Dass der Spielerpool von Full Tilt zum 17. Mai 2016 komplett in den von PokerStars integriert wurde, nahm Ex-Miteigentümer Howard Lederer zum Anlass, sich für seine Rolle beim Niedergang des Pokerrooms zu entschuldigen. In einem Statement im Blog von Daniel Negreanu bringt er sein Bedauern über sein Fehlverhalten zum Ausdruck.
Warum ist Lederer in der Pokerwelt in Ungnade gefallen?
Lederer hatte sich in seiner Zeit als Miteigentümer allzu großzügig aus der Firmenkasse bedient und ausufernde Privatentnahmen in Höhe von über 30 Millionen Dollar getätigt, die die Pleite von Full Tilt überhaupt erst herbeigeführt hatten.
Lederer hatte sich 2012 mit den Behörden geeinigt, ein Deal, bei dem die Zivilklage gegen ihn gegen Zahlung einer Geldsumme fallen gelassen wurde.
Dabei gab es aber keinerlei Schuldeingeständnisse. Bei der Poker-Community war er spätestens damit völlig in Ungnade gefallen, vor allem, da die Spieler zu der Zeit immer noch auf ihr Geld warteten.
Entschuldigung im Blog von Negreanu
Umso überraschender nun sein Statement, das ausgerechnet auf der Internetseite seines schärften Kritikers, Daniel Negreanu, veröffentlicht wurde. Negreanu sagt in der Einleitung unter anderem:
"Ich denke, dass es wichtig ist, dass die Poker-Community dieses Statement liest und hierbei ist das Vehikel nicht so wichtig wie die Nachricht selbst."
Statement von Howard Lederer
In Howards Statement heißt es unter anderem:
"Ich schreibe dies, um mich bei allen in der Poker-Community zu entschuldigen, vor allem bei denen, die vor dem 15. April 2011 Geld auf Full Tilt hatten. Als Full Tilt 2011 geschlossen wurde, gab es eine Geldknappheit, dann den Verkauf, um die nötigen Gelder zu beschaffen und eine lange Verzögerung bei der Auszahlung der Spieler.
Während dieser Zeit gab es praktisch keine Erklärungen und keine Entschuldigungen für die Verzögerung. Die Spieler fühlten sich belogen. Sie haben der Seite und auch mir vertraut und ich habe diese Erwartungen nicht erfüllt.
Ich übernehme die volle Verantwortung für das Versagen von Full Tilt, die Gelder der Spieler nicht ausreichend geschützt zu haben. Es hätte nie zu diesem Ausfall kommen dürfen. Ich hätte für mehr Transparenz sorgen müssen bzw. andere damit beauftragen müssen, diese Transparenz herzustellen.
Ich war einer der Gründer des Unternehmens und wurde das Gesicht des Managements. Viele Spieler spielten auf unserer Seite, weil sie mir vertrauten.
Auch wenn ich meine täglichen Aufgaben aus den Augen verlor, führte gerade mein Verhalten in den zwei Jahren vor der Schließung zur Gefährdung der Spielergelder.
Mein Engagement bei Full Tilt in den Jahren 2003 bis 2008 hat mir eine Vertrauensposition verschafft – ein Vertrauen, das ich dadurch missbraucht habe, da ich nicht sicherstellte, dass Full Tilt nach meinem Rückzug aus dem operativen Geschäft im Jahr 2008 vernünftig geleitet wurde."
Kommentar von Negreanu
Daniel Negreanu lässt es sich natürlich nicht nehmen, das Statement im Anschluss noch zu kommentieren und sagt:
"Ich denke, dies ist die Art von Entschuldigung, die die Leute vor fünf Jahren gerne gelesen hätten. Es mag zwar zu spät sein, dennoch ist es um Längen besser als die Lederer Files. Beantwortet es alle Fragen, was Lederer damals wusste und was nicht? Nein.
Ändert es etwas an der Tatsache, dass Investoren und Spieler, die Howard vertrauten, betrogen wurden? Nein.
Bedeutet es, dass man wegen allem, was passiert ist, nun weniger angepisst sein kann? Das muss jeder für sich entscheiden."
>> Vollständiges Statement von Howard Lederer in Daniel Negreanus Blog
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 20.05.2016.