Die Hälfte der Strecke ist geschafft bei der 48. Ausgabe der World Series of Poker in Las Vegas. Und auf den ersten Blick scheint es neuerlich die erfolgreichste, größte und beste aller Zeiten zu werden. Rekorde allenthalben - mehr Spieler, mehr Gewinner, mehr Gelder.
Doch bei genauerem Hinsehen tut sich eine große Lücke auf. Man könnte auch von verschiedenen Gruppen sprechen, die sich hier in Las Vegas treffen und die Pokertische bevölkern.
Der Feine Zirkel
Da gibt es zum einen den feinen Zirkel der 10K-Spieler, die sich in alle Events einkaufen (können) und vor allem in den kleinen Feldern der Championship-Turniere weitestgehend unter sich bleiben.
Diese Spieler sind zum einen der Zuschauermagnet für die Gruppe der WSOP-Fans. Diese reisen nach Sin City und nehmen dabei weniger aktiv an den Events teil, sondern möchten vielmehr ihre Idole treffen, Fotos machen und über die ganz großen Summen staunen.
Das Wirkliche WSOP-Feeling
Dann gibt es die Gruppe der (semi-)professionellen, die sich in den kleineren Turnieren und den sogenannten Massen-Events tummeln. Sie sorgen für das wirkliche WSOP-Feeling in den Hallen des Rio.
Die Verantwortlichen versuchen seit vielen Jahren, diese Gruppe mehr und mehr anzusprechen, da sie als einzige wirklich Wachstum verspricht. Es wurden neue Massen-Events kreiert wie das Collossus für 565 Dollar oder das Giant mit 365 Dollar Buy-In, um den Kundenkreis zu vergrößern.
Und dann gibt es noch ein Mittelding aus Poker-Fans und Pokerspielern. Sie bevölkern die Satellites, die Side-Events und versuchen mit begrenztem Budget den Traum von einer WSOP-Teilnahme zu erspielen. Hier findet man an ehesten noch den Spirit, der die WSOP so
besonders macht. Pure Freude an Poker und den Traum, es einmal zu schaffen. Poker ist nicht Business. Poker ist das Spiel, in dem sich jeder mit jedem messen kann.
Service-Wüste Las Vegas
Klingt nach einer gelungenen Mischung könnte man meinen, jedoch gilt der berühmte amerikanische Service-Gedanke nur für die erste Gruppe. Tummelt man sich in den sogenannten Massen-Turnieren, Daily-DeepStacks oder gar in Satellites, ist die Qualität der Dealer gravierend schlecht. Die Gebühren sind hier im Verhältnis besonders hoch, die gebotene Leistung besonders schwach.
Wie lange wird man ein Wachstum weiter forcieren können? Gibt es bald $100 Bracelet-Events, nur dass die Zahlen stimmen? Schickt man die Elite-Pros als eine Art Wanderzirkus um den Globus, um neue Märkte zu erobern?
Bei den 10K-Events sind die Teilnehmerzahlen quasi jedes Jahr gleich. Um immer neue Rekorde zu erreichen, erwiesen sich die Verantwortlichen in den vergangenen Jahren immer wieder findig. Man darf gespannt sein, was als nächstes kommt.
Gastbeitrag von Juergen Bachmann
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 26.06.2017.