Der Pokerspieler Haralabos Voulgaris meldet sich im Zuge der Lederer-Interviews lautstarkt zu Wort. Sowohl Ray Bitar, als auch Erick Lindgren und Daniel Negreanu bekommen ihr Fett weg.
Haralabos Voulgaris ist seit fast 10 Jahren Pokerspieler und in der Szene kein ganz Unbekannter. So war er sowohl mit Howard Lederer als auch Chris Ferguson gut vernetzt und ihm wurde 2004 angeboten, Anteile von Full Tilt zu kaufen. Jetzt hat sich Voulgaris in seinem Blog mit seiner deutlichen Sicht auf die Causa Full Tilt und insbesondere Erick Lindgren zu Wort gemeldet.
Zur Gänze ist der Blog unter alineinthecorner.com zu finden, gegliederte Auszüge in deutscher Übersetzung hier.
Ich traf mich eines Abends im Jahr 2004 mit Chris Ferguson, Howard Lederer und dem designierten CEO, Ray Bitar. Wir sprachen etwa drei Stunden und zu sagen, ich war nicht grade von Bitar beeindruckt, wäre eine Untertreibung. Howard meinte, dass Bitar vielleicht nicht der Scharfsinnigste wäre, aber ein echtes Arbeitstier sei. Sein fehlender Scharfsinn war für mich gar nicht das Problem. Das Problem war, dass er auf mich einen beschränkten oder dümmlichen Eindruck machte. So, oder ähnlich sagte ich Howard das auch.
Schlussendlich entschied ich mich, keine Anteile von Full zu kaufen. (…) Im Nachhinein war diese Entscheidung finanziell schlecht. Jedes Prozent von Full Tilt hätte mir über Gewinnauszahlung 4 Millionen Dollar eingebracht. Der Schwarze Freitag hat meine Entscheidung zwar bestätigt, aber dennoch ging mir eine Menge Geld durch die Lappen.
(…)
“Erick der Degen” (Erick Lindgren) hat mir und unzähligen anderen über Jahre Geld geschuldet und hat während er von Full Tilt noch Geld bekam, es nie geschafft, seine Schulden zu begleichen, obwohl er über seine Anteile schätzungsweise 12 Millionen Dollar erhielt. Im Jahr 2008 verkaufte er einige seiner Anteile, doch verheimlichte er dies mir gegenüber zunächst. Erst als ich ihn darauf ansprach, gab er es zu. Seine Schulden zu begleichen kam ihm aber trotzdem nicht in den Sinn. Erst nach einem Gespräch mit Howard zahlte er mir knapp 20 Prozent der Schulden zurück und versprach den Rest monatlich zu begleichen. Diese Zahlungen hielten einen oder zwei Monate, dann war Erick nicht mehr erreichbar und mied mich.
Bis zum Schwarzen Freitag schaffte er es, über sechs Jahre 65 Prozent seiner Schulden an mich zurückzuzahlen – fünf Jahre länger als vereinbart und Zinsen nicht eingerechnet.
Kurz vor dem Schwarzen Freitag bekam Lindgren 4 Millionen Dollar von Full Tilt – 2 Millionen als Darlehen, die anderen 2 Millionen aufgrund eines Versehens. Er hat diese zwei Millionen, die ihm nicht zustanden, nie zurückgezahlt. Das macht ihn meiner Auffassung nach zum Dieb.
(…)
Daniel Negreanu hat seinen Freund Lindgren trotzdem noch sehr milde behandelt. Er bekam nicht die sonst bei Negreanu übliche Wutrede. Negreanu hat sich zwar über Twitter dazu geäußert, meinte aber, dass es zwar falsch gewesen sei, die fehlerhafte 2-Millionen-Transaktion zu behalten, aber dies weder Diebstahl noch betrug sei. Das ist nicht korrekt.
Wäre es Annie Duke gewesen, die diese zwei Millionen einbehalten hätte, wäre Negreanu wohl der Geifer aus dem Mund getropft, während er sie als Diebin bezeichnet hätte.
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Daniel ist sehr loyal zu seinen Freunden und ich bewundere diese Einstellung. Tatsächlich meine ich, jeder verdient einen so beharrlichen Freund wie Daniel.
Meiner heißt Coltrane.
Und Coltrane ist nichts anderes als ein Superheld.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.10.2012.