Maurice Hawkins Poker-Karriere begann, indem er einen bewaffneten Einbrecher aus seinem Haus jagte und sich dabei eine Verletzung zuzog, die seine bis dahin hoffnungsvolle Football-Karriere jäh beendete.
Ein Interview von Matt Showell
(auf PokerListings erschienen)
Bis zu seiner Verletzung war er Stipendiatsstudent, zog dann jedoch zurück nach Hause nach Daytona Beach in Florida und begann, Poker zu spielen. Seitdem hat er 2,6 Millionen Dollar gewonnen, wurde Erster bei sagenhaften neun WSOP-Circuit-Events und wurde bei den American Poker Awards zum Aufsteiger des Jahres 2016 gewählt.
Aber alles begann an einem Tag nach dem Football-Training.
„Ich kam nach Hause, meine Oberschenkel schmerzten nach sechs Stunden Training,“ erklärte Hawkins während einer Pause der letzten beiden Tische des $1,5k-WSOP-Moster-Stack-Events.
6.716 Spieler nahmen an dem Turnier teil und der Sieger sollte später 1,1 Millionen Dollar mitnehmen.
„Das Football-Team hatte den Tag mit den Leichtathleten ein Rennen veranstaltet und ich hatte rund 350 Dollar dabei gewonnen. Aus irgendeinem Grund glaubten die Jungs von der Leichtathletik, sie hätten eine Chance gegen Footballer beim Kurzstreckensprint und sie waren bereit, Geld darauf zu wetten.“
„Ich komme in mein Zimmer zurück, höre ein Klopfen an der Tür und mein Mitbewohner antwortet. Er hatte gerade ein Mädchen da und wir hingen einfach nur ab. Auf einmal höre ich Geschirr klappern, lauten Krach, jemand wirft ihn zu Boden und ruft nach mir.“
„Ich bin ein Kandidat auf den schwarzen Gürtel, zögere aber rauszukommen. Ich will nicht in einer Auseinandersetzung mit jemandem geraten, der eine Schusswaffe hat, egal um wen es sich handelt. Ich schaue durch die Tür und sie halten meinem Mitbewohner eine Knarre an den Hinterkopf. Ich sage dem Mädchen, sie möge still sein und durch das Fenster verschwinden.“
„Ich mach die Tür ein wenig auf und der Typ mit der Waffe versucht durch die Tür zu kommen. Er hält die Waffe genau vor sich und ich schlag ihm die Tür ins Gesicht, verpasse ihm einen Schlag an die Kehle und breche sein rechtes Knie.“
„Jetzt liegt die Knarre auf dem Boden, mein Mitbewohner greift sie sich und der zweite Angreifer flüchtet. Ich laufe ihm hinterher, bekomme ihn auch zu fassen, ziehe mir aber bei der Verfolgung in beiden Oberschenkeln einen Muskelfaserriss zu.“
„Das passierte genau bevor ich ihn fassen konnte und die Polizei kam. Erst wollten die mich tatsächlich wegen Körperverletzung drankriegen, aber nachdem sie mit meinem Mitbewohner gesprochen hatten und seine Verletzungen sahen, verstanden sie, was passiert war.“
„Das war für mich das Ende vom College. Ich ging für einen Monat zurück nach Hause nach Daytona Beach und begann mit dem Pokerspiel. So fing alles an.“
Harte Jahre als junger Profi-Spieler
Hawkins sagt, er hatte mit dem Pokerspiel in Florida Erfolg. Er begann mit Sit-And-Gos und als der Staat die Gesetze zu den Cash-Games änderte, lernte er auch, diese zu schlagen. Er erspielte sich eine Bankroll von über 300.000 Dollar und war in einer festen Beziehung.
Doch nachdem er ein Haus kaufte, erwischte ihn ein harter Downswing und er verlor alles wieder. Seine Freundin verließ ihn – Hawkins meint, es lag am Geld.
„Ich war in Las Vegas, wirklich traurig, dass meine Freundin mich verlassen hatte und ich war seit anderthalb Jahren auf einem Downswing. Das muss so 2007 oder 2008 gewesen sein.“
„Während dieser Zeit gab es Momente, da wusste ich wirklich nicht, wo das Geld herkommen soll.“
Hawkins spielte trotzdem weiter und kurz darauf lernte er eine andere Frau kennen. Er erinnert sich, dass er einen Tag, nachdem er sie kennenlernte, zwei Turniere hintereinander im Venetian gewann.
Fünf Monate später waren die Beiden verheiratet. Obwohl die harten Zeiten anhielten, hielt seine Frau zu ihm. „Es gab eine Zeit von etwa drei Monaten, da konnte ich mir keine Turniere leisten und wir mussten auf Luftmatratzen bei einem Freund schlafen.“
„Ich hatte meiner Frau damals gesagt, dass ich das schon schaffen werde und sie hatte mir geglaubt. Den Dezember darauf gewann ich ein Turnier für rund 20.000 Dollar, wir zogen in eine Wohnung und bauten uns von dort aus eine Existenz auf.“
"Ich bin manchmal etwas grob"
Gibt man den Namen Maurice Hawkins bei Google ein, findet man mehrere Berichte über sein Verhalten am Pokertisch und die meisten dieser Berichte sind negativ. Ihm wurde mehrfach vorgeworfen, er wäre respektlos gegenüber seinen Mitspielern. Darauf angesprochen hat Hawkins eine Erklärung.
„Das ist Teil des Spiels. Ich bin im Angriffsmodus. Wenn gezockt wird, schalte ich auf Attacke und versuche alles, um zu gewinnen. Aber ich betrachte es weiterhin als ein Spiel. Viele andere betrachten es, als wäre es ihr Leben. Wenn du am Tisch bist, ist jeder im Spiel. Es ist etwas völlig anderes, wenn man nicht mehr am Tisch sitzt.“
„Ich bin leidenschaftlich und lasse mich vom Moment mitreißen. Das ist ein Teil von mir, aber ich will niemanden beleidigen. Wer mich abseits des Tisches kennt, weiß dass ich ein guter Typ bin. Ich bin manchmal etwas grob, aber das ist es dann auch. Ich komme schließlich immer noch aus St. Louis.“
Am Ende wurde Hawkins Sechster im Monster-Stack, kassierte über 200.000 Dollar und verbuchte sein bisher bestes Ergebnis in Las Vegas.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.06.2017.