Viele Spieler kamen zu dem 888-Festival in London vor allem wegen der tollen Erfahrung, doch für einen Spieler könnte das Poker-Festival der letzten Woche der Auftakt zu etwas ganz Besonderem sei. Jonathan Bowers aus Newcastle hatte in London ganz besondere Erfolge.
Bowers begann bereits zu Studienzeiten mit dem Pokerspiel. Seine ersten Gehversuche beim Live-Poker machte er im Circus Casino, wo er zahlreiche Turniere mit niedrigem Buy-In spielte. Später erhielt er einen Job als Data Analyst, doch seine Karriere und seine Ziele drehten sich irgendwie immer noch um das Pokerspiel. Seit seinem 18. Lebensjahr verfolgt er den Traum, ein erfolgreicher Pokerspieler zu werden.
Jonathan Bowers spielte dutzende Turniere, die 50 Pfund oder weniger kosteten und erspielte sich so in seinem lokalen Casino vor einigen Jahren eine Menge Spielpraxis, bevor er es langsam mit etwas höheren Buyins versuchte. Über das Pokerspiel lernte er auch seine jetzige Freundin kennen und die beiden reisen zusammen zu Pokerturnieren. Dabei versuchen sie es aber, möglichst nicht am gleichen Tisch zu sitzen.
Vor rund acht Monaten entschied sich Jonathan schweren Herzens, seine reguläre Arbeit aufzugeben, während seine Freundin ihr Medizinstudium pausierte. Die beiden Spieler reisten zuerst nach Malta, wo Jonathan Elfter beim MPNPT Main-Event wurde. Es folgte ein Ausflug nach Las Vegas und dort gelang Bowers der erste große erzielbare Erfolg. Er wurde Zweiter in einem 400 Dollar teuren Turnier im Aria-Casino und dafür kassierte er 15.000 Dollar.
„Es war ein Risiko, aber es zahlte sich aus“
Ohne Frage – Bowers hatte Glück. Für viele Pokerspieler stellte es sich später als eine fatale Entscheidung heraus, den regulären Job aufzugeben, doch für Jonathan Bowers zahlte sich diese Entscheidung aus. Nachdem sich Jonathan und Beth drei Monate in Malta und den vereinigten Staaten aufhielten, kamen sie nach England zurück. Dort war das 888-Turnier in London ihr erstes Ziel.
Bowers registrierte sich für das 2200 Pfund teure Highroller-Turnier und spielte gegen Spieler wie Chris Moorman – den besten Online-Turnier-Spieler aller Zeiten. Er schaffte es bis an den Finaltisch und dort sogar bis in das Heads Up gegen Jamie Lunt. Letzterer setzte sich zwar durch und nahm den Titel mit, allerdings erhielt Bowers die größte Auszahlung, da er zuvor einen Deal ausgehandelt hatte und zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr Chips hatte. So beendete Bowers das Turnier mit einer Auszahlung von rund 40.000 Euro und es sieht nicht so aus, als würde er in absehbarer Zeit wieder seinem alten Job nachgehen müssen.
Er merkte an: „Das Aufstehen am frühen Morgen und die Arbeit von neun bis 17:00 Uhr vermisse ich wirklich überhaupt nicht.“ Dabei muss man anmerken, dass die Lebenshaltungskosten von Jonathan und Beth sehr niedrig sein dürften. Wenn sie nicht gerade unterwegs und bei Pokerturnieren sind, leben sie bei Beths Mutter – ein etwas ungewöhnlicher Lebensstil für einen professionellen Pokerspieler.
Beth plant, in absehbarer Zeit zurück zur Universität zu gehen, um ihr Studium abzuschließen. Sie sieht erstaunlicherweise gewisse Parallelen zwischen Poker und Medizin: „Man setzt all sein Wissen und seine Fähigkeiten ein, aber am Ende ist es doch ein wenig eine Frage des Schicksals, ob man gewinnt oder ob der Patient auf dem Weg der Besserung ist.“
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.10.2017.