Seit der Umstellung der EPT auf die PSC liefen die großen Live-Turniere bei PokerStars nicht mehr richtig rund. Die Teilnehmerzahlen blieben teilweise deutlich hinter den Erwartungen und bei dem Tourstopp im russischen Sotschi musste PokerStars ein heftiges Overlay bezahlen.
Personelle Konsequenzen bei PokerStars-Live
Die Performance der Live-Turniere von PokerStars scheint jetzt sehr drastische Konsequenzen zu haben. Diesen Nachmittag berichtete Pokerfirma.com, dass Edgar Stuchly, Präsident von PokerStars-Live, letzte Woche von seinem Amt entbunden wurde und mit ihm Vadim Soloveychik, Director of Global Poker seinen Hut nehmen musste.
Im Jahr 2011 wurde Edgar Stuchly von PokerStars als Präsident der EPT verpflichtet. Der frühere Manager der Casinos Austria stand der European Poker Tour bis Ende 2016 vor, danach PokerStars-Live. Unter ihm änderte die EPT teilweise drastisch ihre Ausrichtung. Die Zahl der angebotenen Tourstopps wurde reduziert, dafür legte Stuchly Wert darauf, dass nicht nur ein großes Main-Event, sondern eine ganze Woche Poker auf höchstem Niveau angeboten wird.
Unter Edgar Stuchly erlebten die Stopps in Barcelona und Prag beachtliche Höhenflüge und zogen jedes Jahr tausende Spieler an. Im letzten August stellte das Main-Event der EPT-Barcelona mit 1785 Spielern und über 8,6 Millionen Euro Preisgeld einen neuen Rekord auf und im Dezember zog das Main-Event in Prag weitere 1192 Spieler an.
Einstellung der European Poker Tour
Zum Ende des Jahres wurde die 13 Jahre alte Marke European Poker Tour eingestellt. Die Turniere gingen in den sogenannten PokerStars-Live-Events auf.
Hierbei handelte es sich um etwas mehr als ein reines Re-Branding. Seit Anfang dieses Jahres trägt PokerStars seine Live-Turniere nicht nur in Europa und auf den Bahamas, sondern weltweit aus und neben den ganz großen Events, Championships genannt, werden auch kleinere Festivals in abseitigeren Regionen veranstaltet.
Schwache Zahlen und Overlays
Das Konzept von PokerStars-Live stockte jedoch. In Panama, Macao und im russischen Sotschi wurden Championship-Events veranstaltet und alle blieben hinter den Erwartungen. Panama zog nur 366 Spieler, Macao 536 Spieler an. Für Sotschi garantierte PokerStars ein Preisgeld von umgerechnet 2,35 Millionen Euro, blieb jedoch mit nur 387 Mitspielern deutlich hinter der nötigen Spielerzahl und löhnte so ein Overlay in Höhe von fast 500.000 Euro.
Gleichzeitig regte sich bei vielen Spielern Kritik an den Turnieren. Insbesondere die Auszahlungsstruktur, welche 20 Prozent des Feldes entlohnte, wurde kritisiert.
Quo Vadis, PokerStars?
Es scheint, als versuchte PokerStars mit dem von Entlassen von Edgar Stuchly die Notbremse zu ziehen oder einen Schuldigen zu suchen. Im Moment ist nicht klar, ob die Position, die Stuchly bei PokerStars-Live ausfüllte, neu besetzt wird und wenn ja, von wem.
In knapp zwei Monaten startet in Barcelona das nächste große PokerStars-Live-Championship-Event an und vom 19. bis zum 25. Juni läuft in Marbella ein PokerStars-Festival. Es bleibt abzuwarten, ob sich PokerStars zu den Personalentscheidungen äußern wird und wie die Spieler PokerStars-Live in Zukunft goutieren werden.
Edgar Stuchly selbst erklärte heute, er könne und wolle im Moment nichts zu der Entwicklung sagen.
Mit Party Poker ist auf jeden Fall ein neuer Konkurrent erwachsen, der mit seinen Live-Turnieren dieses Jahr schon für Aufsehen gesorgt hat. Mike Sexton übernahm dort kurz vor der WSOP die Präsidentschaft und erklärte es zum Ziel, PokerStars sowohl Online, als auch Live von der Spitzenposition zu verdrängen. Online ist man davon noch sehr weit entfernt, doch Live könnte Party Poker gerade an PokerStars vorbeigezogen sein.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 19.06.2017.