Nachdem bereits Dani Stern gestern von einen teuren Angleshoot im Casino Barcelona berichtete, machte nun auch Jason Mo seinem Unmut über die Inkompetenz der Mitarbeiter in Barcelona Luft. Er vermisste am dritten Tag des Main-Events nach einer Pause einen signifikanten Teil seiner Chips.
Was ist passiert?
Jason Mo fiel am dritten Tag der EPT im Live-Stream auf, als das Turnier nach einer Pause seinetwegen verzögerte gestartet wurde. Mo beschwerte sich über fehlende Chips nach einem Color-Up in der Pause.
Nun erklärte Mo sich ausgiebig im 2+2-Forum. Demnach hatte Mo vor der Pause zwischen 340 und 350 Tausend Chips gehabt. Er konnte dabei sehr genau auflisten, wie viele Chips welcher Denomination er hatte und erklärte, dass er direkt vor der Pause einen großen Pot verloren hatte und seine Chips danach gezählt hatte. Deswegen sei er ob der Zahl sehr sicher.
In der Pause fand ein Color-Up statt. Das heißt, die 500'er Chips wurden aus dem Spiel genommen und gegen höherwertige Chips getauscht.
Nachdem Jason Mo aus der Pause kam, stellte er fest, dass ihm ein beträchtlicher Teil seiner Chips fehlte. Er zählte genau 310.000 Chips – zwischen 30 und 40 Tausend weniger als er vor der Pause hatte.
Floor: Kein Fehler, Keine Kameras
Mo sprach die fehlender Chips beim Dealer an, dieser holt den Floor und am Ende waren vier offizielle am Tisch von Jason Mo. Diese bestanden darauf, dass Mo im Unrecht sein muss, da die Zahl der Chips am Tisch beim Color-Up identisch bliebe, es also gar nicht sein könne, dass Chips fehlen.
Auf die Forderung Mos, man möge die Kameraaufzeichnungen auswerten wurde entgegnet, dass es in diesem Turnierbereich keine Kameras gibt, es wäre aber sein gutes Recht gewesen, während des Color-Ups am Tisch zu bleiben. Die Diskussion am Tisch wurde darauf für beendet erklärt und das Turnier fortgesetzt.
Beschwerden auch von anderen Spielern
Es ist unklar, wer in diesem Fall im Recht ist. Es steht das Wort von Jason Mo gegen das Wort von Dealer und Floor und es wird keine realistische Möglichkeit, diesen Fall aufzuklären.
Allerdings meldeten sich auf 2+2 in Jason Mos Thread weitere Spieler zu Wort, die von ähnlichen Vorkommnissen berichteten. Ben "Ben86" Tollerene erklärte, ihm sei beim €50k-Highroller das selbe passiert.
Von Seiten des Ausrichters, der European Poker Tour und PokerStars gibt es diesbezüglich noch keine Aussagen.
Unabhängig davon, ob die fehlenden Chips Jason Mos aufgeklärt werden, bleibt ein fader Beigeschmack zurück. Es ist nun zum wiederholten Male zu einem unbequemen Zwischenfall in Barcelona gekommen und auf 2+2 mehren sich schon die Stimmen, diesen Tourstopp zukünftig zu boykottieren.
Wie schützt man sich gegen Chip-Diebstahl?
Beim Live-Poker muss man sicher sein können, dass die eigenen Chips die Pause unbeschadet überstehen. Das Prinzip "Vertrauen" ist hier elementar. Die Spieler verlassen zur Pause den Raum in der Hoffnung, dass sie 20 (oder 75) Minuten später alles genauso wieder finden wie sie es verlassen haben.
Wer schon einmal bei einem Turnier der Größenordnung einer EPT mit über 1.000 Mitspielern dabei war, sieht jedoch sehr schnell, dass aus dem Prinzip "Vertrauen" hier das Prinzip "Gottvertrauen" wird.
Insbesondere in den ersten Tagen sind so viele Spieler im Turnier, dass es praktisch unmöglich ist, absolute Sicherheit zu gewährleisten.
In den Pausen springen zahlreiche Spieler und Blogger zwischen den Tischen umher. Letztere zählen oftmals Chips und sortieren gerne mal Chips anders, um einen besseren Überblick zu bekommen. Die Dealer sitzen zwar am Tisch, können ihre Augen aber im Zweifelsfall nicht überall haben.
Und die Mitarbeiter sind sicherlich nicht vor Fehlern gefeit. Insbesondere beim Color-Up können, auch wenn Dealer und Floor gemeinsam damit befasst sind, Fehler passieren.
Sprich: Es gibt viele Möglichkeiten, wie Chips in der Pause einfach verschwinden oder bei anderen Spielern auftauchen können.
Eine einfache Vorkehrung ist es, zur Pause ein Foto von den eigenen Chips zu machen, nach Möglichkeit mit Dealer im Hintergrund. Dann hat man im Zweifelsfall einen Beweis.
Besser wäre es jedoch, wenn die Casinos Sorge tragen würden, dass das Prinzip "Vertrauen" mit einem Kamera-System abgesichert wird. Das würde zwar nicht keine absolute Sicherheit garantieren, könnte aber zur Klärung von Sachverhalten wie dem Fehlen der Chips bei Jason beitragen.
Turniere mit einem Buy-In von 5.000 Euro oder mehr sind keine Kirmesveranstaltung, sondern ein ernsthaftes Geschäft. Nur weil es beim Poker üblich ist, einen Stacks mit hunderttausenden Chips in der Pause einfach so stehen zu lassen, sollte man nicht übersehen, dass diese Chips einen Gegenwert von mehreren zigtausend Euro haben.
Die Sicherheit der Chips sollte zumindest im Ansatz diesem Wert entsprechen.
» Statement Jason Mos auf 2+2 (englisch)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 29.08.2015.