Der Letzte macht das Licht aus. Vor zehn Jahren gehörte ein Abonnement von Cardrunners zur Standardausrüstung eines jeden ambitionierten Online-Pokerspielers. Taylor Caby, Brian Townsend und Cole South brachten tausenden Spielern bei, wie man modern und erfolgreich im Internet besteht.
Geplantes Ende: Juni 2017
Doch wir haben nicht mehr 2007, sondern 2017 und während die Zahl der Konkurrenten von Cardrunners größer wurde, schrumpfte der Markt der Spieler, denen man ein teures Video-Coaching-Abonnement verkaufen konnte.
Nun ließ Cardrunners verlautbaren, dass man ab dem 1. Juni dieses Jahres keine neuen Videos hochladen und dass man laufende Abonnements zum Ende dieses Monats kündigen werde. Eventuell gezahlte Beträge für spätere Monate werden erstattet.
Die Seite wird weiterhin online bleiben und auch die tausenden produzierten Videos gehen vorerst nicht verloren. Es scheint wahrscheinlich, dass Cardrunners plant, die Videobibliothek an einen Konkurrenten zu verkaufen – wenn sich denn ein Abnehmer findet. Zukünftig will Cardrunners nur noch kostenlose Videos direkt auf Youtube hochladen.
Video-Coaching nicht mehr zeitgemäß
Cardrunners ist nicht der erste Video-Coaching-Anbieter, der sein Angebot beendet oder mit einem anderen Anbieter fusioniert. So ging unter anderem Leggo-Poker vor vier Jahren in der Ivey-League auf. Dieses Angebot, mit dem Gesicht Phil Iveys massiv beworben, wurde jedoch von den Spielern nie angenommen und zog sich dieses Jahr komplett vom Markt zurück.
Run it Once von Phil Galfond ist nunmehr der letzte große Video-Provider auf dem Markt. Wöchentlich werden dort 14 Videos, unter anderem von Phil Galfond, Dylan Linde oder Ben Sulsky veröffentlicht.
Doch in Zeiten von Youtube, Twitch und einem stetig abnehmenden Pool von Hardcore-Grindern gibt es für teuren Video-Content immer weniger Abnehmer.
Die wenigsten Poker-Frischlinge sind bereit, jeden Monat dutzende Euro für Videos auszugeben, auf denen Poker deutlich über ihren Limits gespielt wird und die verbliebenen Grinder haben größtenteils bereits viele Jahre Video-Abonnements in den Knochen und für diese bieten die Coaching-Videos nicht mehr genug lohnenswertes neues Material.
Adieu Caby und Co
Für viele Pokerspieler der Nullerjahre waren Taylor „Greenplastic“ Caby, David „raptor“ Benefield, Cole „CTS“ South, Brian „Sbrugby“ Townsend oder Brian „Stinger“ Hastings Pflichtprogramm. Viele schafften es dank Cardrunners, signifikante Gewinne zu erzielen und sicherlich einige Spieler wurden dank der Seite zu Millionären.
Über 4.500 Videos zählt die Seite zu diesem Zeitpunkt, wobei die erfolgreichsten Videos inzwischen zehn Jahre alt und nur noch bedingt zeitgemäß sind.
Auf 2+2 zollten viele Grinder den Coaches von Cardrunners Respekt, doch unisono scheint der Pokermarkt zuzustimmen, dass die Zeit von Video-Trainingsportalen langsam abgelaufen ist.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 08.05.2017.