Diese Nacht wurde das Finale des prestigeträchtigen $50.000 Poker Players Championship in Las Vegas entschieden. In einem prominenten Finale setzte sich der Brite Elior Sion mit Glück gegen den deutschen Online-Highroller Johannes Becker durch und gewann fast 1,4 Millionen Dollar. Ivo Donev aus Österreich wurde Vierter und Daniel Negreanu spielte sich auf Rang 5.
Artikel von Jan Meinert und Arved Klöhn, Bilder: WSOP/PokerNews
Eckdaten $50k WSOP Poker Players Championship
- Mitspieler: 100
- Buy-In: $48.000 + $2.000
- Preispool: $4.800.000
- Sieger: Elior "Crazy Elior" Sion
100 Spieler zog das Poker-Players-Championship in diesem Jahr offiziell an. Die Spielerzahl liegt somit deutlich über der Vorjahreszahl, als sich Brian Rast gegen 90 Mitspieler durchsetzte.
Das wohl prestigeträchtigste Turnier der WSOP wird dieses Jahr zum zwölften Mal ausgetragen und die Spieler messen sich in acht verschiedenen Varianten über insgesamt fünf Spieltage. Diese Poker-Varianten werden beim Poker-Players-Championship gespielt:
- No Limit Hold’em
- Seven Card Stud
- Omaha Hi-Lo 8 or Better
- Razz
- Pot-Limit Omaha
- Limit Hold’em
- Seven Card Stud Hi-Lo 8 or Better
- 2-7 Lowball Triple Draw
Wer nahm an dem Turnier teil?
Das Poker-Players-Championship zog das Who-is-Who der Pokerszene an und fast alle namhaften Profis löhnten das Buyin von 50.000 Dollar. So waren unter anderem Daniel Negreanu, Phil Hellmuth, Titelverteidiger Brian Rast, Mike Matusow und Robert und Michael Mizrachi dabei.
Auch viele Spieler, die ansonsten vor allem online aktiv sind und in diesen Mixed-Games die meiste Erfahrung haben, waren dabei: Matthew "MUSTAFABET" Ashton, Timofey "Trueteller" Kuznetsov, Ike "luvtheWNBA" Haxton, Elior "CrazyElior" Sion und Alex "Alexonmoon" Luneau zählten bei den Buchmachern zu den Favoriten auf den Sieg.
Die Teilnahme einiger anderer Spieler überraschte ein wenig. So fanden unter anderem Leon Tsoukernik, Gus Hansen, Altmeister und 10-facher Bracelet-Sieger Johnny Chan und der Österreicher Ivo Donev den Weg an die Tische dieses Turniers.
Die Fraktion der deutschen Spieler hingegen war nur sehr dünn besetzt. Johannes Becker, der bei der WSOP-Europe in Berlin vor zwei Jahren Neunter im Main-Event wurde und Jens Lakemeier, der direkt vor dem Turnier ein Bracelet gewann, waren die einzigen deutschen Spieler im Feld.
Erstes Opfer: Jungleman
Das Turnier begann mit über 300 Big-Blinds beim Limit und entsprechend viel Raum zum manövrieren. Es dauerte bis ins vierte Level und über fünf Stunden, bis der erste Spieler ausschied. Es erwischte ausgerechnet den Online-Spezialisten und Mitfavoriten auf den Sieg Daniel Cates.
Beim No-Limit-Hold'em hatte Cates noch etwas über 200 Big Blinds und fand A♦ K♦. Vor ihm eröffnete Mark Gregorich, Cates reraiste und Gregorich brachte eine 4-Bet auf rund 28 Big Blinds.
Cates ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken und stellte alle seine Chips in die Mitte. Gregorich hatte mit A♠ A♣ einen unglaublich einfachen Call und nachdem das Board keine Überraschung brachte, war Daniel Cates draußen und Gregorich der erste Chipleader.
Der Weg zum Finale
Nach dem ersten Bust wurde noch drei Tage gespielt, bevor die Geldränge erreicht waren. 15 Spieler wurden bezahlt und für einen Mincash gab es gut das anderthalbfache Buy-In.
Erst am fünften und letzten Tag wurde der Final-Table ausgespielt und dieser war mehr als namhaft besetzt. Daniel Negreanu führte die sechs Finalisten an, mit Paul Volpe, Ike Haxton und Elior Sion waren zwei amerikanische und ein britischer Online-Spezialist noch dabei, Altmeister Ivo Donev vertrat Österreich und der deustche Online-Cash-Game-Highroller Johannes Becker war auch noch im Rennen.
Im Finale wogte die Führung mehrfach hin und her, während die Spieler große Hände austrugen. Daniel Negreanu, Ike Haxton und Johannes Becker wechselten sich an der Spitzenposition im Leaderboard mehrfach ab.
Draw-Probleme für Daniel Negreanu
Doch Daniel Negreanu wurde schnell von Fortuna verlassen und er verlor mehrere Hände, um sich am Ende des Leaderobards wiederzufinden. Mit rund 50 Big Blinds war er beim Pot-Limit-Omaha all-in auf dem Flop gegen Ivo Donev all-in.
Flop: 8♣ 6♠ 4♣
Ivo Dovev: A♦ A♣ K♣ 3♦ (Overpair + Flush-Draw)
Daniel Negreanu: J♣ T♦ 9♣ 4♦ (Gutshot + schlechterer Flush-Draw)
Daniel Negreanu lag weit hinten mit seinem schlechteren Draw und hatte nur wenige Outs. Doch gleich auf dem Turn wurde die Hand mit der 2♣ entschieden. Donev hatte den besseren Flush und die 6♦ auf dem River änderte auch nichts mehr daran. Damit wurde es der fünfte Platz für den Kanadier und eine Auszahlung von 300.000 Dollar.
Bad Beat bustet Ivo Donev
Ivo konnte mit den gewonnenen Chips jedoch wenig anfangen. Er verlor in rascher Folge zwei große Hände und lag nun selbst am Ende des Chipcounts. Schlussendlich hatte der Österreicher eine gute Portion Pech, als er beim No-Limit-Hold‘em für etwas über 20 Big Blinds mit Königen gegen Fünfen all-in war. Ike Haxton war der Spieler mit den Fünfen und er zog sich im Showdown auf dem River die dritte Fünf und überholte so Ivo Donev.
Platz 4 und fast 420.000 Dollar Preisgeld waren jedoch ein großartiges Ergebnis für Donev, der viele Beobachter der Szene bereits mit seiner Teilnahme an dem Turnier überraschte. Es war der größte Cash in seiner Karriere und in der österreichischen All-Time-Money-Liste sprang Donev auf den zweiten Platz hinter Thomas Mühlöcker.
Eine Hand um 66% aller Chips
Kurz nach dem Bust von Ivo Donev lag Ike Haxton deutlich in Führung, doch Johannes Becker konnte zu ihm aufschließen. Es folgte eine denkwürdige Hand zwischen den beiden Spielern, die das Turnier zumindest für Haxton vorentscheiden sollte.
Beim No-Limit-Holdem begann es mit einem Raise von Haxton auf 2,5 Big Blinds. Becker brachte aus dem Small-Blind eine riesige 3-Bet auf 10 Big Blinds und nachdem Elior Sion foldete, folgte eine 4-Bet Haxtons auf 21 Big Blinds. Becker callte und man sah einen Flop:
Flop (43 BB): 9♠ 8♥ 7♥ – Becker checkte, Haxton setzte 27 Big Blinds. Nach einer guten Minute Bedenkzeit ging Becker für insgesamt 69 Big Blinds all-in und Haxton callte. Showdown:
Johannes Becker: A♥ A♣
Ike Haxton: K♥ K♠
Der Amerikaner lag in diesem riesengroßen Cooler mit Königen gegen Asse hinten. In der Hand ging es um gut zwei Drittel aller Chips im Spiel und nachdem Turn und River keines der zwei Outs für Haxton brachte, hortete Johannes Becker 18 Millionen der insgesamt 25 Millionen Chips und Ike Haxton war fast ausgeschieden.
Tatsächlich kam der Bust Haxtons nur 10 Minuten später. Es wurde Stud gespielt und er war nach ein paar Bets und Raises nach der sechsten Karte gegen Elior Sion all-in. Im Showdown zeigte Haxton 74-76KA-T (ein paar Siebenen), doch Sion hatte sich mit der letzten Karte eine bessere Hand gebastelt: 66-J9K2-9 (Two-Pair). Ike Haxton wurde so Dritter für fast 600.000 Dollar und überließ Johannes Becker und Elior Sion das Heads-Up um den Titel und die Siegprämie in Höhe von fast 1,4 Millionen Dollar.
Elior Sion im Heads-Up mit Dusel
Das Heads-Up begann mit einer 3-1-Führung für den deutschen Spieler Johannes Becker, doch in der ersten Stunde des Duells konnte sein britischer Kontrahent Elior Sion fast zu ihm aufschließen.
Nach der Dinnerpause überholte Sion ihn sogar und lag schnell selbst zunächst 2-1, dann sogar 3-1 vorne. So langsam wurden die Blinds teurer und die Stacks entsprechend ein wenig flacher. So kam es beim Pot-Limit-Omaha zu zwei All-Ins. Zunächst verdoppelte Becker mit einem angekommenen Kombo-Draw gegen Sions Overpair, dann hatte der Brite im nächsten All-In eine gute Portion Glück.
Auf einem T♦ 8♠ 6♣ Flop waren beide Spieler all-in und im Showdown zeigte Becker K♣ J♦ 9♦ 8♣ und Sion hatte mit Q♠ J♠ 8♦ 3♠ den schlechteren Draw und das schlechtere Paar. Tatsächlich hatte der Deutsche hier 75 Prozent Gewinnwahrscheinlichkeit und hätte er die Hand gewonnen, wäre das Turnier zu seinen Gunsten entschieden gewesen. Doch Turn und River fielen K♥ und 9♣ und damit bastelte sich Elior Sion eine Straße und verdoppelte seinen Stack.
Danach lief für Johannes Becker nicht mehr viel zusammen. Er verlor mehrere große Hände und sah sich am Ende mit einem sehr kleinen Stack und wenigen Chancen. Am Ende war er beim Omaha-8 für eine Handvoll Big Blinds mit einem Flush gegen ein Full House all-in und verlor auch seine letzten Chips.
Nichtsdestominder gewann der Deutsche, der ansonsten vor allem Online aktiv ist und am Finaltag seinen 27. Geburtstag feierte, über 860.000 Dollar und darf sich des Wissens freuen, dass er zu 75 Prozent auch das Bracelet gewonnen hätte.
Elior Sion, der ebenfalls aus der Online-Szene kommt und dort unter dem Moniker "Crazy Elior" aktiv ist, gewann das prestigeträchtigste Turnier des Jahres mit ein wenig Glück. Er durfte sich über fast 1,4 Millionen Dollar freuen und nahm sein erstes Bracelet mit nach Hause.
Endergebnis $50k WSOP Poker Players Championship
1 | Elior Sion | UK | $1.395.767 |
2 | Johannes Becker | Deutschland | $862.649 |
3 | Isaac Haxton | USA | $595.812 |
4 | Ivo Donev | Österreich | $419.337 |
5 | Daniel Negreanu | Kanada | $300.852 |
6 | Paul Volpe | USA | $220.111 |
7 | Shaun Deeb | USA | $164.286 |
8 | Matthew Ashton | UK | $164.286 |
9 | Scott Seiver | USA | $125.142 |
10 | Ian Johns | USA | $125.142 |
11 | Aaron Katz | USA | $97.328 |
12 | Mike Matusow | USA | $97.328 |
13 | Talal Shakerchi | UK | $77.320 |
14 | Ralph Perry | USA | $77.320 |
15 | James Obst | Australien | $77.320 |
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.07.2017.