Ende 2013 verließ Unibet das MicroGaming-Netzwerk und eröffnete 2014 einen eigenständigen Pokerraum. Als einer der ersten Poker-Anbieter legte Unibet dabei den Fokus zu fast 100 Prozent auf die Freizeitspieler.
Inzwischen wird dieses Modell von mehreren Seiten als neuer Heilsbringer gefeiert – unter anderem Full Tilt und iPoker gehen seit neuestem auch den Freizeitspieler-Weg. 888 ist seit jeher das Freizeitspielerparadies schlechthin.
Bei Unibet jedoch ging man schon 2014 weiter, als es die anderen Seiten jetzt tun. Die Seite erlaubt keine Tracker, keine HUDs und richtet alle Aufmerksamkeit auf Freizeitspieler. Bei den European Poker Awards im März dieses Jahres bekam Unibet für die neue Software gleich einen Preis für die Innovation des Jahres.
Unser Kollege von PokerListings.dk, Thomas Hviid hat Andrew West, Head of Poker von Unibet, zu dem Unibet-Modell interviewt. Hier das Interview in Übersetzung:
Thomas Hviid: Wir kam es zu der Entscheidung, in erster Linie Freizeitspieler mit der Software anzusprechen? Gibt es konkrete Ziele, die mit der Änderung einhergehen?
Andrew West: Unser altes Modell hat einfach nicht mehr funktioniert. 2007 zum Beispiel hat ein Spieler, der in einem Monat gespielt hat, mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei Dritteln auch im nächsten Monat gespielt. 2013 sank diese Wahrscheinlichkeit bereits auf unter 50 Prozent.
Das Problem ist, dass erfahrene Spieler heutzutage sehr viel besser sind als damals, aber neue Spieler sind immer noch völlig unerfahren. Das heißt: Neue Spieler verlieren schneller, bekommen weniger Spaß für ihr Geld, beziehungsweise sind oftmals nicht lang genug aktiv, um überhaupt Spaß zu haben.
Im Ergebnis sahen wir einen anhaltenden Rückgang. Wir sind da nicht die einzigen, aber wir entschieden uns, diesem Trend etwas entgegenzusetzen.
Das Ziel unseres neuen Modells ist es, Gelegenheitsspieler länger am Leben zu lassen. Wir können zwar nicht das Rad auf 2007 zurückstellen, aber wir können eine Seite sein, bei der es ausschließlich um Poker geht.
Das heißt: wir erlauben keine HUDs, keine Table-Selection, keine Tracker und keine externen Programme. Man darf bei uns drei Mal pro Tag den Alias wechseln und ein Großteil unserer Promo-Gelder geht an die Low-End-Spieler. Die ganze Seite wurde auf Freizeitspieler ausgerichtet.
TH: Ist dieses Modell und die neue Software erfolgreich? Wie haben die Spieler reagiert und wie hat sich der Traffic entwickelt?
Ja, das Modell ist erfolgreich. Unsere Zahlen vom 2. Quartal 2015 zeigen, dass Poker um 12% gewachsen ist, aber diese Zahlen spiegeln die Realität nur bedingt wieder, da die Seite mit Euro operiert, die Geschäftszahlen aber in Pfund ausgegeben werden und der Wechselkurs hat sich deutlich verändert.
In Euro betrachtet ist unser Poker-Umsatz im Juli 2015 gegen dem Juli 2014 um 33 Prozent gestiegen. Im August dürfte es sogar noch besser aussehen.
Wir hatten größtenteils positives Feedback zu den Änderungen. Die meisten Leute sehen, dass selbst wenn diese Änderungen ihnen kurzfristig schaden, sie langfristig auch davon profitieren werden. Das kann man unserem offiziellen 2+2 Thread und den Diskussionen im inoffiziellen Unibet-Thread entnehmen.
TH: Immer mehr Pokerseiten versuchen, Freizeitspieler anzusprechen, indem sie ihre Software und den Fokus anpassen. Ist das eine Bedrohung für Unibet oder machen diese Seiten das Richtige?
Ich würde sagen, Imitation ist die ehrlichste Form von Schmeichelei.
Es ist einfach, Ideen zu haben, aber es ist schwer, diese umzusetzen. Deswegen kann ich nicht abschätzen, wie sich andere Seiten anstellen werden,
Aber ich denke, es hat keinen Zweck eine Version von PokerStars zu sein, wenn man nicht schon PokerStars-Größe hat. Langfristig wird nur das PokerStars- und das Unibet-Modell erfolgreich sein.
» Andrew West auf 2+2
» Original Artikel auf PokerListings.dk (dänisch)
[sc:poker]
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 27.08.2015.