Das Original erschien bereits vor einigen Monaten unter dem Titel “How To Read Hands At No-Limit Hold’em” und nun ist auch die deutsche Ausgabe erhältlich.
Erfolgsautor und “Noted Poker Authority” Ed Miller möchte mit diesem Buch die Analysefähigkeiten seiner Leser verbessern. Denn er meint, das Lesen von Händen wird von den meisten Spielern entweder völlig unterschätzt oder grundsätzlich falsch angegangen.
Sie erinnern sich bestimmt selbst an die eine oder andere Pokerrunde im Fernsehen, wo der Kommentator behauptet, dass Spieler A, Spieler B jetzt genau auf Ass König setzt und deshalb foldet. Ohne den Poker-Kommentatoren zu nahe treten zu wollen oder sie zu kritisieren: Das ist grade die falsche Denkweise und wenn Spieler A ein halbwegs professioneller Spieler ist, wird seine Analyse mit Sicherheit nicht lauten, dass B eine bestimmte Hand haben muss und deshalb ein Fold der richtige Spielzug ist. Viel wahrscheinlicher ist es, dass A zu dem Schluss kommt, gegen die Range von Spieler B zu schlechte Gewinnchancen zu haben, um profitabel weiterspielen zu können.
Das Zauberwort ist hier die Range (zu Deutsch auch “Palette”) und genau dort baut Ed Miller von Anfang an auf. Wenn Sie ein Buch erwarten, das Ihnen verrät, wie Sie in die Seele der Gegner blicken können (wie Phil Hellmuth das behauptet zu können), dann werden Sie auf jeden Fall enttäuscht. Wenn Sie aber die richtige Vorgehensweise bei der Handanalyse erlernen möchten, dann sind Sie mit diesem Buch bestens beraten. Denn es ist bisher das einzige Buch, das sich ausschließlich mit diesem Thema auseinandersetzt und jeder, der Poker ernsthaft spielt, weiß wie wichtig Handanalyse ist.
Dabei konzentriert sich Ed Miller nur auf die No-Limit-Hold’em-Variante. Das ist auch absolut nachvollziehbar, denn das Thema ist komplex genug für ein ganzes Buch und man könnte für Pot-Limit-Omaha oder Limit-Hold’em jeweils eigene Bücher zum Thema Handanalyse schreiben, so unterschiedlich sind die Varianten in dieser Hinsicht.
Angefangen wird bei den zwei Karten, die jeder Spieler zu Beginn bekommt. Danach werden die jeweiligen Aktionen und Setzrunden betrachtet: Wie lassen sich die Hände bereits eingrenzen? Inwiefern unterscheiden sich die Hand-Ranges von loosen oder tighten Spielern? Welche sonstigen Informationen müssen verarbeitet werden? Sprich: Es wird erläutert, welche Faktoren wie gewichtet bei der Handanalyse des Gegners berücksichtigt werden sollten.
Besonders interessant ist auch das Konzept der Bayesschen Inferenz, das sehr genau erklärt wie Sie neue Informationen verarbeiten sollten. Ein typisches Beispiel ist, dass Sie sich einem Spieler gegenüber sehen, den Sie eigentlich als tight einschätzen. Nun macht dieser aber zwei Züge, die eher für einen loosen Spieler sprechen. Die Frage, die Sie sich nun stellen müssen ist die: Ist es nur Zufall gewesen, also hatte er zweimal in Folge Asse, so dass er preflop eine 4-Bet bringen konnte oder nutzt er sein tightes Image aus, um Profit zu machen?
Welchen Einfluss hat diese Information auf die Einschätzung des Spielers? Sollte man nun nach wie vor von einem tighten Spieler ausgehen, ihn weder als loose noch tight einschätzen oder gar als Maniac, der auf Tilt ist? Das sind alles Fragen, die man mit diesem Konzept beantworten kann und wenn Sie noch nichts davon gehört haben werden Sie erstaunt sein und Sie werden feststellen, dass Sie bislang häufiger die falschen Schlüsse gezogen haben.
Das ist nur eines der hilfreichen Konzepte in diesem Buch und Sie werden auf alle Fälle den gesamten Prozess der Handanalyse ausführlich kennenlernen. Das Buch eignet sich für alle ambitionierten No-Limit-Hold’em-Spieler. Egal ob Sie heute das erste Mal etwas von einer Range gelesen haben oder schon lange damit arbeiten, dieses Buch wird Ihnen helfen, Ihre Analysefähigkeiten zu verbessern.
192 Seiten, gebunden, erschienen bei » Pokerbooks, Preis: €29,90
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 03.12.2012.