Darts wird Heads-Up gespielt, ein Spieler gegen einen anderen. Es geht um Präzision, strategisches Denken, Psychologie und ein wenig Mathematik.
Klingt das nicht irgendwie bekannt? Tatsächlich gibt es so viele Parallelen zwischen Darts und Poker, dass es sehr verwundert, dass nicht alle Dart-Profis auch Poker spielen.
Der Niederländer Raymon van Barneveld wurde von einem nur Insidern bekannten Spieler zu einem Popstar der Dart-Szene als er den 16-fachen Weltmeister Phil Taylor in einem Match schlug, das als das beste Dart-Match der Geschichte bekannt wurde.
Diesen Monat nahm sich van Barneveld eine kleine Auszeit von der Premier League Darts und beschäftigte sich mit dem Spiel, das er am zwetliebsten spielt: Poker. Letztes Jahr war er bei der EPT Dublin und dieses Jahr kam er mit seinem Manager Jaco von Bodegom nach Monaco um sich beim Kartenspiel zu messen.
Unser Kollege Dirk Ötzmann traf Raymon van Barneveld dort zu einem Interview.
PokerListings: Wo könnte das Pokerspiel dich wohl noch hinführen?
Raymon van Barneveld: Ich bin bei dem Spiel immer noch Anfänger und Jaco erklärt mir alles. Manchmal spiele ich online, aber Live ist es doch am besten.
Ich habe noch nicht so viele Live-Turniere gespielt, aber ich hatte mich in das Spiel verliebt, als ich vor zwei Jahren in Las Vegas bei der WSOP war. Ich weiß, dass es wirklich viel Zeit braucht, um bei dem Spiel gut zu werden.
Ich muss viel lernen und genau das mache ich. In Monaco hatte ich viel Spaß, wobei ich das Spiel auch ernstnehme.
Ich werde in der Zukunft mehr Zeit in Poker investieren, um ein ordentlicher Spieler zu werden. Ob ich ein fantastischer Spieler werden kann, weiß ich noch nicht, aber schauen wir mal.
Wenn ich gegen neun Spieler, die noch nie gespielt haben, beim Darts antrete, gewinne ich unter Garantie jedes Spiel. Aber beim Poker sieht das anders aus, da ist viel mehr möglich. Da kann man auch mit schlechten Händen gegen gute gewinnen.
Ich habe vor diesen Spielern riesigen Respekt. In Vegas klärte mich Jaco auf, dass die Spieler im Main-Event 14 Stunden pro Tag im Turnier sitzen und dabei sind sie noch nicht einmal in den Geldrängen!
PL: Wie wichtig ist die Premier League Darts in der Dart-Welt?
RvB: Äußerst wichtig. Das einzige Problem ist, dass es eine Einladungs-Liga ist, deswegen gibt es keine Ranking-Punkte zu gewinnen – nur Geld.
Klar, man kann 250.000 Pfund gewinnen, aber die PDC (Professional Darts Corporation) hat zu viele Turniere, bei denen es nur um Geld geht. Das sollte man ein wenig anpassen.
Aber im allgemeinen denke ich, dass die Premier League hinter der Weltmeisterschaft am wichtigsten ist, da man im Rampenlicht steht. Sie geht nur 15 Wochen und jeder, der sich für Darts interessiert, schaut zumindest ein wenig davon.
PL: Beim Poker wird der psychologische Aspekt manchmal unterschätzt. Passiert das beim Darts auch?
RvB: Okay, vergleichen wir Darts mit Poker: Beim Darts siehst du, was dein Gegner macht. Wenn er eine 140 trifft, trifft er eine 140.
Wenn du Poker spielst und eine Dame auf dem Turn kommt und dein Gegner all-in geht, hast du keine Ahnung, ob die Dame ihm wirklich geholfen hat.
Was gleich ist, ist der Druck. Beim 501 musst du am Ende das Double treffen. Wenn ich dir 3 Darts gebe und sage, du musst eine Double-16 treffen, schaffst du es, oder nicht – je nachdem, wie gut du bist.
Aber wenn ich ansage, dass du mir 500 Euro zahlen musst, wenn du nicht triffst, dann hast du plötzlich keine Chance mehr. Und dieser Druck ist beim Poker immer dabei.
PL: Poker ist stetiges Lernen und nur schlechte Spieler, denken, sie hätten den Dreh endgültig raus.
RvB: Deswegen weiß ich, dass ich niemals gegen einen Profi spielen würde. Ich hätte einfach keine Chance, genauso wie er keine Chance gegen mich beim Darts hätte.
Aber PokerStars hat mir die Möglichkeit gegeben, hier herzukommen und das Spiel zu lernen. Ich hoffe, dass ich in der Zukunft mehr spielen kann und werden sehen, wie weit ich es bringe.
Im Moment mache ich noch viele ganz dumme Fehler. Gestern zum Beispiel hatte ich zwei Asse und war so aufgeregt, dass ich anfing zu setzen, obwohl ich noch gar nicht an der Reihe war. Ich sah so enthusiastisch aus, dass jeder prompt seine Hand wegwarf.
Es ist also noch ein weiter Weg, aber ich mag die Atmosphäre und ich liebe es bei solchen Turnieren zu sein. Und hey, immerhin hatte ich den einen Pot gewonnen!
Tatsächlich schaffte es Raymond van Barneveld in Monaco, seinen ersten Hendon-Mob-Eintrag zu erspielen. Beim €550-Charity-Event belegte er Platz 20 von 149 Spielern und gewann immerhin 1.000 Euro Preisgeld.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.05.2017.