Sie wollen wissen, was der Schlüssel bei No-Limit Hold’em ist? Nun, das kann ich Ihnen sagen. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gegner ihr Geld in ungünstigen Situationen im Pot unterbringen. Aus meiner Sicht ist dies das entscheidende Prinzip bei No-Limit Hold’em. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gegner ihr Geld in ungünstigen Situationen im Pot unterbringen. Je öfter Ihnen das gelingt, desto mehr Geld werden Sie gewinnen.
Nehmen wir an, Sie schauen mir beim Pokern zu und beobachten, wie ich eine Hand recht merkwürdig spiele. Anschließend kommen Sie zu mir und fragen mich, warum ich so spielte. Meine Antwort wird fast immer lauten, dass ich meinen Gegner dazu bringen wollte, sein Geld als Außenseiter im Pot unterzubringen.
Wie es scheint, denken die meisten anderen Spieler nicht so, doch aus meiner Sicht ist dies sehr nützlich.
Langfristig bekommt jeder dieselben Karten. Oder genauer gesagt, es gibt keine Möglichkeit vorherzusagen oder zu bestimmen, wer in einem konkreten Zeitraum die besseren Karten bekommt, doch nach einem ausreichend langem Zeitraum spielt das Glück im Verhältnis zum Können nur noch eine recht kleine Rolle.
Bekommt jeder auf Dauer dieselben Karten, müssen Sie dafür sorgen, dass Ihre Gegner mit den falschen Karten ihr Geld unterbringen, um einen Vorteil zu erzielen. Ist dies der Schlüssel, um beim Poker erfolgreich zu sein, muss dies nach meinem Verständnis das Grundprinzip fast aller Spielzüge sein.
Manchmal ist dies ganz leicht, indem man eine gute Hand trifft, damit setzt und von einer schlechteren Hand gecallt wird. Doch wenn Ihre Gegner weniger schlechte Calls machen und gleichzeitig aggressiver werden, wird es schwieriger, dafür zu sorgen, dass Ihre Gegner ihr Geld in ungünstigen Situationen im Pot unterbringen.
Verteilen Sie kostenlose oder billige Karten, um in einer späteren Setzrunde Aktionen zu provozieren.
Die meisten No-Limit-Spieler haben große Angst, noch überholt zu werden. Haben Sie eine fertige Hand und das Board ermöglicht einige Draws, können Sie sicher sein, dass diese Spieler ihre Hand mit einer hohen Bet „schützen“.
Ich habe diese Angst nicht annähernd in diesem Maße. Das ist Poker. Es passiert.
Viel mehr Kummer bereitet es mir, wenn meine Gegner spielen, als sähen sie meine Karten. Habe ich eine gute Hand, folden sie. Und wenn ich Schwäche zeige, machen sie Druck. Das ist sehr ungünstig.
Sehr gern akzeptiere ich eine niedrige Wahrscheinlichkeit, überholt zu werden, wenn dies gleichzeitig zur Folge hat, dass mein Gegner sein Geld ungünstig im Pot unterbringt, wenn ich nicht überholt werde.
Dazu ein Beispiel. Nehmen wir an, ich raise aus mittlerer Position auf 15 $ und ein recht tighter Spieler im Big Blind callt.
Auf dem Flop kommen Ax 9x 4x und ich habe Ax Qx . Der Big Blind checkt und ich setze 25 $. Er callt. Vermutlich hat er ein Ass, und ich habe den besseren Kicker.Auf dem Turn kommt eine 7x . Der Big Blind checkt. Bringe ich eine hohe Bet, würden viele tighte Spieler eine Hand wie Ax 5x suited folden. Sie würden erkennen, dass sie zu oft den schlechteren Kicker haben, um bis zum Ende zu callen.
Daher checke ich. Nun sieht es so aus, ich hätte ich eine C-Bet versucht und nach dem Call die Hand auf dem Turn aufgegeben. Viele Spieler setzen dann mit ihrem Ass auf dem River, wonach ich callen oder sogar raisen kann.
Anstatt auf dem Turn zu setzen und einen Fold zu provozieren, verteile ich eine Free Card, um auf dem River eine zusätzliche Bet zu kassieren. Zwar könnte der River meinem Gegner ein zweites Paar bringen und ich die Hand verlieren, doch ich will, dass er sein Geld unter ungünstigen Umständen setzt, und bin deshalb bereit, dieses Risiko in Kauf zu nehmen.Unterm Strich ist es besser, für eine schlechte Bet auf dem River zu sorgen, als sich den Pot auf dem Turn zu sichern (und den Gegner zu einem korrekten Fold zu bewegen).
Diese Form des Gegengeschäfts kommt ständig vor. Bevor Sie setzen, um Ihre Hand zu schützen, sollten Sie sich zwei Fragen stellen. Die erste lautet, „Mit welchen schlechteren Händen wird mein Gegner callen?“. Fällt Ihnen keine ein, kann Ihr Gegner sein Geld nicht ungünstig unterbringen und es gibt eine bessere Möglichkeit.
Die zweite Frage sollte deshalb lauten: “Unter welchen Umständen bringt mein Gegner sein Geld als Außenseiter unter, wenn ich anders als normal spiele – also checke, eine niedrige Bet oder eine Overbet bringe?“ Im vorherigen Beispiel bringt Ihr Gegner vermutlich eine schlechte Value Bet auf dem River, wenn Sie auf dem Turn checken. Manchmal provozieren Sie auch einen Bluff.
Seien Sie kreativ. Wollen Sie mit Ihren starken Händen Action bekommen, müssen Sie sich überlegen, wie Sie mit einer schwachen Hand spielen würden. Haben Sie keine Angst, überholt zu werden. Versuchen Sie einfach dafür zu sorgen, dass Ihre Gegner öfter Ihr Geld ungünstig im Pot unterbringen als Sie. Dadurch erzielen Sie langfristig Gewinn.
Provozieren Sie Bluffs und Bluff-Raises.
Am Ende der Hand sind Ihre Gegner oft aggressiver. Dann ist die ideale Methode, sie in ungünstigen Situationen ihr Geld setzen zu lassen, sie zu Bluff-Raises zu verleiten. Dann callen Sie einfach und erfreuen sich an Ihrer Ausbeute.
Warum bluffen aggressive Spieler? Dafür gibt es zwei Gründe: Der aggressive Spieler hat ein breites Spektrum mit vielen schwachen Händen und Sie zeigen Schwäche.
Was ist ein breites Spektrum? Aggressive Spieler raisen bisweilen mit jeder Hand auf dem Button, dann haben sie ein breites Spektrum. Wer vor dem Flop viele Hände spielt, hat auf dem Flop meist eine schwache Hand (Versuchen Sie einmal, die Hälfte Ihrer Hände zu spielen, und schauen Sie dann, wie viele Top Pairs Sie treffen.). Aggressive Spieler geben sich aber nicht damit zufrieden, ihre schwache Hände kleinmütig zu folden. Sie greifen stattdessen Pots an, von denen sie glauben, sie könnten sie gewinnen.
Sie müssen also nur einen aggressiven Spieler mit einem schwachen Spektrum provozieren, indem Sie Schwäche zeigen. Checken Sie, um „den Pot aufzugeben“. Bringen Sie eine niedrige „Block Bet“ mit Top Pair. Überzeugen Sie ihn davon, dass er „den Pot gewinnen kann“.
Abschließende Gedanken
Ein Schüler stellte mir kürzlich zu einer Hand eine Frage: „Soll ich genug setzen, damit mein aggressiver Gegner seinen Flush Draw foldet und mich nicht überholt?“
Meine Antwort lautete: “Nein, Du willst nicht, dass er foldet. Du willst, dass er seinen Flush Draw raist.“ Das ist der Schlüssel für erfolgreiches No-Limit Hold’em.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 17.08.2012.