Nachdem am 24.4. die Bombe platzte, dass die französische Groupe Bernard Tapie Full Tilt nicht übernehmen wurde, kommen nun neue Absonderlichkeiten von Tapie ans Licht.
Der amerikanischen Seite Diamond Flush Poker liegt eine E-Mail von Bernard Tapie vor, die am 24. April vor seiner offiziellen Presse-Erklärung zum Ende der Übernahme-Verhandlungen, an 16 zentrale Mitarbeiter von Pocket Kings rausging.
Darin rechtfertigt Tapie nochmals seinen abgewiesenen Deal-Vorschlag mit dem DOJ und lädt die Mitarbeiter anschließend ein, ihrem Arbeitgeber den Rücken zuzuwenden und bei seinem neuen Projekt mitzumachen.
Dieses neue Projekt soll der Aufbau einer eigenen Pokerseite innerhalb von sechs bis sieben Monaten sein. Diese neue Seite soll, so Tapie, besser als alle anderen sein und die Schulden der Full-Tilt-Spieler übernehmen.
Hier die durchgesickerte E-Mail in deutscher Übersetzung:
Liebe Mitarbeiter,
(…) angesichts der Arbeit, die wir alle in den letzten sieben Monaten in den Relaunch von FTP gesteckt haben, sehe ich es als meine Pflicht, Euch über die aktuelle Situation und meine Pläne zu informieren, bevor ich in wenigen Stunden eine Presse-Erklärung abgebe.
Der Deal mit dem DOJ ist vom Tisch, die Verhandlungen sind beendet. Das DOJ verweigerte unseren Vorschlag zur Auszahlung der ROW-Spieler (nicht-amerikanische Spieler). Wir dachten, dass dieser Auszahlungsplan längst akzeptiert worden wäre, doch am 14. April informierten das DOJ meinen Rechtsanwalt, dass man einem Auszahlungsplan nur zustimmen könne, wenn 100% der $184 Millionen, die den ROW-Spielern zustehen, innerhalb von 90 Tagen ausgezahlt würden.
Mit solch einem Deal können wir nichts anfangen und ich glaube, niemand wird solchen Bedingungen zustimmen.
Ich glaube weiterhin, unser Auszahlungs-Plan war fair. Wir hätten alle ROW-Gelder sofort zum Spiel verfügbar gemacht und wir hätten 94,9% aller ROW-Spieler das Geld sofort auszahlen können. 4,9% der Spieler hätten wir in 18 Monaten auszahlen können. Nur bei 0,2% aller Spieler hätte dies bis zu 5 Jahren gedauert. (…)
PK (Pocket Kings) hat genügend Geld für die April-Gehälter, nicht jedoch für den Mai. Deswegen und als Alternative zum Verkauf schlug ich Ray Bitar vor, auf temporärer Basis eine Lizenz zu erwerben um die Seite relaunchen zu können und den Wert der Besitztümer aufrecht zu halten.
Ray wollte jedoch die Zustimmung des DOJ für einen solchen Schritt. Nach meinem Verständnis wäre das jedoch nicht nötig gewesen. Da die Unternehmen eindeutig insolvent sind, hätte Ray dieses Lizenz-Angebot sofort annehmen sollen um die Arbeitsplätze, die restlichen Gelder und den Wert des Unternehmens zu schützen. Außerdem ist das DOJ so lange nicht der Besitzer von Full Tilt, bis es sich entschließt es zu verpfänden.
Aber Ray blieb bei seinem Standpunkt, dass die Zustimmung des DOJ nötig wäre.
Am 20. April ließ uns das DOJ wissen, dass die Entscheidung endgültig sei: Unsere Verhandlungen wurden für beendet erklärt und eine Lizenzierung würde von ihnen unter keinen Umständen akzeptiert werden.
Letzten Freitag traf ich Ray (Bitar) und schlug ihm vor, für sämtliche Unternehmen von FTP in ihren jeweiligen Ländern Insolvenz anzumelden und den Mitarbeitern mitzuteilen, ihre Arbeitsplätze wären nicht mehr sicher.
Da er in den letzten sieben Monaten für jeden Schritt die Zustimmung des DOJ einholte, kann ich nicht einschätzen, ob er das nun tun wird.
Ich allerdings kann nicht akzeptieren, dass sieben Monate Arbeit umsonst gewesen sein sollen, dass 200 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze verlieren und dass die ehemaligen FTP-Spieler nicht ausgezahlt werden.
Deswegen habe ich mich entschlossen, einen Großteil der Gelder, die ich zum Kauf von FTP eingeplant hatte, dafür zu verwenden, mein eigenes Unternehmen zu starten. Unter der Schirmherrschaft von Game Cubed, einem Unternehmen, das ich in Irland habe, und der Bedingung, dass ALLE zentralen Mitarbeiter von Pocket Kings mitmachen, können wir in sechs bis sieben Monaten eine neue Seite launchen, die besser als alle anderen ist.
Ich weiß, dass solch ein Schritt einen gewaltigen Vertrauensvorschuss bedingt. Dies ist also mein Angebot: Ab dem 1. Mai werde ich alle zentralen Mitarbeiter von Pocket Kings zu den bisherigen Bedingungen und Gehältern anstellen. Diese werden auch Aktienoptionen an dem neuen Unternehmen erhalten, so dass wir alle an den aufregenden Möglichkeiten, die ich in diesem Projekt sehe, teilhaben können.
Wir werden mithilfe Eures Wissens und mit einer neuen Marke eine neue Pokerplattform schaffen und den ROW-Spielern ein Angebot machen, ihre ausstehenden FTP-Gelder bei uns zurückzuerhalten, ganz so wie wir es dem DOJ vorgeschlagen haben.
Ich habe das Geld, dies möglich zu machen und ich bin mit Alderney in Verhandlungen, eine Lizenz und Hilfe beim Auszahlungsplan zu erhalten.
Ich verhandele auch mit PokerStrategy, einen Affiliate-Deal zu bekommen, der zu ähnlichen Konditionen wie der FTP-Deal funktionieren wird.
Um all das möglich zu machen, brauche ich so schnell wie möglich von Euch verbindliche Zusagen. Es tut mir leid, diesen Druck ausüben zu müssen, aber die Zeit ist knapp bei diesem Projekt. Ich muss bis zum Ende der Woche wissen, ob genügend von Euch mitmachen.
Wenn dem so ist, werde ich mit den wichtigsten fünf bis zehn Mitarbeitern ein Treffen in Paris arrangieren.
Ich bin zuversichtlich, mit der Hilfe von jedem von Euch die beste Pokerseite in diesem Business zu gestalten.
Laurent Tapie
Directeur GénéralBLT Développement
Im Original ist die Mail auf Diamond Flush Poker zu finden.
Nach Bekanntwerden der Email gab PokerStrategy, die von Tapie in der Mail auch bedacht wurden, sofort ein Statement ab und erklärte, es habe bisher von der GBT nichts diesbezügliches vernommen.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 02.05.2012.