Andreas Krause – heiß begehrt. Sein 6.Platz beim $1,500 NL WSOP Event hat seiner ohnedies glanzvollen Pokerkarriere einen weiteren Schub nach vorne gegeben. Am Finaltisch gab es vorab ein “Special Sponsoring” von Full Tilt Poker. Ein nettes Extrasümmchen für Andreas Krause und wer weiß – vielleicht kommt da noch mehr? Auch die deutschen Medien meldeten sich prompt. RTL wollte einen Beitrag drehen und diverse Anfragen für Interviews gab es selbstverständlich auch. Nun, Andreas Krause konnte sich höflich und konzentriert dem ganzen Trubel entziehen. Nur für PokerOlymp und seine Leser hat er da eine Ausnahme gemacht. – Im Gespräch mit Götz Schrage unterhalten sich die beiden über Poker, Klimaanlagen, Blutdoping, Cocktailgirls und Goldkettchen. – Viel Spaß mit dem folgenden Interview:
Götz Schrage: Guten Morgen Andreas! Wie fühlst Du Dich? Wie der Pokergott im Paradies Las Vegas oder zumindest wie der Pokerkaiser von Deutschland?
Andreas Krause: Weder noch. Weder noch. Ich bin ein wenig geschlaucht. Am Tag danach war ich gar nicht so müde, aber dann mit der Zeit, wenn die Anspannung abfällt merkt man doch, dass das alles recht anstrengend war.
Götz Schrage: Jetzt mal ganz ehrlich. 2,998 beim $1500 NL und Du schaffst es an den Finaltisch und wirst auch noch Sechster. Hat man da nicht irgendwo im Hinterkopf den Gedanken: Die fünf Luschen vor mir hätten sich an dem Tag auch frei nehmen können?
Andreas Krause: So denke ich nicht und das ist nicht nur so dahergesagt. Ich habe Respekt vor meinen Gegnern und das waren zum Teil schon toughe Jungs. Zugegeben, die Preisgeldsprünge sind gewaltig. Für zwei Plätze besser muss ich während dem Rest des Jahres eine Menge Poker spielen. – Man will immer mehr, aber ich bin doch sehr zufrieden.
Götz Schrage: Das kannst Du wirklich sein! Und selbstverständlich im Namen der Redaktion nochmals hier eine persönliche Gratulation!
Andreas Krause: Danke, herzlichen Dank
Götz Schrage: Apropos „persönlich“. – Ich hätte da eine persönliche Frage.
Andreas Krause: Nur zu.
Götz Schrage: Also, Du sitzt am Finaltisch. Kameras und eine Menge Leute. Irgendwann ist Feierabend und Du schüttelst Deinen Gegnern – die Du achtest – die Hand.
Andreas Krause: So ungefähr.
Götz Schrage: Ja und wie geht es weiter? Kommen dann nicht die kreischenden Cocktailschlampen: „Please, Andrew make me a german wonderbaby right now“.
Andreas Krause: Ich glaube, die kommen erst ab Platz Drei. Außerdem sprechen die besser Englisch als Du.
Götz Schrage: Wieder eine Illusion zerbröckelt. Aber die Schulterklopfer und „Kannst-Du-mir-kurz-was-leihen-mein-Bruder-sitzt-schon-im Flieger-nach-Las-Vegas“ kommen doch sicher zur uneigennützigen Gratulation?
Andreas Krause: Bei mir eher nicht mehr. Ich habe da meine Lektion gelernt. 1999 nach meinem ersten größeren Turniersieg. Da hat mir jemand 3000 DM rausgequatscht. Die habe ich selbstverständlich niemals zurückbekommen. Aber langfristig war das eine ganz gute Investition, weil ich ab dann genug Antikörper gegen Geld leihen entwickelt habe.
Götz Schrage: Nochmals zum Turnier. Das ist ja elendslang. Du sitzt da in der Klimascheiße mehr als 12 Stunden am Tag. Wie hältst Du das aus? Was isst Du und so?
Andreas Krause: Dieser ständige Luftzug durch die Klimaanlagen ist wirklich belastend. Dieses Jahr sind sie ein wenig milder eingestellt. Immerhin! – Und essen tue ich während dem Turnier praktisch nichts. Viel trinken – hauptsächlich Wasser und vielleicht Mal eine Banane oder so.
Götz Schrage: Irgendwelche Aberglauben oder Fetische. Wechselst Du trotz gutem Lauf die Socken oder hast Du einen kleinen Glückschlumpf in der Tasche?
Andreas Krause: Meine Sonnenbrille. Die brauche ich. Man schaut einfach in entscheidenden Situationen ein wenig bestimmter – will nicht sagen gefährlicher – aus. Das hat mir sicher mindestens zwei Pots gerettet. Also die Sonnebrillen. Sonst fetischfrei. Allerdings sehr geholfen hat mir mein Kumpel Ralph Liermann aus Stuttgart. Da wusste ich immer, der ist in der Nähe. Der schaut auf mich. Das war ein gutes Gefühl. Vor allen Dingen, weil er mir von Herzen Glück wünscht. Ohne Neid oder so.
Götz Schrage: Also weiter. Keine kreischenden Girls. Du bekommst Dein Geld und was ist dann mit der Steuer? Nehmen Dir die Amis gleich die berühmten 30% weg und bauen damit Bomben für den Irak – mit Deinem Geld!
Andreas Krause:Nein, nein. Um Gottes Willen. Da gibt es ja eine Art Steuerabkommen zwischen den USA und Deutschland. Ich musste das nur quittieren und dann gibt es wohl eine Verständigung ans deutsche Finanzamt. Mehr ist da nicht
Götz Schrage: OK. Um beim Geld zu bleiben. Irgendwie näherst Du Dich meinem Idol. Wie ich so um die 19 Jahr alt war, dachte ich, es gibt für einen Mann nur drei respektable Arten Geld zu verdienen. Fußballprofi, Pokerprofi und Zuhälter. – Als Fußballer hast Du wirklich eine gute Karriere gemacht bis hin zu Bundesligaeinsätzen. Der Pokerspieler Andreas Krause entwickelt sich überhaupt zur Topmarke. Ein tiefer gelegtes weißes Mercedes Cabrio und ein wenig die Haare blondieren. Du bist ein fescher Junge – magst Du nicht den Triathlon komplett machen?
Andreas Krause: Das ist eine typische Götz-Frage. Also eines nach dem anderen. Mit meiner Karriere als Sportler bin ich gar nicht so zufrieden. Da wollte ich ehrlich gesagt mehr erreichen. Als Pokerspieler kann ich mich nicht beklagen und will mich aber noch weiter steigern. Das dritte Ding lass ich lieber aus. Da habe ich den falschen Charakter dafür und Goldkettchen stehen Dir auch besser als mir. – tut mir leid, dass ich Dich wieder enttäusche.
Götz Schrage: Schon verdaut. – Letzte Frage. Thema Doping. Ist ja brandaktuell im Moment. Was ist Dein Eindruck am Finaltisch. Sind die alle sauber oder müssten die zittern, wenn die Frau Doktor mit den Plastikfläschchen kommt?
Andreas mit Toni Vardjavand beim FeiernAndreas Krause: Ich versteh die Frage nicht ganz?
Götz Schrage: Ich meine, schau Dir doch mal die Interviews an. Mit einer Blutkonserve von Mike Matusow oder Humberto Brenes spielt ein normaler Mensch die ganze WSOP ohne Schlaf.
Andreas Krause: Alles klar! Ich bin da so naiv. Ich merke da nichts und sehe nicht. Mir ist das so zuwider. Mein Doping ist ein gutes Stück Fisch mit Reis weit weg von dem Trubel bei irgendeinem Inder oder so. Der Rest interessiert mich nicht.
Götz Schrage: Also Andreas. Vielen Dank im Namen der PokerOlymp Leser, dass Du Dir Zeit genommen hast. Noch viel Glück und Dir wird noch mehr gelingen bei der diesjährigen WSOP. Da bin ich mir ganz sicher!
Andreas Krause: Vielen Dank für die guten Wünsche und auch bei den Lesern bedanke ich mich herzlich für die netten Kommentare.
Götz Schrage: Und wenn Du noch einen Finaltisch machst und unter die Top Drei kommst. Schick die Cocktailgirls nicht weg. Gib ihnen meine Nummer und sag ich sei interessiert und schaue gut aus.
Andreas Krause: Versprochen. Ist zwar ein harter Bluff. Aber ich werde es versuchen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.06.2007.