In den frühen Nullerjahren wechselten viele Spieler von Magic: The Gathering zum Poker. Im gerade beginnenden Pokerboom gab es viele leichte Tische und explodierende Preispools. Eric Froehlich war einer davon, er konnte im Jahr 2005 als damals jüngster Teilnehmer überhaupt ein WSOP-Bracelet gewinnen.
2006 gewann er noch ein Bracelet und wurde so zu einem gefürchteten Gegner am Pokertisch. In den nächsten zehn Jahren gab es mehrere Finaltische und viele Cashes für Froehlich, er hat aber nie mit Magic: The Gathering aufgehört.
In den letzten Jahren hatte er wieder mehr mit Magic: The Gathering zu tun und war eine zeitlang der beste Spieler der Welt. 2015 wurde er in die MTG Hall of Fame aufgenommen.
PokerListings.com hat Froehlich in einer Pause des $2.620 WSOP Marathon getroffen und mit ihm über sein Leben als Poker- und MTG-Pro gesprochen.
PokerListings: Wie viel Poker spielst Du zurzeit noch?
Eric Froehlich: Ich spiele momentan nicht mehr so viel. Ich habe ja mit Magic: The Gathering angefangen und bin – wie so viele meiner Freunde – zum Poker gewechselt. Poker ist anders, MTG macht aber definitiv mehr Spaß.
Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich im Poker viel erreichen kann. Auch wenn ich nach einigen größeren Turnieren die Erkenntnis hatte, dass einige Spieler schlicht besser waren als ich.
In der Zeit von 2005 bis 2010 hatte ich einen massiven Vorsprung vor den anderen Pokerspielern, ab dem Black Friday 2011 wurde es aber deutlich schwerer.
Ich sehe mir immer noch viel Poker im Fernsehen an und studiere das Spiel. Ich liebe es, konsumiere tonnenweise Content, kann aber nicht so viel spielen, wie ich möchte. Die Gegner sind viel besser geworden.
Ich habe das Gefühl, dass es bei der WSOP viele Turniere gibt, die sehr viel Equity haben. Ich spiele Turniere mit niedrigen Buy-ins und natürlich das Main Event. Vor einigen Jahren spielte ich noch die Championship-Events mit 10.000 Dollar Buy-in, die Typen da sind aber einfach besser als ich.
In den Spätphasen dieser Turniere war ich kein Winning-Player mehr, es hat irgendwann keinen Sinn mehr gemacht. Ich ich spiele also die billigen Turniere, wo es nicht so viele gibt, die mich 'outplayen' können.
Ich denke, ich bin immer noch gut, nur eben nicht der Beste. Das ist aber völlig OK (lacht).
PokerListings: Es scheint, als gäbe es in den letzten Jahren ein Wiederaufleben von Magic: The Gathering. Kann man das so sagen?
Eric Froehlich: Ich denke nicht, dass das der richtige Ausdruck ist, MTG war ja nie weg vom Fenster. Es wurde immer größer - aber der Zenit ist natürlich überschritten.
Momentan ist die Zahl der Spieler weltweit achtstellig, es gibt 10 Millionen von Menschen, die Magic spielen. Das Spiel ist weltweit wirklich sehr populär.
Andere Aspekte des Spiels sind jetzt wichtiger geworden, sie gehen im Bereich Content neue Wege. Hersteller Hasbro hat jüngst ein MTG MMORPG angekündigt.
Sie machen auch anderen digitalen Content. Sie wollen das gleiche machen wie andere Unternehmen im Bereich eSports, zum Beispiel Riot mit League of Legends. Es ist ein bisschen mehr Mainstream als früher. Magic ging es finanziell nie besser als jetzt, das Spiel hat sich extrem gut verkauft.
PokerListings: Denkst Du, viele Pokerpros gehen jetzt zurück zu MTG?
Eric Froehlich: Es kommt darauf an. Viele Spieler haben ja - wie ich - sehr jung angefangen. Magic kann man gut als Teenager spielen. Poker ist in diesem Alter noch keine Sache.
Als MTG in den Neunzigern anfing, waren viele Spieler noch sehr jung und haben es anders gesehen. Das Spiel kann viel Spaß machen. Es ist eines der besten Spiele, die es gibt und viele teilen diese Meinung.
Man kann auch schnell wieder hineinfinden, hier bei der WSOP gibt es über 100 Spieler, die MTG spielen. Wir haben hier jahrelang große Magic Gatherings organisiert. Viele Pokerspieler mögen das Spiel immer noch.
Beim MTG gibt es Bluffs, man muss seine Gegner lesen und die beste Strategie überlegen. Es gibt so viele Parallelen zum Poker. Ich habe im Rampenlicht um zehntausende von Dollars gespielt und deswegen gab es am Finaltisch der WSOP für mich auch keinen Druck. Irgendwie beängstigend, wenn ich jetzt daran denke.
PokerListings: Viele spielen MTG nur zum Spaß und ohne Geld. Wie kannst Du das Pokerspielern erklären?
Eric Froehlich: Magic ist ein strategisches Spiel, in dem man niemals die gleiche Situation zwei Mal erlebt. Du wirst immer andere Startkarten bekommen, da es viel Varianz gibt. Dazu werden noch immer neue Karten veröffentlicht.
Poker hat immer dasselbe Deck mit 52 Karten. Natürlich bekommt man verschiedene Kombinationen und es gibt unzählige Situationen aber es werden ja nicht jeden Monat neue Spielkarten veröffentlicht. Es gibt ja nicht z. B. plötzlich einen neuen Karo-König mit einer anderen Wertigkeit.
Eine gute Strategie in Magic zu finden, ist eine mentale Sache, bei der man versucht, seinen Gegner auf vielen Wegen auszuspielen. Es gibt sehr viel Varianz beim Magic und manchmal kann man auch Opfer eines "Coolers" werden.
PokerListings: Welches ist das "gesündere" Spiel? Magic oder Poker?
Eric Froehlich: Das ist eine gute Frage, ich würde aber sagen Magic. Das liegt aber daran, dass Poker ja noch komplett legalisiert werden muss. Wenn ich nicht online spielen kann und die Freiheit habe, da zu spielen, wo ich will, ist das nicht ideal.
Das ist der Grund, warum ich nicht so viel gespielt habe. Es gibt in den USA momentan nicht so viel Spieler oder Spiele im Internet.
Es gibt viele Sachen im Poker, die richtig gut laufen. Ich glaube, vor allem Leute wie Doug Polk sind extrem gut für das Spiel. Ich schau mir alles von ihm an und ich weiß, dass meine Freunde es auch tun. Selbst die, die von Poker keine Ahnung haben.
Wenn man Zeug produziert, dass die Leute interessiert und unterhält, ist das großartig. Das gilt auch für Daniel Negreanu und seine Vlogs. Sein Content ist fantastisch.
Diese neue digitale Welt ist gut, PokerGO scheint auch eine positive Sache zu sein. Poker bewegt sich in die richtige Richtung. Wenn jetzt noch jeder in seinem eigenen Haus spielen kann, egal wo er lebt, wäre das noch besser.
Beides geht in die richtige Richtung, Magic liegt aber momentan leicht vorne.
PokerListings: Ich weiß, dass es beim MTG die Pro Tour gibt. Wünschst Du Dir manchmal, dass es so etwas wie die WSOP gibt? Ein großes Festival mit Turnieren non-stop?
Eric Froehlich: Na klar. Es gibt aber schon morgen eins, es gibt drei Magic Grand Prix Events in Las Vegas vom 14. bis 18. Juni.
Es werden über 10.000 Leute dort sein und es wird verrückt. Es gibt unzählige Turniere und ich werde auf jeden Fall da sein. Aber natürlich ist es nicht das gleiche wie die WSOP, die dauert ja über sechs Wochen.
Der größte Faktor ist natürlich, dass man beim Poker Geld machen kann und die Leute genau diesen Traum leben wollen. Das ist beim Magic ein großer Nachteil, man kann einfach nicht davon leben.
Ich war einer der besten Spieler der Welt vor ein paar Jahren, das brachte aber nur sehr wenig Geld ein.
PokerListings: Warum gibt es so wenig Geld? Können sie nicht einfach Preisgeldstrukturen wie bei der WSOP einführen?
Eric Froehlich: Ich kann das nicht beantworten (lacht). Ich finde auch, dass sie viel höher sein müssten. Die Hersteller verdienen eine Menge Geld und nur, wenn man mehr Geld hineinbringt, kann die Zahl der Spieler exponentiell wachsen.
Das ist aber die geschäftliche Seite, ich weiß darüber zugegebenermaßen nicht viel. Hasbro ist ein großes Unternehmen das eigentlich Spielzeuge macht. Die Welt des Gambling ist also nicht unbedingt ihr Spezialgebiet.
Allerdings sieht man ja beim Hearthstone oder bei League of Legends, dass man extrem viel Geld für Turniere zusammenkratzen kann. Bei MTG gibt es das nicht. Magic ist einfach das beste Spiel und da es sich verkauft wie geschnitten Brot, haben sie das wohl nicht nötig. Ich weiß nicht ob es irgendwann passiert, ich weiß einfach nicht.
PokerListings: Du produzierst Content für ChannelFireball. Macht es dir Spaß, deine kreative Seite auszuleben statt nur zu spielen?
Eric Froehlich: Ich liebe es. Ich habe Artikel für Magic-Seiten verfasst, seit ich ein Kind war. Ich habe auch Artikel für Pokerseiten geschrieben.
Ich habe Spaß daran, mich auszudrücken und ChannelFireball ist einfach das beste Unternehmen beim Magic und die größte Plattform. Sie veranstalten alle großen Turniere in den nächsten zwei Jahren. Sie haben auch die besten Spieler und jeder kennt sie. Ich bin froh, dass ich bei dieser Company arbeiten darf.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 14.06.2017.