Wenn es um die Verbindung von Poker und eSports geht, gibt es wohl kaum jemanden, der qualifizierter ist als Bertrand Grospellier aka ElkY.
Grospellier begann in den frühen Nullerjahren professionell Starcraft in Korea zu spielen, bevor er sich dem Pokerspiel widmete, der beste französische Turnierspieler wurde und über 13,3 Millionen Dollar gewann.
Seitdem Grospellier die eSports-Szene mehr oder weniger verließ, ist diese jedoch förmlich explodiert. Spiele wie League of Legends oder Hearthstone ziehen inzwischen so viele Zuschauer an, dass sie zu den meistgesehenen Sportarten weltweit zählen.
Grospellier ist seiner alten Liebe eSports immer treu geblieben und vor zwei Jahren trat er Team Liquid bei und spielt in deren Hearthstone-Mannschaft.
Bei der WSOP 2017 läuft es für den Franzosen herausragend gut, denn gleich zum Auftakt wurde er Zweiter beim $111k-One-Drop für 2,2 Millionen Dollar. Wir haben Grospellier für ein kurzes Interview abgefangen.
PokerListings: Wie fühlt es sich an, in den Sommer mit einem Gewinn über 2,2 Millionen zu starten?
ElkY: Das für sich auf jeden Fall fantastisch an. Es war das größte Event der Serie und ich bin gut im Plus. Es war großartig, am TV-Tisch für zweieinhalb Tage Chipleader zu sein.
PL: Hat man so gleich die perfekte Einstellung für den Sommer?
ElkY: Auf jeden Fall. Man versuchte zwar immer, sein bestes Spiel abzuliefern, aber wenn es gut läuft, spielt man üblicherweise noch einen Ticken besser. Da kommt dann das eine zum anderen.
Ich hatte einige ziemlich gute Ergebnisse – in Monaco, Sotschi und sogar bei der SCOOP – es ist, als hätte ich hierfür trainiert. Es fühlt sich immer gut an, wenn man weit kommt. Ich habe jetzt mehr Selbstvertrauen.
PL: Du kommst aus der eSports-Szene – wie fühlt es sich an, um zu sehen, wie diese jetzt explodiert?
ElkY: Ich wusste immer, dass es so kommen wird. Ich war in Südkorea fünf Jahre lang Starcraft-Profi. Damals war das das einzige Land, wo so etwas ging und ich war der erste Europäer dort.
Ich denke, wir sehen erst den Anfang. Es wird noch viel, viel größer werden und wird auf jeden Fall reguläre Sportarten verdrängen. Jeder, der mit Videospielen aufgewachsen ist, findet eSports wesentlich interessanter.
Ich mag einer der ganz wenigen sein, der mit normalen Sportübertragungen gar nichts anfangen kann. Es ist einfach so langweilig und so langsam. Beim eSports passiert einfach so viel mehr. Die neue Generation ist vielmehr mit Videospielen aufgewachsen als damit, draußen Basketball oder Football zu spielen.
PL: Ist Poker für dich ein eSport? Die Grenzen scheinen sehr fließend zu sein.
ElkY: Es gibt hier auf jeden Fall viele Gemeinsamkeiten. Viele der Fähigkeiten, die man braucht, um beim Poker erfolgreich zu sein, helfen auch bei eSports.
Aber natürlich ist es auch anders, denn Poker ist ein sehr altes Spiel. Es macht zwar Spaß, Poker zu spielen, aber keinen Spaß, zuzuschauen. Ich spiele wirklich gerne, aber wenn nicht gerade mein bester Freund am Finaltisch sitzt, hasse ich es, zuzusehen. Es ist einfach so langweilig, wenn die Spieler so lange brauchen um einen Spielzug zu machen. Selbst ohne zu langes Nachdenken kann es Stunden dauern und nichts passiert. Das würde bei Starcraft oder League einfach nie passieren.
Hinsichtlich der benötigten Fähigkeiten kann man Poker als eSports betrachten. In der jetzigen Form ist es jedoch so anstrengen, zuzuschauen, dass man keine neuen Leute anzieht.
PL: Kannst du uns den Deal zwischen PokerStars und Team Liquid erklären?
ElkY: Ich hatte mit Team Liquid bereits einen Vertrag bevor PokerStars einen Deal hatte. Dann hat PokerStars das gesamte Team gesponsert. Es gibt eine ganze Menge Spieler im Team Liquid, die, bevor sie zu eSports kamen, Poker gespielt haben. Es gibt dort einfach eine Menge Synergien.
Es gibt viele Gamer, die in ihrer Freizeit Poker spielen und andersrum gilt das natürlich auch. Für Poker bildet die eSports-Gemeinschaft ein riesiges Potenzial.
PL: Wie läuft dein Hearthstone-Grind?
ElkY: In letzter Zeit hatte ich etwas weniger gespielt. Mit meinen Poker-Trips nach Monaco, Macao, Sotschi und der SCOOP auf PokerStars hatte ich wirklich viel zu tun. Jetzt ist die WSOP und ich habe nicht allzu viel Hearthstone gespielt.
Wenn ich mehr Freizeit habe, werde ich auch mehr spielen und werde auch an Turnieren teilnehmen. In Hearthstone muss man wirklich viel spielen, um sich für Turniere qualifizieren zu können. Ich will wirklich gut sein und nicht nur ein paar Stunden pro Woche spielen.
PL: Die Leute beschweren sich über das Zufallselement bei Hearthstone. Spielt Glück eine zu große Rolle bei dem Spiel?
ElkY: Das ist wirklich schwer zu sagen. Die besten Spieler werden sich immer beschweren. Es ist wie beim Poker, wo sich jeder über Bad Beats beschwert.
Beim eSports beschweren sich die Spieler, denn sie wissen, dass die Entwickler das Spiel tatsächlich ändern können. Gäbe es ein Unternehmen, welches Poker entwickelt, würden sich die Profis ständig melden und darum bitten, dass die Varianz reduziert würde.
Ich denke das Zufallselement ist ein guter Aspekt bei Hearthstone. Es ist immer schwierig, die richtige Balance zu finden, aber meiner Meinung nach sieht es im Moment ganz gut aus.
Es gab Zeiten, da war das Zufallselement möglicherweise ein wenig zu hoch. Damals gab es Dr. Boom und den Piloted Shredder. Mit dem Shredder war es echt krass, denn aus dem konnte ein 1/1 oder 4/4 Minion kommen. Das war ein wenig zu viel.
Es ist wirklich schwierig, die perfekte Balance zu finden, denn man will das Zufallselement ja im Spiel haben. Man möchte, dass jeder gewinnen kann. Das macht ein gutes Spiel aus, so wie es auch beim Poker ist.
Es gibt immer Bad Beats beim Poker, aber wenn der beste Spieler jedes Turnier gewinnen würde, würde niemand spielen. Die selben 20 Spieler gewönnen jedes Turnier und niemand würde spielen. Der Traum wäre tot. Chris Moneymaker hätte niemals das Main-Event gewonnen.
Es ist wichtig, dass es ein Zufallselement gibt. Es ist nur sehr schwierig, die richtige Balance zu finden.
PL: Was ist schwieriger: Poker oder eSports?
ElkY: Es ist beides sehr schwer. Dabei unterscheiden sich aber die Aspekte. Beim Poker gibt es weit mehr Varianz und das kann nervlich sehr anstrengend sein. Beim eSports tritt man hingegen gegen wesentlich stärkere Gegner an.
Beim eSports gibt es weit weniger Profis, denn die Varianz ist so niedrig. Klar, es gibt Varianz bei Hearthstone, aber diese ist weit kleiner als beim Poker und das ist das einzige Spiel, was auch nur ansatzweise mit Poker verglichen werden kann.
Bei Spielen wie DotA oder Starcraft gibt es praktisch keine Varianz. Wenn man sehr viel trainiert, wird man gewinnen. Diese Spieler sind einfach sehr, sehr kompetitiv.
Sowohl Poker als auch eSports sind wirklich hart, aber ich denke, eSports ist noch eine Spur schwerer, denn die Zahl der Spieler, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen können, ist so viel kleiner. Twitch macht das ein wenig einfacher, aber es ist immer noch sehr anstrengend.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 10.06.2017.