Nachdem ich gestern sang- und klanglos an Tag 1A der Battle-of-Malta ausschied, lief es heute nach einem Re-Entry ein Stück besser, was aber wohl weniger an meinem Können, als an zu vielen guten Karten lag.
Mein Tag begann mit einem englischen Frühstück (Rührei, Speck und Würstchen – meiner Meinung nach ein Frühstück für Könige) und ein wenig Büroarbeit. Um 13 Uhr fand ich mich im Kasino ein, um mein Re-Entry zu tätigen. Nachdem ich die €550 an der Rezeption überreicht hatte, realisierte ich, dass ich insgesamt mehr oder weniger meine gesamten Pokergewinne des letzten Quartals und einen substantiellen Teil meiner Roll in dieses Turnier gesteckt hatte. Aber Bankroll-Management spielt wohl ohnehin keine Rolle, wenn man nur noch als Freizeitspieler unterwegs ist.
Ich wurde dank meiner zeitigen Registrierung auch mit einem vergleichsweise soften Tisch belohnt. Neben mir saßen mehrere Spieler jenseits der 40, und zumindest einer war eine Loose-Cannon (über 70% VPIP), mehrere andere limp/foldeten regelmäßig und schienen postflop fit-or-fold zu spielen. Geholfen hat mir dieser einfacher scheinende Tisch aber zunächst herzlich wenig.
Könige und ein mulmiges Gefühl
Nach einer Stunde fand ich UTG+1 Könige, erhöhte und bekam drei Caller bis zum Big Blind. Der Big Blind war circa 65 Jahre alt und hatte in der ersten Stunde genau eine Hand gespielt – diese limp/foldete er. Sprich: Er wirkte auf mich quietsche-tight. Dieser brachte dann einen Reraise auf 700 Chips (14 BB) und meine Könige gefielen mir auf einmal nur noch sehr bedingt. Ich callte den Reraise und so taten es auch die drei anderen Spieler.
Zu fünft sahen wir einen Qx 8x 6x -Rainbow-Flop mit etwa 3.500 Chips in der Mitte. Der BB spielte 2k an, ich callte und alle Limper foldeten. Auf einem 2x -Turn spielte der BB 3k in den 7,5k-Pot an und wieder callte ich. Der River war mit der 5x in meinen Augen eine Blank und diesmal setzte der Big Blind 4k an. Im Pot lagen mit dieser Bet 17,5k und da konnte ich beim besten Willen kein Overpair folden. Wie verlässlich sind Reads und Spielverhalten denn nach einer Stunde? Und könnte es nicht sein, dass der BB hin und wieder auch Ass-Dame so spielt? Aber natürlich drehte der Big Blind Asse um und sackte den Pot ein.
Danach war ich auf knapp unter 10k runter – ein äußerst unglücklicher Start.
Zu viele gute Karten
Aber in Folge wurden mir gute Karten nur so um die Ohren geballert:
1. Ass-König. Nach einer 3-Bet wurde meine C-bet auf einem K97-Flop geraist, mein darauf folgendes All-In blieb allerdings ungecallt – Rauf auf 13k Chips.
2. Damen. Ich traf ein Set, bekam aber nur minimale Auszahlung. Immerhin rauf auf 14k.
3. Könige. Ich wurde ge-limp-reraist (Oh nein, schon wieder gegen Asse!), gewann die Hand jedoch auf einem 8x 8x 8x -Flop nach einer C-Bet meines Gegners und dessen Check/Fold auf dem Tx -Turn. Rauf auf 19k.
4. Könige. Schon wieder – drei Mal innerhalb von drei Stunden. Diesmal musste ich mich jedoch auf einem Axx-Board dem Ass-Zehn der Loose Canon geschlagen geben. Der Schaden war allerdings nur minimal. Immer noch 19k.
So konnte ich bis zum Ende des dritten Levels wieder fast bis zum Start-Stack aufschließen. Danach bekam ich jedoch eine Stunde lang nur Grütze und jeder Versuch, aus meiner Grütze mehr Chips zu machen, scheiterte. Meine Steals, wurden ge-dreibettet und ge-cold-fourbettet und wenn ich es denn mal bis zum Flop schaffte, dann immer gegen mindestens drei Gegner und ohne dass ich auch nur den Hauch einer Hand hatte. Nachdem dann im vierten Level auch noch mein erster lighter Reraise seit Stunden mit einer 4-Bet beantwortet wurde, war ich wieder auf 12k Chips (oder 30 Big Blinds) runter.
Noch viel mehr zu gute Karten
Aber dann ging es munter weiter mit meinen Monstern:
5. Buben. Ein stiller Brite rechts neben mir erhöhte aus dem CO, callte meinen Reraise und checkraiste meine C-Bet auf einem AJ8-Flop. Doch obwohl er nach meinem All-In Pot-Odds von über 6:1 bekam, foldete er auf dieses. Rauf auf 16k Chips.
6. Asse (die fehlten noch). Damit durfte ich gleich aufdoppeln – nach meinem Raise checkraiste mich abermals der Brite auf einem KT5-Flop, callte aber mein All-In diesmal. Er hatte mit KJ nur Top-Pair und das Board blankte weg. Rauf auf 32k.
7. Ass-Dame. Damit traf ich in einem einfach geraisten Pot auf einem QJ5-Flop Top Pair und überließ meinem äußerst bluff-freudigen Gegner das Setzen. Der feuerte mit T9 bis zum River durch, aber eine 7 auf dem Turn und eine 2 auf dem River halfen ihm nicht wirklich. Rauf auf 44k.
Damit hatte ich bis zum Anfang des letzten heutigen Levels 44k Chips. Davon gab ich dann allerdings in der letzten Stunde knapp 9k wieder ab – bei 400/800 Blinds waren Steals schon teuer und meine wurden ein wenig zu häufig durch All-Ins im Keim erstickt. So durfte ich am Ende aber immerhin etwas über 35k Chips eintüten und darf morgen wieder kommen. Der Average liegt bei circa 40k und die Blinds starten morgen bei 500/1000.
Fazit: Ich hatte in 7 Stunden insgesamt dreimal Könige, einmal Asse und Damen, dazu noch mehrmals Ass-König und konnte damit einen Unter-Average-Stack aufbauen. Ich fürchte, das spricht nur bedingt für meine Fähigkeiten im Turnierpoker.
Aber wer weiß, vielleicht haben die Dealer morgen ja abermals ein Herz für mich, oder vielleicht entdecke ich ja noch ganz ungeahnte Turnierqualitäten an mir.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 24.11.2012.