Nach der Umbenennung der EPT in PokerStars Live sind die ersten Turniere ausgetragen. Das Championship-Event auf den Bahamas hatte er mäßige Zahlen, das Festival in London dafür hervorragende.
Auf den Bahamas gab es im Vergleich zum Vorjahr neben der Namensänderung einige weitere Neuerungen. So wurde zum Beispiel jeweils eine Stunde früher angefangen und die Level dauerten etwas länger. Die Spielerzahl fiel um fast 200 auf 700 Spieler.
Ist dies ein schlechtes Zeichen für die weiteren PokerStars-Live-Turniere? Müssen an den Programmen jetzt Änderungen vorgenommen werden?
Dirk Oetzmann von PokerListings hat sich mit Neil Johnson, dem Chef der PokerStars-Live-Events getroffen und über die Serie gesprochen.
Neil Johnson: Das Main-Event hat die alte EPT-Struktur bekommen. Aber in der Karibik haben wir ohnehin alles immer ein wenig anders gemacht.
Das Super-Highroller zum Beispiel wird vor dem Main-Event gespielt und nicht parallel dazu und das gesamte Event war immer kürzer als auf dem europäischen Festland, etwa in Barcelona.
Wir müssen auf den Bahamas auch auf regionale Dinge Rücksicht nehmen. So machen wir zum Beispiel die Restaurants sehr zeitig zu und für die Spieler ist es wichtig, vor 9:00 Uhr abends mit dem Spiel fertig zu sein, so dass sie noch essen gehen können.
Aber prinzipiell lief das Turnier auf den Bahamas so ab, wie auch die weiteren PokerStars-Live-Events in Panama oder Macau konzipiert sind. Wir werden wahrscheinlich nicht um 11:00 Uhr morgens anfangen, aber die Levelzeiten werden so bleiben.
Wir haben auch die Auszahlungsstruktur, die Rake und die Länge des Turniers angepasst. Die Main-Events aller PokerStars-Live-Events werden identisch sein.
PokerListings: An den Payouts wird sich also nichts ändern?
Johnson: Ich erwarte keine weiteren Änderungen. Wir haben praktisch kein negatives Feedback bekommen, weder hier, noch in Malta, Prag oder New Jersey. Wir sind zuversichtlich, dass wir jetzt eine Struktur gefunden haben, die funktioniert.
Wir werden die niedrigere Auszahlungsstruktur für teure Turniere mit 10.000 Dollar Buyin oder mehr verwenden und für die anderen Turniere die Struktur mit 20 Prozent bezahlten Plätzen, wobei der Min-Cash bei dem anderthalbfachen Buyin liegen wird.
Nur die Highstakes-Spieler in Barcelona haben sich letztes Jahr beschwert, doch auch in diese haben zugestimmt, dass die Struktur für die kleineren Turniere gut ist. Sie wollten diese nur nicht für die Highroller-Turniere, also haben wir gehandelt.
Ich sage nicht, dass diese Struktur jedem gefällt, aber die überwältigende Mehrheit kann damit leben. Die 20 Prozent sind auch nicht die Unter-, sondern die Obergrenze. Schaut man sich die Auszahlungsstruktur genauer an, wird man sehen, dass wir nicht 21,5, sondern eher 18 Prozent aller Spieler bezahlen.
PokerListings: Jüngst wurde gesagt, dass mit der Änderung des Namens keine weiteren großen Änderungen einhergehen werden. Nun aber ist die Teilnehmerzahl im Main Event der ersten PokerStars-Championship recht deutlich gesunken.
Johnson: Es gibt verschiedene Faktoren die Teilnehmerzahlen im Main-Event verantwortlich sind: Qualifikanten, die nicht auftauchen, die Stärke des US-Dollars – das ist ein Problem für Spieler aus Lateinamerika – und einige Spieler haben sich entschlossen, dieses Jahr früher nach Australien zu fahren.
Ich glaube nicht, dass der Spielerrückgang etwas mit der Namensänderung zu tun hat. Was ich persönlich jedoch festgestellt habe, ist, dass zahlreiche Spieler vor Ort waren, die ich noch nie gesehen hatte. Das ist schon eine Seltenheit und ich glaube, es hatte mit den Spin-And-Go-Satellites zu tun.
Wir hatten letztes Jahr in Monaco mit diesen Satellites angefangen und als die Zahl anfing zu steigen, fühlte es sich fast ein wenig an wie während der guten alten Tage. Die Spieler sagen, dass mehr und mehr Leute sich für zehn Dollar qualifizierten und das zieht natürlich weitere Spieler an.
Die Idee dahinter ist natürlich, dass diese 10-Dollar-Qualifikanten nicht sehr gut sind und auf einem Limit spielen, auf dem sie sonst nicht zu Hause sind. Dann wurde allerdings einer dieser Qualifikanten Vierter – diese Annahme ist also nicht zu verallgemeinern.
Man darf auch nicht vergessen, dass Spieler wie ElkY, McDonald oder Kevin MacPhee auch mal über Satellites angefangen haben. Am Ende aber wissen die Amerikaner nicht einmal, was Spin-And-Gos sind, denn seit dem Online-Poker-Verbot in den USA, können sie sich ohnehin nicht über PokerStars qualifizieren.
PokerListings: Ist Spielerrückgang ein genereller Trend?
Johnson: In Barcelona und Prag zeigten die Zahlen nach oben. Die Antwort auf diese Frage ist also: nein. Aber es gibt zu viele verschiedene Faktoren, um eine klare, eindeutige Antwort zu geben.
An der Westküste der USA gab es vor unserem Turnier auf den Bahamas starke Stürme – das mag Auswirkungen gehabt haben, einige Länder konnten unsere Promotionen zu dem Turnier nicht anbieten und selbst neu eröffnete Live-Casinos, wie jüngst in Maryland, können einen Einfluss haben.
Viel wichtiger als die absoluten Spielerzahlen ist für mich die Zahl der neuen Spieler, denn diese verraten uns einen Trend.
PokerListings: Die Highroller-Turniere scheinen immer beliebter zu werden. In Prag gab es sogar Turniere, die nicht einmal auf dem Spielplan standen.
Johnson: Es ist sehr interessant, die Entwicklung dieser speziellen Turniergattung zu beobachten. Ich glaube, das erste richtige Highroller-Turnier wurde während der Aussie Millions im Jahr 2008 ausgetragen.
Lange Zeit waren die Leute sehr skeptisch und auch wir wussten nicht, ob wir wirklich zu lassen sollten, dass Spieler 100.000 Dollar investieren – oder sogar mehr, wenn es Re-Entries gibt.
Aber das Spiel hat sich entwickelt und es gibt inzwischen eine Gruppe von gut 100 Leuten, die kein Problem damit haben, um hohe fünfstellige Beträge zu spielen. Stellt man sie vor die Wahl, ein $2k-Event mit 500 Spielern oder ein $10k-Event mit 50 Spielern zu spielen, werden sie sich für Letzteres entscheiden, denn es ist anspruchsvoller.
Diesen Spielen geht es auch um Titel, aber für sie sind die Starttage der großen Events mit unglaublich vielen Blinds nicht das richtige.
PokerListings: Wie sieht es in diesem Jahr aus? Wird es in Panama oder Macau ganz neue Spiele geben?
Johnson: Nicht in diesem Jahr, aber wahrscheinlich in mittelfristiger Zukunft. Wir wollen Mah-jongg und Go einführen, genauso, wie wir auch Schach und Poker zusammengebracht haben.
Es wird wohl stets nur eine Nische bleiben, aber ich würde gerne den Mind-Sports-Aspekt von Poker ausweiten – auch wenn die Events klein sind. Aber so kann man Leute anziehen, die sonst niemals ein Pokerturnier spielen würden.
PokerListings: Welche Zahlen können wir für die ersten PokerStars-Championships in Panama und Macau erwarten?
Johnson: In Panama rechnen wir mit rund 500 Spielern. Das Turnier ist direkt nach der LAPC und dem Bay 101 – es stellt sich also vor allem die Frage, die Spieler turniermüde oder energiegeladen sind.
Das Wetter wird fantastisch, es ist eine großartige Stadt und vieles spricht für Panama.
Auf Macau achtet ohnehin jeder, denn die Stadt macht inzwischen mehr Umsatz als Las Vegas. Es ist in der Nähe von China und Hongkong und das eröffnet viele Möglichkeiten. Inzwischen kommen viele Europäer nach Asien, aber für die meisten Amerikaner ist Macau in etwa das, was die Aussie Millions für die Europäer ist.
Das ist ein Trip, den man nicht jedes Jahr macht, denn es ist einfach so unglaublich weit weg. Aber irgendwann macht man diesen Trip. 2016 war ich drei Wochen in Macau und es war wirklich richtig aufregend.
Wir werden dort ungefähr 80 Turniere anbieten, darunter viele Highroller-Events. Ich gehe davon aus, dass dieses Event ein wenig größer wird als das in Panama, schon allein wegen der Nähe China.
Aber auch hier scheint mir 500 Spieler für das Main-Event eine gute Ausgangslage. Das sollte für jedes PokerStars-Championship die Erwartung sein.
PokerListings: Die Saison beginnt jetzt im Januar – was bedeutet das für das Grand Final in Monaco?
Johnson: Für 2017 erwarte ich kein Grand Final. In der Vergangenheit war sowohl bei EPT als auch WPT das Ende der Saison direkt vor dem Start der WSOP – deswegen gab es besonders große, spezielle Events.
Das gilt jetzt nicht mehr. Wir haben in Monaco kein höheres Buy-In mehr und auch keine langsamere Struktur. Die Zeiten haben sich geändert.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 01.02.2017.