Als Zusammenfassung dieser Serie sollen kurz und knapp die Gründe darlegt werden, warum Online Poker schwerer geworden ist und immer weniger Spieler langfristig Gewinne erzielen können.
Weitere Artikel der Serie
» Auf der Suche nach dem Warum
» Neue Poker-Strategien
» PokerStrategy ist schuld
» Spielerzahlen und Side-Games
» Die Software ist schuld
» Die Tracker sind schuld
» Die Rake ist zu hoch
» Sieben Gründe
In den letzten 10 Jahren hat sich Online-Poker rapide entwickelt – aus einer Nischensparte ist ein Multi-Milliarden-Dollar-Unternehmen geworden. Während in den ersten Jahren viele Spieler ein leichtes und gutes Einkommen durch Online-Poker hatten, sind inzwischen nur noch sehr wenige langfristig erfolgreiche Spieler übrig geblieben.
Warum Online-Poker schwerer geworden ist hat diese Serie in sechs Teilen beleuchtet und dies soll hier zusammengefasst werden.
1. Die Spieler haben Strategien entwickelt
Während die ersten Online-Spieler, auch die erfolgreichen, in den Jahren bis 2006 größtenteils ohne oder nur mit einem sehr vagen Strategie-Verständnis spielten, haben in den letzten Jahren fast alle Spieler Zugang zu sehr ausgefeilten Strategien, Trainingsseiten und Foren.
Einfaches tightes und aggressives Spiel reicht nicht mehr, das Konzept versteht inzwischen fast Jeder, auch auf NL25. Wer nicht schon von halbwegs kompetenten Grindern ausgenommen werden will, muss diesen Paroli bieten können. 08/15-Poker reicht da schon lange nicht mehr aus.
2. Die Spieler werden unterrichtet
Unzählige Angebote im Netz bieten den Spielern inzwischen die Möglichkeit, ihr Spiel zu verbessern. Allen voran schreitet PokerStrategy.com, welches Spielern eine umfangreiche Ausbildung anbietet und es ihnen ermöglicht, grundlegende Konzepte einfach und verständlich zu erfassen.
Mit einem ausgeklügelten Belohnungssystem werden die Spieler dort erzogen, möglichst gut zu spielen. Bei den meisten Spielern mag das zwar nicht ausreichen, profitabel zu spielen, aber viele kommen dicht ran und sind lange nicht mehr die Fische, die sie ohne PokerStrategy gewesen wären.
Andere Seiten wie Cardrunners, LeggoPoker oder das Twoplustwo-Forum tun Übriges, um schwachen Spielern das Pokerspielen beizubringen. Das ist schön für diese Spieler, aber sorgt eben auch dafür, dass diese als potentielle Fische größtenteils ausfallen.
3. Der Boom ist vorbei
» Spielerzahlen und Side-Games
Die höchste Zahl täglich aktiver Spieler erreichte die Online-Poker-Branche Ende 2009. Über 130.000 Echtgeldspieler tummelten sich damals täglich an Tischen von PokerStars, Full Tilt, iPoker und Co. Danach ging es deutlich bergab – spätestens seit dem Schwarzen Freitag im April 2011 und der Full-Tilt-Pleite Ende Juni 2011 nahmen die Spielerzahlen drastisch ab.
Anzahl der Spieler beim Online-PokerInzwischen sind nur noch knapp 80.000 Spieler täglich online. Damit haben sich die Spielerzahlen in den letzten zweieinhalb Jahren fast halbiert. Getroffen hat es dabei vor allem kleinere Seiten, die entweder in Netzwerken aufgegangen sind oder zur Gänze vom Netz gingen. Ausschließlich PokerStars als unumstrittener Marktführer mit inzwischen über 50% des Spieleraufkommens spürt noch nichts von diesem Trend.
4. Die Spieler wandern ins Kasino ab
Fast alle Online-Poker-Seiten bieten inzwischen sogenannte Side-Games an: Blackjack, Roulette, Automaten oder Bingo. Viele potentielle Poker-Fische verlieren einen guten Teil ihrer Bankroll auf diesem Weg und entziehen diese so der Poker-Gemeinschaft.
Sicherlich, einige Spieler werden auch durch das Kasino zum Poker gelockt, doch unterm Strich verliert Poker mehr Geld an das Kasino als zugeführt wird.
Mit der Absicht, den Spielern möglichst schnell und effektiv das Geld abzunehmen, wird auf allen Seiten außer PokerStars massiv für die Side-Games geworben. Der Effekt ist, dass die Fische ihr Geld zunehmend in Daddel-Spiele stecken, anstatt es auf dem Pokertisch zu lassen.
5. Die Poker-Software macht das Spielen unattraktiv
Dieser Grund ist etwas irritierend – die Software von PokerStars, 888 und Co. hat sich in den letzten Jahren massiv entwickelt: Auto-Buy-In, geschmeidiges Multi-Tabling, sehr schnelle Spiele, Rush- und Zoom-Poker und vieles andere erleichtern dem Grinder das Leben ungemein.
Doch für schwächere oder Gelegenheitsspieler ist diese Entwicklung eher unangenehm. Diese wollen einen schönen Abend vor dem Rechner verbringen und nicht in Windeseile ausgenommen werden. Sie wollen chatten, Emotionen spüren, Spaß haben und nicht mit lauter totenstillen Spielern, die ebensogut Bots sein könnten den Tisch teilen.
Die Fische fühlen sich in der an die Grinder angepassten Umgebung schlicht nicht mehr wohl.
6. Tools und Tracker erschweren das Spiel
PT4 NoteTrackerAuch dieser Grund ist irritierend – natürlich erleichtern Programme wie Holdem Manager oder PokerTracker zunächst das Spiel.
Da aber inzwischen fast jeder Spieler ein solches Tool nutzt, hat man nicht mehr automatisch einen Vorteil, wenn man einen Tracker installiert. Wer keinen Tracker hat, wird es sehr schwer haben und wer seinen Tracker nicht optimal nutzt ebenfalls.
Die von den Programmen zur Verfügung gestellten Informationen und Statistiken geben dem Pokerspiel eine ganz neue Dimension. Wer seinen Tracker nicht hinreichend konfiguriert und lernt mit den angebotenen Statistiken der Gegner optimal umzugehen, bleibt hinter seinen Gegnern zurück, die wahrscheinlich besser mit ihren Trackern umzugehen verstehen.
Die Tracker machen das Spiel und die Strategien schlicht nochmals eine Stufe komplexer.
7. Die Rake blutet das System aus
$2 Millarden pro Jahr?Die Rake ist zu hoch!
Geschätzt 2 Milliarden Dollar (2.000.000.000) werden jährlich allein von PokerStars über Rake eingezogen. Dieses Geld geht dem Poker-Kreislauf zu großen Teilen verloren.
Wird dieses Geld nicht Jahr für Jahr von den Spielern eingezahlt, blutet das System Stück für Stück aus. Dieser Prozess ist bei faktisch allen kleineren Seiten deutlich sichtbar geworden. Auf den niedrigeren Limits macht die Rake bei jedem Spieler um die vier Big Blinds auf 100 Hände aus. In der aktuellen Spielumgebung ist das für die meisten Spieler eine unüberwindbare Hürde. Zu viele Spieler sind unterm Strich Verlierer.
Nimmt die Rake zu viel Geld aus dem System beobachtet man einen simplen, aber fatalen Effekt: Es ist weniger Geld im Umlauf, es wird weniger Geld gewonnen, die Spiele werden trocken, unattraktiv und die Spieler wandern ab oder suchen sich eine neue Freizeitbeschäftigung oder einen richtigen Beruf.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.09.2012.