass Spieler selbst die alltäglichsten Situationen hinterfragen.
Mathematisch betrachtet sind diese enormen Aufs und Abs jedoch gar nicht so groß. Scheiden Sie aus einem Turnier aus, fühlt es sich vielleicht so an, als hätten Sie das gesamte Preisgeld für den ersten Platz verloren, doch in Wirklichkeit haben sie nur eine prozentuale Chance auf dieses Preisgeld verloren (die zudem häufig recht klein ist). Ein Großteil des Sturm und Drang bei Pokerturnieren findet nur in Ihrem Kopf statt.
Guter Raise vor dem Flop
Schauen wir uns die Hand an. Neun Spieler sind noch im Turnier, zwei loose Spieler sind gelimpt und Sie haben ein Paar Könige. Sie haben noch 14 BB und liegen damit leicht über dem Durchschnitt. Die ersten sechs Spieler erhalten Preisgeld. Sie sind nicht annähernd nah genug an der Bubble, um einen Fold Ihrer Könige in Betracht zu ziehen. Dies ist eine Hand, mit der Sie Ihren leicht überdurchschnittlichen Stack in den größten verwandeln können.
Ordentliches Spiel nach dem Flop
Sie raisen auf 5 BB und werden von einem loosen Spieler gecallt. Auf dem Flop kommt ein Ass und Sie sind als Erster am Zug. Ihr Gegner hat noch 6 BB übrig. Mir gefällt das All-In. Der Pot ist (im Vergleich zu den Stacks) zu groß, um zu folden. Als Calling Station muss Ihr Gegner mit Sicherheit kein Ass haben. Setzen Sie, callt er vermutlich mit einigen schlechten Händen, gegen die Sie klar vorne liegen. Ein Check oder ein niedrigerer Einsatz als All-In besitzen ebenfalls Vorzüge. Ein Check ergibt gegen einen aggressiven Spieler durchaus Sinn, gegen eine Calling Station allerdings weniger. Ein niedrigerer Einsatz wäre gut, wenn Sie Ihren Gegner dazu verleiten können, mit schwachen Händen bis zum Ende weiterzuspielen. Aber unterm Strich ist der Pot groß, Sie haben eine gute Hand und Ihr Gegner ist eine Calling Station. Ich sehe keinen überzeugenden Grund für eine ausgefallene Spielweise. Gehen Sie einfach All-In und hoffen, dass Ihr Gegner mit einer schwächeren Hand callt.
Ich glaube, dass die meisten Spieler zu viel Wert darauf legen, im Turnier zu bleiben. Sicher, Sie können in der Tat ein Turnier gewinnen, wenn Sie nur noch einen Chip und einen Chair haben, aber das wird Ihnen nicht sehr oft gelingen. Der konkrete Wert eines Chips und eines Chairs variiert abhängig von der Turnierphase, der Preisgeldstruktur und weiteren Faktoren. Aber in den meisten Fällen ist er nicht sonderlich hoch.
Im Lauf der Jahre habe ich erlebt, wie Spieler einige unglaubliche Folds gemacht haben, um im Turnier zu bleiben. Mehr als einmal habe ich gesehen, wie ein Spieler buchstäblich alle Chips bis auf einen gesetzt und anschließend gefoldet hat. Jedes Mal reagierte der Tisch mit ungläubigem Staunen. Und jedes Mal sagte der Spieler, der gefoldet hatte, stolz, „Ein Chip und ein Chair.“ In den meisten Fällen ist es meines Erachtens besser, den großen Gewinn anzustreben und das Ausscheiden zu riskieren, als sich auf den Verlust einer teuren Hand einzulassen. Selbst eine relativ geringe Gewinnchance ist vermutlich mehr wert als ein Chip und ein Chair.
In Turnieren kommt es vor allem bei solch kleinen Stacks wie in der konkreten Hand zu Situationen, in denen man zocken muss. Ist erst einmal so viel Geld im Pot, ist es meist keine gute Methode, „von der Hand loszukommen.“ Meiner Meinung nach hat mein Leser gut gespielt.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 18.11.2009.