Zu viele Werbeaktionen sind das sicherste Zeichen, dass ein Start-Up nicht funktionieren wird. Das erklärte deroeinst Mark Cuban, Besitzer der NBA Mavericks.
Wirft man einen Blick auf das Poker-Business muss man feststellen: Zu 99% stimmt dieser Satz.
Bevor 2006 der UIGEA verabschiedet wurde, war Online-Poker ein komplett unreguliertes Wild-West-Gebiet und es gab die absurdesten Marketing-Aktionen zahlreicher neu auf den Markt drängender Anbieter. Die meisten dieser Anbieter überstanden nicht einmal das erst halbe Jahr, aber die merkwürdigen Werbe-Aktionen bleiben bis heute in Erinnerung.
Es ging nicht einfach nur darum, cool zu sein. Es war überbordend, lächerlich, gierig und ging immer wieder um Sex – die Pokeranbieter ließen kaum etwas aus, um neue Spieler zu gewinnen.
Unsere Kollegen von PokerListings.com haben 24 der merkwürdigsten Werbeaktionen der letzten 15 Jahre zusammengestellt. Wir haben 16 davon herausgegriffen und hier übersetzt:
1. Jemand versuchte einen Affen ins Main-Event einzukaufen
Das klingt jetzt wie ein Witz, aber im Jahr 2006 hat wirklich jemand versucht, einen Affen ins Main-Event der WSOP einzukaufen.
PokerShare.Com hieß dieser Jemand und der Affe hieß "Mikey". Die Jungs von PokerShare brachten Mikey sogar rudimentäre Spielzüge bei. Also er konnte am Tisch sitzen. Und all-in schieben ging auch.
Erstaunlicherweise kamen die größten Beschwerden über Mikey von den Spielern. Sie wollten wohl nicht von einem Affen gebustet werden, auch wenn eine loose All-In-Maschine eigentlich das Beste ist, was einem am Pokertisch passieren kann.
Das wohl verrückteste an dieser Geschichte ist, dass die WSOP Schwierigkeiten hatte, zu begründen, warum Mikey nicht spielen dürfe. Am Ende fand man in den Turnierregeln eine Passage, die man so auslegen konnte, dass nur Menschen an dem Turnier teilnehmen können.
Hier ein Video mit dem Affen Mikey am Pokertisch:
2. Die WSOP verschießt Geld, wortwörtlich
Das ist noch gar nicht so lange her: 2014 schoss die WSOP Geld in die Luft des Amazon Rooms.
Genau genommen waren es 10.000 Ein-Dollar-Noten. Die gesamte Aktion war ziemlich merkwürdig, wenn man bedenkt, dass viele der anwesenden Spieler Millionäre waren und entsprechend wenig Interesse daran hatte, für eine Handvoll Dollar auf dem Boden rumzukriechen.
Aber immerhin konnte das Caesars das Geld von der Steuer absetzen.
3. Man konnte Mike Tysons Haus beim Pokern gewinnen
Der englische Multimillionär Dominic Marrocco hatte 2004 eine reichlich komische Idee: Er kaufte Mike Tysons ehemaliges Haus für 4 Millionen Dollar und wollte ein Freeroll veranstalten, bei dem man das Haus gewinnen konnte. An dem Freeroll sollte auch Mike Tyson teilnehmen. Zu diesem Zeitpunkt war Tyson total abgebrannt und hätte das Haus gut gebrauchen können.
Hintergrund der Aktion war, dass Marrocco eine Reality-Show rund um das Haus drehen wollte, bei der der Sieger das Anwesen gewinnen konnte. Die Teilnehmer sollten am Ende ein Turnier mit Tyson und Marrocco selbst austragen und der Sieger hätte das Haus bekommen.
Am Ende wurde die Show nie verwirklicht, aber immerhin weckte man Tysons Interesse am Pokerspiel ein wenig – 2007 spielte er das Ante-Up-for-Africa-Turnier mit.
4. Kondom-Werbung mit Poker
Mitte der Nullerjahre war Poker definitiv der hice shice und jeder wollte sich mit Pokerfedern schmücken.
So auch der Kondom-Hersteller Kimono, der im TV Werbespots ausstrahlte bei denen am Ende anstatt mit Chips mit Kondomen gespielt wird. Sonderlich viel Sinn ergab das ganze nicht und auch der Slogan der Werbung ("When One-Eyed Jacks Are Wild") war eher irritierend, aber hey, es war Sex und Poker und das ging zu dieser Zeit schließlich immer:
5. Christliche Poker-Chips
Wenn Sex und Poker funktioniert, dann mit Sicherheit auch Jesus und Poker. Und so versuchte Mitte der 2000er Jahre der christliche Händler Kerusso ein Set Pokerchips, auf die inspirierende Slogans aufgedruckt waren, an den Mann zu bringen.
Unter anderem standen auf diesen Chips glorreiche Wortspiele wie "Jesus went ALL-IN for you" oder "CALL on the name of the Lord".
Ob die Chips nun zum Spielen gedacht waren oder reine Dekoration sein sollten, ist unklar. Schließlich ist Glücksspiel in den Augen des Herrn sicherlich nicht der beste Weg zur Seligkeit.
6. Sex für Poker
Wieder zurück zum Sex: Swank Poker war ein äußerst kurzlebiges Online-Poker-Projekt, das mehr oder weniger darauf fußte, das Pokerspieler am ehesten durch die Aussicht auf Sex zum Spielen animiert werden.
Deswegen bestand der gesamte VIP-Store aus entsprechenden Dingen. Die teuerste Prämie? Man durfte einen Porno drehen.
Dies einige der VIP-Prämien:
– 4.000 Swank Punkte: Eine Jahresladung Kondome
– 4.500 Swank Punkte: 1.000 HotMovie.com-Minuten
– 75.000 Swank Punkte: Eine Nacht im Babylon in Wien
– 80.000 Swank Punkte: Ein Jahr VIP-Mitgliedschaft im Green Door Sex Club Las Vegas
– 100.000 Swank Punkte: Eine Hardcorde Sex-Szene mit einem Swank-Girl drehen
Das Projekt Swank Poker erhielt allerdings so wenig Zuspruch, dass fraglich ist, ob irgendwelche der teureren Prämien je eingelöst wurden. Das ist womöglich auch besser so…
7. 200.000 Dollar für Paris Hilton
Nicht nur Poker war in den Nullerjahren ein ganz heißes Eisen, auch Paris Hilton war quasi nicht mehr aus den Schlagzeilen wegzudenken.
Ein bisschen Poker hatte sie auch gespielt und irgendwann gab es dieses Gerücht, dass sie ihren rosa Bentley verspielt haben soll. Vermutlich war an diesem Gerücht wenig dran, denn wo kann man schon Autos setzen (außer in Filmen).
Aber egal, Party Poker nahm das trotzdem zum Anlass, Paris Hilton ein Freeroll anzubieten, bei dem sie den Bentley zurückgewinnen konnte.
Dafür hätte sie nur Mike Sexton im Heads-Up schlagen müssen. Leider kam dieses Spiel nie zustande.
8. 888 schickt die Spieler in ein Kampfflugzeug
Diese absurde Promo ist noch gar nicht so alt. Tatsächlich ist sie vom letzten Jahr und wurde zur Einführung von Snap-Poker auf 888 angeboten.
Dabei spielte man über eine Reihe von Freerolls eine Reise in die Tschechische Republik aus und Höhepunkt war ein Flug in einem Kampfflugzeug.
Man durfte nicht selbst fliegen, was zwar irgendwie schade, aber wohl auch sicherer war.
9. Full Tilt verkauft Phil Ivey
2009 war die Welt bei Full Tilt noch in Ordnung. Es gab noch keinen schwarzen Freitag, man war noch nicht pleite und Phil Ivey schaffte es an den Final-Table des Main-Events der WSOP.
Prompt spielte Full Tilt Anteile an Phil Ivey in mehreren Promos aus. Insgesamt 6% der Gewinne von Ivey konnte man in Sit-And-Gos gewinnen.
Dabei wurden diese Prozente nicht von Iveys Gewinn abgezwackt, sondern von Full Tilt gesponsert.
Ivey wurde Siebter im Main-Event, kassierte 3,8 Millionen Dollar und so verteilte Full Tilt rund 230.000 Dollar an die glücklichen Gewinner der Promo.
10. Auf PokerStars spielen und einen Porsche gewinnen
Diese Promo ist die einzige der hier aufgelisteten, die es nach wie vor gibt.
Auf PokerStars kann man sich mit seinen VIP-Punkten einen Porsche kaufen. Man muss nur 3,1 Millionen FPP akkumulieren und schon kann man diese gegen einen Posche Cayman S tauschen.
Der erste Spieler, dem dies gelang war der Italiener Dario Minieri. Mit 22 Jahren holte er sich 2007 den Porsche. Ihm folgten eine gute Menge Spieler, die sich so ein Auto sicherten. Ein weiterer Italiener, Luca Moschitta, holte sich 2011 gleich zwei davon bei PokerStars ab.
11. Bet.US ließ diese Werbung ausstrahlen
Ohne Worte (das nennt man wohl Qualitäts-Werbung):
12. Win-a-Date Promo bei Bombshell Poker
Swank Poker hatte schon ein reichlich merkwürdiges Konzept, doch der Anbieter Bombshell Poker hatte eine völlig bekloppte Vorstellung davon, wie Online-Poker funktioniert.
Man konnte auf der Seite kein Geld gewinnen, sondern ein Date mit einem Model. Bombshell Poker hatte eine Reihe von Models im Angebot gegen die man online spielen konnte und man hatte die Möglichkeit, den E-Mail-Kontakt oder gar ein Date zu gewinnen.
Das ist schon ziemlich gruselig und wie so ein Date ausgesehen haben mag, möchte man sich nicht wirklich vorstellen.
Auch spannend ist es, dass die Macher von Bomshell Poker offenbar davon ausgingen, dass Pokerspieler ohnehin nicht von alleine ein Date zustandebringen.
Eine Zukunft hatte der Anbieter nicht und er verschwand in Kürze wieder vom Markt.
13. 500.000 Dollar Freerolls von Energy-Drink-Hersteller
2008 wurde der Energy-Drink "All-In" auf den Markt geworfen und passend zum Namen versuchte man bei der WSOP bei Pokerspielern Fuß zu fassen.
Entsprechend wurde das Turnier 2008 von oben bis unten mit den Dosen zugepflastert und es wurden über 100.000 All-In-Drinks konsumiert. Krönendes Finale der Werbe-Aktion war ein Live-Freeroll um 500.000 Dollar bei dem 1.200 zuvor eingeladene Spieler mitmachen durften.
Außerdem entstand dieses gewöhnungsbedürftige Kunstwerk – ein Energy-Drink-Rap samt Johnny Chan, Phil Hellmuth und Layne Flack:
14. Victoria's Secrets ureigenes Strip-Poker-Spiel
Eigentlich verkauft Victoria's Secret Unterwäsche und dann und wann mal Kalender, aber Mitte der Nullerjahre wollte man ebenfalls am Pokerboom teilhaben.
Unter dem Namen PinkPantyPoker.com stellte Victoria's Secret ein eigenes Strip-Poker-Spiel online bei dem man Draw-Poker gegen mehrere Models spielen konnte. Im Laufe des Spiels ließen diese dann peu à peu ihre Hüllen fallen.
Das Spiel gibt es übrigens heute noch und ist hier zu finden.
15. PokerStars wäre beinahe offizieller James-Bond-Partner geworden
Die meisten Pokerfans wissen, dass im James Bond Film Casino Royale Poker eine größere Rolle spielt.
Was nur die wenigsten wissen, ist dass PokerStars sehr kurz davor war, neben Sony, Aston Martin und Omega offizieller Partner des Films zu werden.
Dan Goldman, einer der ersten PokerStars-Vermarkter erklärte in seinem » Blog, dass es einen Deal gab, nach dem PokerStars ein Turnier an genau dem Ort austragen konnte, an dem James Bond und Le Chiffre ihr Duell austrugen.
Es hätte angeblich sogar die Möglichkeit bestanden, dass PokerStars an dem Film direkt teilhaben konnte.
Aber im letzten Moment zog das Unternehmen hinter Casino Royale die Reißleine, denn man wollte doch nicht mit einem Online-Glücksspielanbieter in Verbindung gebracht werden. Kurz danach kam es zum UIGEA und damit wäre das Vorhaben wohl ohnehin ins Wasser gefallen.
16. Russ Hamilton gewinnt sein Gewicht in Silber
Zum Abschluss eine Aktion, die so alt ist, dass sie mit Online-Poker nichts zu tun hatte.
Russ Hamilton (genau der, der später für den UB-Skandal verantwortlich war) gewann 1994 das Main-Event der WSOP. Der erste Preis damals? Eine Million Dollar und sein Gewicht in Silber.
Genau, Russ Hamilton gewann sein Gewicht in Silber.
Und das war nicht grade wenig – rund 135 Kilogramm wog er damals und dafür gab es 43 Silberbarren im Wert von 28.000 Dollar.
Die Idee zu dieser Promo kam von Jack Binion – so wollte man den 25. Geburtstag der WSOP feiern und irgendwie warf dieses Silber einen Schatten auf eine Menge absurder Promotionen voraus, die 10 Jahre später in der Online-Poker-Welt das Licht der Welt erblicken sollten.
Dieser Artikel erschien auf PokerOlymp am 11.05.2015.