Am 5. Mai meldete der Online-Poker-Anbieter PKR Insolvenz an und ging vom Netz. Seitdem warteten die Spieler auf Mitteilung, was mit ihren eingezahlten Geldern passiert. Trotz strengen Lizenzauflagen war nicht garantiert, dass die Spieler von PKR ausgezahlt werden konnten. Nun sprang der Marktführer PokerStars ein und erklärte, er übernehme sämtlicher eingezahlter Spielergelder.
60.000 Spieler waren von dem Totalausfall von PKR betroffen und lange Zeit sah es so aus, als würden sie ihre Gelder komplett verlieren. Doch in einer einmaligen Aktion übernimmt PokerStars die Auszahlung aller Spieler.
Guthaben werden auf PokerStars transferiert
Dabei wird das Guthaben aller PKR-Spieler auf PokerStars transferiert. Spieler, die bereits einen Account bei PokerStars haben, können diesen mit ihrem PKR-Account verbinden und erhalten so da Geld gutgeschrieben. Spieler, die noch keinen Account bei PokerStars haben, können einen neuen Account bei PokerStars eröffnen und erhalten so das Geld.
PokerStars wird sich mit den Spielern von PKR in Kürze in Verbindung setzen und mitteilen, wie der Prozess im Detail ablaufen wird. Fest steht, dass der Transfer der Gelder für die Spieler an keine Bedingungen geknüpft ist. Sprich, man kann sich das Geld direkt auszahlen lassen, ohne es freispielen zu müssen.
Kein Aufkauf der Software
Bereits im Jahr 2012 sprang PokerStars ein und übernahm die Auszahlung von rund 100 Millionen Dollar von Full-Tilt-Spielergeldern. Damals kaufte PokerStars den Konkurrenten komplett auf und übernahm auch die Software. Derartiges ist im Fall von PKR nicht geplant. PokerStars übernimmt die Spieler, wird die PKR-Software aber nicht verwenden.
Der Marketing-Chef von PokerStars, Eric Hollreiser erklärte zu der Aktion:
Wir machen das nicht, um unseren Gewinn zu steigern und wir werden die Software von PKR nicht kaufen oder wiederbeleben. Wir machen das, weil wir denken, es ist das Richtige für die Pokerwelt. Wir wollen, dass uns andere dies nachmachen und den Spieler voranstellen, indem Spielergelder und Firmengelder strikt getrennt werden. Wir sind stolz darauf, in der Position zu sein, den Spielern helfen zu können und bitten alle Unternehmen in diesem Business den Spieler an die erste Stelle zu setzen.
Das Auszahlen der PKR-Spieler ist deutlich günstiger als der Full-Tilt-Aufkauf vor fünf Jahren, doch sicherlich wird das Unternehmen hier mehrere Millionen Dollar investieren müssen.
Dafür gewinnt PokerStars ein paar neue Spieler hinzu und hat nach zahlreichen negativen Schlagzeilen in den letzten Monaten einen strahlenden Moment. Für die PKR-Spieler ist PokerStars nun der weiße Ritter, der selbstlos die Schulden eines Konkurrenten übernimmt.
Was ist bei PKR passiert?
PKR war auf der englischen Kanalinsel Alderney und auch in Großbritannien selbst lizenziert. Die Lizenzen verlangen, dass Spielergelder und Unternehmensgelder getrennt verwaltet werden. Wenn sich das Unternehmen an die Lizenzbedingungen gehalten hat, müssen die Spielergelder also noch vorhanden sein.
Allerdings bedeutete dies nicht automatisch, dass die Spieler nach der Insolvenz auch ausgezahlt wurden. Die Bedingungen, die jeder Spieler mit Abschluss eines Kontos bei PKR akzeptierte, beschränkten die Geldertrennung auf britische Spieler und selbst diese Gelder waren im Falle einer Insolvenz nicht geschützt (ein Passus aus den T&C: „In the case of insolvency, these funds would not be protected“).
Die Spielergelder waren kaum noch vorhanden und reichten nicht einmal aus, andere, den Spielern vorgelagerte Forderungen zu bedienen.
Microgaming nicht in der Pflicht
PKR gehörte seit Anfang 2016 zum Microgaming-Poker-Network (MPN), doch das Netzwerk informierte die Spieler damals umgehend, dass es nicht im Verantwortungsbereich der Netzwerkbetreiber lag, Spieler auszuzahlen.
Am 3. Mai wurde das Netzwerk informiert, dass PKR externe Hilfe wegen finanzieller Schwierigkeiten suchte. Zu diesem Zeitpunkt unterband Microgaming Einzahlungen und Auszahlungen für PKR-Spieler.
Microgaming erklärte, dass die Spielergelder ausschließlich von PKR Technologies Limited verwaltet würden und man keinen Zugriff darauf hätte. Auch könnte der Netzwerkbetreiber nicht einfach PKR übernehmen und selbst betreiben, dafür hätte das Unternehmen gar nicht die nötigen Lizenzen und Unternehmensstruktur.
Damit ist das Kapitel PKR nunmehr beendet. Der bunte Pokerraum mit den 3-D-Avataren war lange Jahre einer der Paradiesvögel unter den Pokerseiten. Leider war das Ende dieser Seite reichlich unrühmlich, doch zumindest konnte PokerStars Schäden von den Spielern abwenden.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 07.07.2017.