Heute geht es bei der Abstimmung zu den PokerOlymp Awards um die unangenehmen Dinge des Pokerjahres 2015. Wie immer gibt es bei der Abstimmung 10 Dollar zu gewinnen. Einfach den Nick angeben, einen Tag warten und ein bisschen Glück haben. And here are the nominees…
Amaya Gaming – Änderungen sorgen für Unmut
Seit PokerStars und Full Tilt zum kanadischen Unternehmen Amaya gehören, hat es Änderungen gegeben, die in der Poker-Community nicht nur auf Gegenliebe stoßen.
Schon Ende letzten Jahres wurden Casino-Spiele eingeführt, was unter anderem Vicky Coren zur Auflösung ihres Vertrages motiviert hat.
Ende 2015 hat PokerStars dann mit den Änderungen im VIP-Programm für viel Unmut und sogar einen dreitägigen Spielerstreik gesorgt. Vor allem, dass Boni für das laufende Jahr zuungunsten der Spieler geändert wurden, missfiel der Poker-Community.
Die Änderungen, die das Rakeback für Vielspieler auf 30 Prozent beschränken, den Highstakes-Spielern VIP-Vorteile komplett nehmen und bestehende FPP-Guthaben um 25% entwerten, hätten nach Ansicht der Betroffenen vorher bekannt gegeben werden müssen bzw. erst 2017 in Kraft treten dürfen. Erst letzte Woche kündigte Alex Millar deswegen seinen Vertrag mit PokerStars.
Brian Hastings Multiaccounting – $tinger80 definitiv kein Sympathieträger
Immer wieder steht Brian Hastings im Sperrfeuer der Kritik. Zu Recht?Diesen Sommer bezichtigte David Baker seinen Highstakes-Kollegen Brian “$tinger80” Hastings wegen verbotenem Multi-Accounting. Der hat das Fehlverhalten faktisch zugegeben.
Zu allem Überfluss schoss Hastings auf Baker und beschwerte sich, dass Baker mit der Sache an die Öffentlichkeit gegangen sei. Das würde “tonnenweise schreckliche PR für das Pokerspiel generieren”. Weiter meinte Hastings, dass er der Poker-Community – vor allem auf Twoplustwo – über die Jahre schon so viel gegeben hätte.
Echte Reue sieht anders aus, dazu nehmen viele in der Poker-Community Hastings immer noch übel, dass er vor Jahren in einer einzigen Session über 4 Millionen Dollar von Isildur1 gewonnen hat. Ihm wurde vorgeworfen, sich durch den Austausch von Hand-Histories mit Brian Townsend und Cole South einen unrechtmäßigen Vorteil verschafft zu haben.
Cheating-Vorwürfe bei der WSOP und missglückte Spielkarten
Bei der WSOP 2015 gab es zu Beginn ein großes Ärgernis und das waren die Spielkarten des italienischen Unternehmens Modiano. Die Karten waren nach Ansicht vieler Spieler zu dünn und deswegen leicht durch Knicken o. Ä. zu markieren.
Die Karten waren in Einzelfällen auch ohne absichtliches Markieren nach einer gewissen Zeit im Spiel identifizierbar und dann für das geübte Auge an den Ecken zu erkennen. Die Karten hatten dazu den Nachteil, dass man Kreuz und Pik aus der Entfernung nicht genau unterscheiden konnte.
All das gipfelte dann im $10k-Heads-Up-Championship-Event, hier wurden massive Betrugsvorwürfe gegen den Valeriu Coca laut, der angeblich genau diese Karten markiert haben soll. Die WSOP-Verantwortlichen reagierten schlussendlich und tauschten die Karten aus – nach Ansicht vieler Spieler viel zu spät.
Deutsche Glücksspielgesetzgebung – Ein ewiger, schlechter Witz
Die deutsche Glücksspielgesetzgebung ist nach Ansicht vieler Spieler einfach nur noch ein Witz. Glücksspielstaatsvertrag und Glücksspieländerungsstaatsvertrag halten krampfhaft am staatlichen Glücksspielmonopol fest, das juristisch aber eben nicht mehr haltbar ist.Oft wurde Deutschland von der EU gerügt, da die Gesetzgebung gegen EU-Recht verstößt. Im Sommer teilte die EU-Kommission mit, dass Suchtprävention, Geldwäschebekämpfung und Spielerschutz nur vorgeschoben seien und das Verbot von Casino- und Pokerspielen letztlich nur dazu diene, die Pfründe des Staates zu sichern.
Auch das Gerangel um die Sportwettenlizenzen ist eine Farce. Das Bundesland Hessen sollte 20 Anbieter bestimmen, die Sportwetten-Konzessionen in ganz Deutschland erhalten. Rund 80 Anbieter hatten sich beworben, wegen juristischer und tatsächlicher Probleme kam das Vergabeverfahren zu einem faktischen Stillstand.
Wir fassen zusammen: Bundesliga-Vereine schließen Millionen-Verträge mit Wettunternehmen ab, die quasi illegal sind. Pokerspielen ist grundsätzlich verboten, Steuern darauf müssen aber bezahlt werden. Überall stehen legal Spielautomaten, an denen sich die Leute arm spielen. Die Polizei veranstaltet gleichzeitig aufwändige Razzien bei Taschengeld-Pokerrunden und will verfassungswidrige Internetsperren einführen. Armes Deutschland.
Eddy-Scharf-Urteil – Schlag ins Gesicht für alle Pokerspieler
Seit 2015 gibt es dank Eddy Scharf und seiner Anwälte das lang erwartete, höchstrichterliche Urteil in Sachen Poker und Steuer.Leider fiel das Urteil zu 100 Prozent anders aus, als es sich die Pokerspieler erhofft hatten.
Der Bundesfinanzhof in München entschied nämlich, dass Gewinne aus der Teilnahme an Pokerturnieren grundsätzlich der Einkommensteuer unterliegen können.
Zwar muss jetzt nicht automatisch jeder Pokerspieler in Deutschland Steuer auf seine Gewinne bezahlen. Nur wenn ‘Nachhaltigkeit und Gewinnerzielungsabsicht’ gegeben sind, kann es in Einzelfällen zur Besteuerung kommen. Wann das so ist, liegt aber im Ermessen des Staates und deswegen schafft das Urteil wieder nur Rechtsunsicherheit.
Das Urteil zeigt vor allem eins: Wenn der Staat Geld haben will, holt er es sich. Gerichte dienen dann nach Ansicht vieler Beobachter nur dazu, diese Entscheidungen im Nachhinein zu rechtfertigen. Eine objektive rechtliche Überprüfung finde nicht statt. Das gilt dann leider auch für die geplante Verfassungsbeschwerde von Eddy Scharf.
EPT Barcelona Angleshoot – Geht es noch verschlagener?
Im August 2015 gab es bei der EPT Barcelona einen mehr als unschönen Vorfall. Dani “Ansky” Stern wurde um 18.000 Euro gebracht. Dabei wurde er Opfer eines Missverständnisses, das allerdings auch als klarer Angleshoot ausgelegt werden kann.
Stern spielte €100/€200 PLO in der Highstakes-Sektion des Pokerraums. Bei einer All-In-Konfrontation auf dem Flop ging es um insgesamt 42.000 Euro. Es wurde dann ein Run-it-Twice gemacht, ein Spanier hatte den ersten Run gewonnen, Stern den zweiten und Juha Helppi im Ergebnis nichts.
Als der Pot geteilt werden sollte, wachte auf einmal der Spanier auf und erklärte, dass es in dem Casino eine Regel gebe: Man dürfe Run-It-Twice nur in Heads-Up-Pötten machen. Im Endeffekt wurde zugunsten des Spaniers entschieden, er bekam das ganze Geld. Ein Gau für Stern, der danach zu Recht stinksauer war.
WSOP-Main-Event – Langweilig wie noch nie...
Das Main Event der WSOP – vor allem der Finaltisch im November – war dieses Jahr aus mehreren Gründen eine öde Angelegenheit.Zum einen flog Poker-Superstar Daniel Negreanu kurz vor dem Finaltisch auf Platz 11 raus, seine Teilnahme am Final Table hätte ungefähr 1.000-fache mediale Aufmerksamkeit generiert.
Dann musste auch noch ausgerechnet Alexander Turyansky aus Deutschland auf Platz 10 rausfliegen, so dass das Ganze auch aus deutscher Sicht nicht mehr spannend war.
Der eigentliche Finaltisch im November ging dann über drei Tage, in denen der überragende Chipleader Joe McKeehen aber niemals gefährdet war und seine gigantische Führung immer weiter ausbauen konnte. Der 72-jährige Pierre Neuville flog recht schnell und sehr unglücklich auf Platz 7 aus. Echte Spannung geht anders.
Ärgernis des Jahres
Lasst uns wissen, was für Euch Ärgernis des Jahres ist. Die Abstimmung läuft bis zum 31. Dezember.Als kleines Dankeschön verlosen wir unter allen Einsendungen einmal 10 Dollar auf PokerStars oder Full Tilt. Bei Full Tilt bitte “FT” mit angeben. Gewinner werden in den Kommentaren bekannt gegeben.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 22.12.2015.