Gegen den moldawischen Spieler Valeriu Coca wurden nach seinem Spiel beim $10k-Heads-Up-Championship-Event massive Betrugsvorwürfe laut. Connor Drinan, der sein Match gegen ihn verlor postete gestern dies auf Twitter:
Bubbled the HU. Hands down strangest hour and a half of poker of my life. Felt super-used
— Connor Drinan (@ConnorDrinan) 3. Juni 2015
Anschuldigungen Drinans gegen Valeriu Coca
Später äußerte sich Drinan auf 2+2 ausführlich.
Dort erklärt Drinan, dass Coca sehr merkwürdig gespielt habe. So habe er den ersten Teil des Matches sehr langsam agiert und faktisch jede Hand gefoldet. Als die Blinds jedoch etwas höher waren, hatte er wesentlich aggressiver gespielt und dabei augenscheinlich immer die richtige Entscheidung getroffen.
Drinan fasst das Spiel wie folgt zusammen: "Jedes Mal wenn ich eine gute Hand hatte, foldete er. Hatte ich eine schlechte, raiste oder reraiste er. Verpasste ich den Flop, griff er meine C-Bets an und versuchte ich es mit einer C-Bet auf dem Turn, griff er dort an. Traf ich jedoch und setzte, foldete er."
Nun kommt es beim Poker dann und wann vor, dass ein Gegner über eine größere Anzahl von Händen augenscheinlich immer die richtige Entscheidung trifft und man kein Land gewinnt. Das allein ist noch kein Indiz für Betrug. Allerdings bestätigen alle anderen Gegner von Valeriu Coca, dass es ihnen ähnlich ging und gegen alle spielte Coca den ersten Teil des Matches sehr viel passiver als den späteren Teil.
Eine Hand sei Drinan besonders in Erinnerung geblieben – nachdem er selbst ob der aggressiven Spielweise seines Gegner wesentlich weniger Hände spielte, war sein erster Raise seit längerem ein All-In für 20 Big Blinds vom Button mit Dreien. Coca callte sofort mit König-Fünf.
Der König-Fünf-Call allein ist nicht sonderlich ungewöhnlich, allerdings erklärte Conor Drinan gegenüber PokerNews, dass Aaron Mermelstein in einem vorigen Match gegen Coca in einer sehr ähnlichen Situation war. Mermelstein schob ebenfalls für 20 Big Blinds all-in. Hier hielt Coca Ass-Zehn, also eine deutlich bessere Hand als König-Fünf, konnte sich jedoch nur mühsam zu einem Call durchringen. Dabei wollte Coca zur Entscheidungsfindung mehrmals die Chips Mermelsteins sehen.
Die Vermutung ist nun, dass Valeriu Coca keineswegs die Chips, sondern die Karten seines Gegners sehen wollte und dass diese in der einen oder anderen Form markiert waren.
Valeriu Coca in europäischen Casinos gesperrt
Valeriu Coca hat zumindest ein Prag eine Vorgeschichte, die nahelegt, dass die Betrugsvorwürfe gegen ihn berechtigt sind. Martin Kuchařík erklärt auf pokerzive.cz, wie Coca in Prag vorging:
Dort ist er in mehreren Casinos gesperrt. 2014 fiel er im Ambassador Casino Prag auf, da er extrem loose und aggressiv auf den niedrigen Limits spielte, aber dennoch über einen längeren Zeitraum hohe Gewinne einfuhr.
Dabei lief das Spiel immer wie folgt ab: Coca spielte zunächst passiv und zurückhaltend, doch nach einiger Zeit wurde sein Spiel äußerst loose und aggressiv. Dabei schien er ein ums andere Mal erstaunlich gute Reads zu haben.
Am Ende wurde entdeckt, dass er die Karten mit klitzekleinen Markierungen versah. Nach einiger Zeit am Tisch hatte er einen Großteil des Decks markiert und konnte über diese Markierungen die Karten der Gegner lesen. Ähnlich könnte Coca auch in Las Vegas vorgegangen sein.
Vergleichbare Vorfälle
Es ist nicht das erste Mal, dass Spieler erfolgreich Karten markiert haben. Erst im März wurde der rumänische Spieler Mihai Lacotos von einem englischen Gericht schuldig gesprochen. Er hatte Karten mit seinem Fingernagel minimal eingedrückt und sich so einen Vorteil verschafft.
Auf welche Arten und Weisen Spieler Karten noch markieren, haben wir in unserer Serie Gezinkte Spielkarten – Die großen Betrugsmaschen festgehalten.
Vorgehen der WSOP
Die WSOP erklärte bereits, dass man den Vorwürfen gegen Valeriu Coca nachgehe. Dazu untersuche man die Karten auf Markierungen. Jack Effel erklärte auf Twitter: "Wir untersuchen den Vorfall mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln. Spielintegrität ist für uns sehr wichtig und wir würden nichts lieber tun, als einen Betrüger aus unseren Reihen zu entfernen."
» 2+2 Thread zu den Vorwürfen (Englisch)
» Ausführlicher PokerNews Artikel (Englisch)
» Frühere Betrugsvorwürfe gegen Valeriu Coca (Tschechisch)
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 05.06.2015.