Im fünften Teil der von PokerNews.com geführten Interview-Serie mit Howard Lederer lässt dieser sich über Phil Ivey aus und erzählt von einem abwegigen Plan, nach dem Schwarzen Freitag, Ray Bitar abzusetzen.
Die ersten Versuche Käufer zu finden
Im April habe Lederer schon einen Insolvenzberater um Rat gebeten, um die simple Frage zu beantworten: Sind wir schon pleite? Die Antwort war: Nein, aber es muss eine Menge passieren, damit die Insolvenz abgewendet werden kann.
Lederer wollte das Unternehmen so transparent wie möglich machen und erklärt, dass es ohnehin nicht in seiner Macht gestanden hätte, das Unternehmen zu schließen, selbst wenn es seine Absicht gewesen wäre. Er wollte allerdings das Unternehmen weiter laufen lassen, um einen Käufer zu finden und die Spieler auszahlen zu können. 18 Stunden pro Tage habe er damals gearbeitet, so Lederer.
Schon im Juni 2011 habe Full Tilt eine Nachricht von PokerStars bekommen, dass sie bereit wären, das Unternehmen zu übernehmen. Doch laut Lederer hatten die Anwälte von Full Tilt dieses Angebot kategorisch abgelehnt.
Über Phil Ivey
Phil Ivey verklagte Full Tilt im Juni 2011 auf 150 Millionen Dollar Schadenersatz(» Klage ). Laut Lederer wollte Phil Ivey von seinen “goldenen Handschellen” befreit werden. Lederer erklärt, dass prominente Spieler potentiell auf Lebenszeit an das Unternehmen gebunden waren. So lange sie ihre Anteile an dem Unternehmen behalten wollten, hätten sie auch bei Full Tilt bleiben müssen.
Laut Lederer wollte Ivey jedoch nach dem Schwarzen Freitag bei anderen Seiten als Profi unterkommen, ohne seine Full-Tilt-Shares aufzugeben. Lederer nannte dieses Vorgehen “entsetzlich”. Zu diesem Zeitpunkt wollte Full Tilt Ivey unbedingt halten, da er zum Wert des Unternehmens massiv beitrug. Außerdem, so Lederer, hätte Ivey nach dem Schwarzen Freitag ohnehin kein anderes gutes Angebot bekommen.
Während Ivey im Juni 2011 für sein Verhalten von der Poker-Welt noch Applaus bekam, da er sich gegen Full Tilt stellte, nannte Lederer dies “unverschämt”, da Ivey nur um sein eigenes Wohl besorgt gewesen sie. “Absurd” nennt Lederer deswegen auch die Klage von Ivey, da diese vor allem den Spielern, die auf Auszahlungen warteten, schadete.
Unter anderem habe diese Klage Iveys Jack Binion als potentiellen Käufer komplett verschreckt.
Über die versuchte Absetzung Ray Bitars
An Ray Bitar wollte Lederer jedoch während der Probleme als Geschäftsführer festhalten. Ihm war klar, dass Bitar in Bälde ohnehin abgelöst würde, doch sah er ihn als notwendigen Teil der Restaurierung an. Er bestätigt ferner, dass Bitar nach dem Schwarzen Freitag noch Gehalt bezog, Lederer selbst aber keines bekam.
Es gab von Phil Gordon, Phil Ivey und Andy Bloch ab dem 11. Juni eine Anstrengung, den Vorstand und Ray Bitar abzulösen. Da diese knapp über 50% der Stimmanteile hatten, hätten diese das auch umsetzen können und ließen das Unternehmen schriftlich von dem Plan wissen. Zeitgleich tauchte, so Lederer, in Dublin ein gewisser J.K. Scheinberg auf, der sich bei Pocket Kings als der neue Geschäftsführer vorstellte. Das Unverständnis bei den Mitarbeitern sei groß gewesen.
Laut Lederer war in dem Dokument, welches die Ablösung ankündigte auch festgehalten, dass jedes Vorstandsmitglied 20.000 Euro pro Monat erhalten solle. Bis dato haben Vorstandsmitglieder kein Geld für ihre Vorstandstätigkeit erhalten, so Lederer.
Lederer nennt es einen seiner größten Fehler, diese Anstrengung von Phil Gordon und Co. nicht sofort zu stoppen, da dieser gesamte Plan ihm völlig abwegig erschien, insbesondere da Phil Ivey, der soeben noch das Unternehmen verklagt hatte, nun das Unternehmen übernehmen wollte.
Der Plan von Gordon und Co. sei schließlich jedoch an sich selbst schnell gescheitert, so zog sich J.K. Scheinberg nach wenigen Tagen wieder zurück und verließ Pocket Kings. Auch Andy Bloch machte einen Rückzieher, so dass am Ende alles so blieb, wie es war.
Lederer ließ sich im Anschluss von einem der Rechsanwälte von Full Tilt beraten, was überhaupt passieren würde, wenn Ray Bitar tatsächlich als Geschäftsführer abgesetzt würde. Der Anwalt hatte über 10 Punkte, die problematisch würden, da Ray Bitar über seinen Namen oder seine eigenen Companies für fast alles bei Full Tilt verantwortlich war, unter anderem die Lizenzen in Frankreich und Alderney.
Der nächste Teil folgt in Kürze.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 21.09.2012.