Am Samstag war es so weit – der Senat der Vereinigten Staaten von Amerika hat ein Gesetz verabschiedet, welches Online-Spielen in den USA nahezu illegal macht. Nicht die Spiel-Plattformen selbst sind Angriffspunkt des Gesetzes, sondern die Zahlungsmethoden. Ohne Kreditkarte, ohne Banküberweisung ist kein Online-Game möglich. Doch wurde dieses Gesetz wirklich nur zum Schutz der Bürger gemacht?
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Hauptargument der Gesetzgeber für die Verabschiedung des Gesetzes ist „der Schutz des Einzelnen“. Doch wovor wird beschützt? Vor Abhängigkeiten? Will der Staat soweit in die Privatsphäre des Einzelnen eingreifen? Für viele ist die Beschlussfassung unverständlich. Denn es sind nicht nur die Spiel-Anbieter betroffen. Fast alle Online-Poker-Anbieter arbeiten mit Software-Firmen zusammen, nur große Seiten wie Partypoker sind darauf nicht angewiesen. Gibt es kein Online-Game, schadet das auch den Software-Firmen, ergo der Wirtschaft. Was ist der wahre Grund für diesen Beschluss? Vielleicht, dass dem Staat zuviel Geld entgeht? Italien hat zuletzt vorgemacht, wie man sich zu Gunsten von Einzelnem und Staat einigen kann. Die Kongressabgeordneten sollten in jedem Falle ihre Entscheidung noch mal überdenken, denn der nächste Wahltag kommt bestimmt….
Der größte Online-Anbieter, PartyPoker, hat auf den Gesetzesbeschluss reagiert. Spieler, die ihren Wohnsitz in den USA haben, bzw. an einem amerikanischen PC spielen, dürfen keine Real-Money-Tische mehr spielen. Ihr Geld wurde eingefroren. Die Spieler-Accounts sind nicht gesperrt, man kann Play-Money spielen. Jedoch kann kein neuer Real-Money-Account eröffnet werden. Auch das Affiliate-Programm wurde dahin gehend geändert.
Auch PokerStars überlegt diesen Schritt. Die kleineren Seiten haben den Gesetzesbeschluss bis dato nicht beachtet.
In einer Aussendung von Pokerroom.com, einem der größten Anbieter in Europa heißt es, dass das neue Gesetz bis zur endgültigen Unterschrift durch George W.Bush nicht umgesetzt wird.
Weit mehr Kopfzerbrechen machen sich die amerikanischen Banken. Denn es liegt an ihnen, keine Transaktionen mit den Online-Anbietern durchzuführen. Größere Banken haben kein Problem, ein Überwachungssystem einzubauen. Ebenso wie VISA, die schon ein solches System benutzt. Probleme sehen die Banken jedoch bei Schecks. Millionen von Transaktionen werden über Schecks durchgeführt und diese zu überwachen, gilt als nahezu unmöglich.
Partygaming, das Unternehmen hinter Partypoker, verliert immer mehr an Wert. Zwar hat Partygaming den Firmensitz in Gibraltar und notiert an der Börse London, doch vom Überflieger 2005 ist nicht mehr viel übrig. Seit Wochenbeginn fiel der Wert um über 60 Prozent und liegt jetzt nur mehr bei einem Drittel des Emissionspreises. Partypoker versucht nun, mehr Spieler außerhalb Amerikas auf die Seite zu bringen. Doch der europäische Markt ist nicht unbedingt der einfachste, von Asien ganz zu schweigen. In Amerika stellt sich nun die Frage: “Wo soll ich spielen?”. Die Casinos werden regen Zustrom haben, doch was ist wenn es bald auch dagegen ein Gesetz gibt?
Gibt es doch noch Hoffnung für Online-Poker in den USA? Branchenkundige Anwälte, glauben eine Gesetzeslücke entdeckt zu haben. Das strittige Gesetz verbiete Banken und Kreditkartenunternehmen Geschäfte mit Glücksspielanbietern. Hier greift nun die alte Diskussion – Poker ist kein Glücksspiel und fällt damit auch nicht in dieses Gesetz. Ob die Anwälte damit recht haben, wird sich erst zeigen. Mit Partygaming geht’s zumindest wieder an der Börse aufwärts.
Noch ist der Kongressbeschluss nicht von George W. Bush unterzeichnet. Nach wie vor gehen die Online-Anbieter in zwei Richtungen – Partypoker schließt Amerika aus, die anderen tun so, als ob sie noch nichts davon wüßten. Doch ganz so ist es nicht – alle haben ein neues Ziel. Und das heißt Europa. War unser Kontinent für die Online-Pokerrooms bis dato nicht interessant, wird er jetzt um so attraktiver. So bietet PokerStars zum Beispiel schon deutschsprachige Turniere an. PartyPartners bietet Hilfe bei der Werbung in Osteuropäischen Staaten usw.
Nach wie vor bleibt die Frage “Quo vadis Online-Gaming?”. Schlupflöcher aus dieser Situation werden noch gesucht. Vielleicht kann mit Hilfe der WTO, die bereits letztes Jahr mit dem Karibik-Staat Antiqua gegen die USA herzog, etwas bewegt werden?
Heute hat auch einer der größten Online-Poker-Anbieter in Europa auf den Safe Port Act reagiert. Bis auf weiteres können US-Bürger auf allen Seiten von bwin(dazu gehört auch Pokerroom.com) nur mehr Playmoney spielen.
Grund dafür: Seit heute ist der Beschluss des Kongress GESETZ. George W. Bush hat heute den Gesetzesbeschluss unterzeichnet. Somit macht sich jede Bank u.ä. strafbar, wenn Transaktionen mit einem Online-Gambling-Portal durchgeführt werden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.10.2006.